Pfaffenhofen
Not wächst, Anforderungen steigen

16.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:29 Uhr

Einstimmig wiedergewählt: Der SKM-Vorstand besteht weiterhin aus Albert Heinzinger (Kassenwart, von links), Katharina Breu (Stellvertreterin), Silvia Ortmann (Beisitzerin), Hans Prechter (Vorsitzender), Kathrin Maier (Beisitzerin) und Peter Daubmeier (Schriftführer). - Foto: Herchenbach

Pfaffenhofen (ahh) "Natürlich", sagt Hans Prechter, "wäre es uns am liebsten, wenn Menschen erst gar nicht obdachlos werden." Aber weil dies ein illusorischer Wunsch ist, versuchen er und seine Mitstreiter, den Obdachlosen ihr Schicksal zu erleichtern.

Prechter, CSU-Stadtrat und Altbürgermeister von Pfaffenhofen, hatte als Vorsitzender des Katholischen Verbands für Soziale Dienste (SKM) am Dienstagabend zur Mitgliederversammlung ins katholische Pfarrheim eingeladen. Es galt, Bilanz zu ziehen, neue Pläne vorzustellen und den Vorstand zu wählen.

Der SKM, der auf Bundesebene auf eine über 100 Jahre alte Geschichte zurückblicken kann, wurde in Pfaffenhofen vor acht Jahren vom 2014 verstorbenen Pfarrer Frank Faulhaber ins Leben gerufen. Der Verband hat, wie alle SKM-Vereine, das Ziel, die Lebenssituation von Wohnungs- und Obdachlosen sowie von Menschen in besonders schwierigen sozialen Verhältnissen zu verbessern. In Pfaffenhofen betreut er das städtische Obdachlosenheim an der Ingolstädter Straße, das gerade für über 1,2 Millionen Euro um zwei Neubauten für 28 Einzelpersonen in 14 Doppelzimmern und sieben Wohnungen mit je zwei Schlafzimmern und einem Wohnzimmer für Familien erweitert worden ist. Die Not wächst, stellte Prechter fest, denn immer häufiger passiert es, dass Menschen per Zwangsräumung ihre Wohnung verlieren, weil sie die Miete schuldig bleiben.

Ihnen will der SKM unter die Arme greifen und ein wenig Freude machen. So konnten dank großherziger Spenden eine Waschmaschine und zwei Trockner für die Obdachloseneinrichtung angeschafft werden; Ostern brachten Ehrenamtliche Körbe mit Leckereien ins Heim, im August fuhr der Verein mit 50 Bedürftigen in den Augsburger Zoo, im Advent lud er zu einem Weihnachtsessen ins Pfarrheim ein - um nur einige Aktivitäten zu nennen.

"Wir haben gut gewirtschaftet", freute sich Prechter. Über 13 000 Euro Überschuss sind in der Kasse, die sollen in die Obdachloseneinrichtung fließen. "Mal sehen, was da noch fehlt." "Zweckmäßig" soll es sein, nicht komfortabel, denn die Unterkunft ist als vorübergehende Bleibe gedacht und nicht als Daueraufenthalt.

Als Gastrednerin war die Caritas-Sozialpädagogin Anna Helmke von der Pfaffenhofener Stabstelle für Gemeindecaritas, Nachbarschaftshilfe und Ehrenamt eingeladen. Sie gab einen Überblick über ihren Verband, der mit 617 000 Angestellten und über 500 000 Ehrenamtlichen Deutschlands größter Arbeitgeber ist. In Pfaffenhofen beschäftigt die Caritas 277 Mitarbeiter und freut sich über rund 1000 Ehrenamtliche. "Es würden sich viel mehr engagieren", wusste Anna Helmke. "30 Prozent der Bevölkerung stehen, wie wir aus Umfragen wissen, in den Startlöchern." Aber sie zögern, weil sie ein längerfristiges und verbindliches Engagement scheuen." Ein Problem, bestätigte der anwesende Stadtpfarrer Albert Miorin, ebenfalls SKM-Mitglied, das nicht nur die Caritas hat.

Und die Anforderungen steigen nicht nur durch die Betreuung von Flüchtlingen, es gäbe immer mehr gesellschaftliche Probleme. In Pfaffenhofen, so Helmke, häufen sich die Anfragen von Alleinerziehenden und pflegenden Angehörigen. "Probleme, die von Familien nicht mehr aufgefangen werden können."

Die Neuwahl des Vorstands verlief unspektakulär. Weil die 19 anwesenden SKM-Mitglieder (von 49 insgesamt), mit der Arbeit ihres Vorstands zufrieden waren, wurde er einstimmig wiedergewählt.