Adelshausen
Neue Form der Bürgerbeteiligung

Beim Treffen im Adelshausener Feuerwehrhaus zum Baugebiet Linnerberg näherten sich die Standorte an

17.10.2014 | Stand 02.12.2020, 22:06 Uhr

Das neue Baugebiet in Adelshausen erläutert Jan Kwade anhand eines Plans im Feuerwehrhaus den interessierten Bürgern. - Foto: Pehl

Adelshausen (SZ) Eine etwas andere Form der Bürgerbeteiligung hat Karlskrons Bürgermeister Stefan Kumpf (CSU) ausprobiert. Im Feuerwehrhaus Adelshausen diskutierten Bürger mit den Planern über ein umstrittenes Baugebiet.

Mit Erfolg: Bei der Entwässerung wurde eine Einigung erzielt. Man wollte jetzt „Nägel mit Köpfen machen“, erklärte der Rathauschef eingangs des Treffens, das nicht das erste zu einem Thema war, das die Gemeinde seit nunmehr zehn Jahren beschäftigt. „Jeder wird einen Kompromiss eingehen müssen“, betonte er. Konkret geht es um das Baugebiet Linnerberg II am Rand des kleinen Ortsteils Adelshausen mit (je nach Umlegung) voraussichtlich gut zwei Dutzend Bauplätzen. Streitpunkte waren und sind teilweise noch der Verkehr und die Entwässerung.

Zwar gibt es hierzu längst Berechnungen, die auch schon im letzten Gemeinderat vorgestellt und diskutiert wurden. Doch etliche Adelshausener trauen den Zahlen nicht, die das Planungsbüro Wipfler vorgelegt hat. Die Bürger befürchten, dass durch das neue Baugebiet sich die Niederschläge vom Berg an tieferen Punkten der Ortschaft sammeln und die Wasserproblematik noch mehr verschärft wird. Auch die Kosten für zu viel Fremdwasser im Kanal bereiten den Adelshausenern Sorgen.

Daher erläuterte Ingenieur Jan Kwade kurz seine Überlegungen. „Trennsystem oder Mischsystem“ laute die Grundsatzentscheidung. Während heute Trennsysteme vorgeschrieben seien, könne am Linnerberg wegen der langen Planungszeit noch ein Mischsystem errichtet werden. Das gesamte Wasser (davon schätzungsweise 95 Prozent Regenwasser) fließe dann in einen Kanal. Ein Trennsystem benötige einen eigenen Ablauf. Unabhängig davon benötige man für die Ableitung des Wassers aus dem äußeren Einzugsgebiet ein Rückhaltebecken, das Wipfler oben errichten will. Für das Abwasser der neuen Siedlung sei ein Stauraumkanal erforderlich.

Hier entzündete sich die erste Diskussion. Zum Vorschlag, den Stauraumkanal durch Zisternen zu ersetzen, sagte Kwade, dass diese in Summe noch teurer seien. Lange wurde dann über die Möglichkeit der Versickerung debattiert. Zum Hinweis, dass dies in etlichen Orten möglich sei, erklärte Kwade, dass Sickerschächte nicht mehr genehmigungsfähig seien, höchstens eine Muldenversickerung. Strittig ist auch die Beschaffenheit und Durchlässigkeit des Bodens. Hier erklärte sich der Planer zu einem Sickerversuch an einigen Stellen bereit.

Nach längerer Diskussion wurde schließlich ein möglicher Kompromiss gefunden. Das Rückhaltebecken am Linnerberg sollte nicht oben, sondern unten gebaut werden. „Das haben wir uns konstruktiv auch schon überlegt“, sagte Kwade. Das würde jedoch die Zahl der Bauplätze verringern und eine Wasserführung notwendig machen, was die Sache verteuere. „Wenn das Becken unten ist, wird die Sicherheit aber nicht erhöht“, betonte er. Mit der Einführung eines Trennsystems müsste dann noch ein recht enger Abschnitt des Kanals im Ort vergrößert werden.

Auf wenig Begeisterung sei bislang der Vorschlag zum Bau eines Polders gestoßen, da bei starkem Regen der Graben mit dem Wasser aus der Umgebung volllaufe. Ein Vorschlag in diesem Zusammenhang ging dahin, bis zum Ostermoos Rohre zu legen.

Der Verkehr zum und vom neuen Baugebiet soll bei einem Ortstermin am 18. November erörtert werden. Hier tauchten Themen wie die Straßenbreite, Einbahnstraßenregelung, eine komplett neue Zufahrt oder auch Parkbuchten auf. Besorgte Eltern wiesen auf die Engstellen beim Gehweg durch den Ort und den wachsenden Durchgangsverkehr durch Adelshausen hin. Doch gibt es auch strikte Gegner der Ausweisung neuer Baugebiete sowie Forderungen nach einem Baulandmodell nur für Einheimische oder die Auflegung eines Bauzwangs. Alternativen zum Linnerberg gibt es laut Rathauschef Kumpf derzeit nicht. Andere Gebiete seien immer mit Problemen behaftet, wie es auch Ziel der Gemeinde sein müsse, nicht immer an den Straßen entlang zu bauen, sondern runde Siedlungen anzustreben.