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Was es zwischen Paar und Pazifik zu erzählen gibt: Das neue Album von Edler & Hofberger

02.01.2015 | Stand 02.12.2020, 21:48 Uhr

„Paar-Lauf“ heißt das neue Album von Robert Edler (l.) und Ludwig Hofberger (r., der auch für Bayern Dry und andere Schrobenhausener Projekte textet), das jetzt in den Handel gekommen ist - Foto: privat

Aichach (SZ) „... es gibt Tage, da wächst das Gras, der Wind weht und der Himmel ist blau und ... was soll ich sagen ... das ist es doch, worauf es ankommt und wenn du mich fragst, there's nothing I can do about it now.“

Nun, wenn auch Ludwig Hofbergers Roman „Fiaß, laßt's mi ned foin“ so endet, gibt es natürlich etwas, was man noch machen kann. Noch ein paar Songs schreiben, zum Beispiel, sich weiter ärgern über das „Drecks-Kaff“, in dem man festhängt und das man doch irgendwie nicht so schlecht findet, sich wegträumen an den Strand, den man nicht mehr unter dem Pflaster sucht, weil man weiß, wo man ihn findet; und mit Robert Edler wieder eine CD machen, zum Beispiel. Zwei Jahre nach ihrem Doppel-Album „Fiaß, laßt's mi ned foin“ ist jetzt die neue CD von Edler & Hofberger erschienen: „Paar-Lauf“. Der musikalische „Paar-Lauf“ der beiden dauert – mit Unterbrechungen – eigentlich schon ziemlich lange, es ist viel Wasser die Paar entlang gelaufen, seit die beiden mit Bands auf der Bühne standen, an die sich die – zugegebenermaßen schon etwas älteren – Musikfreunde in der Gegend zwischen Aichach, Altomünster und Schrobenhausen – zugegebenermaßen sehr gerne – erinnern: Driang'l, Rhabarber und Wild Sax & the Love Street Boogie Band, die Band, die wie alle Guten sehr jung sterben musste. Die Väter und Vorbilder dieser musikalischen Biografie sind einschlägig: The Band und Crosby, Stills & Nash, Bruce Springsteen und Van Morrison, Greatful Dead und die Eagles, natürlich die großen Meister Dylan und de Ville und all die anderen. Wer in ihrem Geist Musik macht, von dem darf man keine große Überraschungen erwarten – und von dem will man auch keine Überraschungen. Wobei . . .

Die Fiaß-Doppel-CD war ein Konzept-Album, das man als Soundtrack zu Hofbergers wunderbar schrägem bayrisch-amerikanischem Schelmenroman verstehen muss. Damals sind Edler & Hofberger auf dem Americana-Highway vom Ashbury-Park, N.J., zum Laurel Canyon und, nach ein paar Abstechern nach Nashville, Tennessee, wieder zurück gecruist. „Paar-Lauf“ zeigt, dass die beiden die Abzweigungen und Einmündungen dieses Highways auch genau kennen und das Great American Songbook ein paar Seiten hat, die tief im Süden, in der Karibik und in Südamerika geschrieben wurden.

Robert Edlers Gitarren tragen so wunderbare Blues- und Soulnummern, haben an den Reggae-Einflüssen (Ludwig Hofbergers alte Liebe) genauso Spaß wie am Tex-Mex-Sound und klassischen Verbeugungen vor Robbie Robertson und Willy de Ville. So ist „Paar-Lauf“ musikalisch abwechslungsreicher als das Fiaß-Album, aber doch in einem Geist geschrieben.

Für die wieder mit viel Liebe und Aufwand gestaltete CD mit Booklet haben die beiden auch ein wenig „Wir bringen die Band wieder zusammen“ gespielt und mit Harti Bauch, Erwin Fraunhofer, Wolle Fent, Robert Oberacher und Hias Schröck alte und neue Musikgefährten mit in die Aufnahme-Küche (das darf man wörtlich nehmen) geholt. Dort ist ein satter, erstaunlich breiter Sound in dem „kloana Kastl“ entstanden, der sich aber erfreulich von dem glattgeschliffenen und verpoppten Einerlei der bayerischen Welle unterscheidet, auf der gerade so viele reiten und die in den Radios gedudelt und von Bayern 2 auf den „Heimatsound-CDs“ verbreitet wird. Nichts für Edler & Hofberger. Ludwig Hofbergers Stimme darf das Altomünsterer bayerisch knarzen und knorren, als hätte der Wüstensand an den Stimmbändern gerieben.

„Paar-Lauf“ kann man für zwölf Euro in der Engelhardt-Apotheke in Schrobenhausen, in Saddler's Guitar-Room und im Weltladen in Aichach, bei Auto Oberacher in Klingen, und bei Schwarz & Lesti in Altomünster kaufen. Oder unter www.hudlhub.de auch online.