Hettenshausen
Für ein Miteinander von Waldbau und Jagd

23.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:36 Uhr

Mit einem Geschenk bedankt sich Hermann Müller (links) beim Referenten Nikolaus Urban. - Foto: Gruber

Hettenshausen (PK) Bei der Jahresversammlung der Waldbauernvereinigung informiert Nikolaus Urban über das Geben und Nehmenzwischen den beiden Seiten.

Zur Jahreshauptversammlung der Waldbauernvereinigung (WBV) Pfaffenhofen konnte der Vorsitzende Hermann Müller in Hettenshausen neben zahlreichen Mitgliedern auch den stellvertretenden Landrat Josef Finkenzeller, Max Weichenrieder vom BBV, Joseph Konrad von der Landwirtschaftsschule, Rudi Engelhard von der Jägervereinigung, den Ehrenvorsitzenden Michael Bogensberger sowie den Hauptreferenten des Abends, Revierjagdmeister und Forstwirt Nikolaus Urban, begrüßen.

"Wald geht vor Wild": Diesen Grundsatz betonte Urban in seinem sehr informativen Referat mehrfach und verwies darauf: "Was in den 70er und 80er Jahren über Rehwild erforscht wurde, hat sich bestätigt." Die Jagd sei, "wie wir Bauernjäger sie verstehen, Dienstleistung für die Waldbesitzer". Das bedeute, dass standortheimische Baumarten ohne Schutzmaßnahmen aufwachsen können. Es dürfe daher "keine Tierzucht im Wald" geben, die gesetzliche Vorgabe "Wald vor Wild" müsse berücksichtigt werden. Durch überhöhte Reh- und Schwarzwildbestände würden, so Urban, die Schäden in Land- und Forstwirtschaft immer mehr steigen. Der Klimawandel führe zu längeren Vegetationszeiten; er empfehle daher, "um Johanni einen Blick auf Sommerverbiss zu werfen"; später werde es nicht weniger Schäden geben.

Der Maisanbau führe zu höheren Reproduktionsraten bei Reh- und Schwarzwild, die Tiere bekämen immer früher Nachwuchs, weil das Nahrungsangebot ständig steige. Entschieden wandte sich Urban gegen Fütterungen und Kirrungen, die nach Meinung vieler Jäger Verbissschäden verringern sollten. Das sei sinnlos. Denn "Verbiss ist niemals eine Frage guten oder schlechten Fütterns, sondern eine Folge eines erhöhten Wildbestandes". Daran seien die Jäger schuld.

Wenn man heute oft den Begriff "Wildtiermanagement" höre, sei das falsch: "Wildtiere kann man nicht managen." Man müsse eher "die Jäger managen". Sie sollten weniger auf Trophäen achten, sondern vor allem weibliche Tiere erlegen, um den Nachwuchs zu verringern. Urban betonte auch, dass die Jagdgenossen für den Wald und damit auch die Abschusszahlen verantwortlich seien; das Jagdrecht liege bei ihnen, verpachtet werde nur das Jagdausübungsrecht. Die Jagd habe dafür zu sorgen, dass "der Wildbestand an die Landeskultur angepasst wird". Dann könnten auch Bäume ohne Schutzmaßnahmen aufwachsen. Die Wälder müssten wieder in einen ähnlichen Zustand kommen wie um 1800: Damals waren 50 Prozent Buche, 30 Prozent Tanne, 10 Prozent Fichte. Heute sind es 70 Prozent Fichte und 25 Prozent Buche. Er lud die Waldbauern ein, zu ihm ins Rottal zu kommen, um zu sehen, dass dort Wälder ohne Schutzmaßnahmen wachsen.

Keine Probleme gab es beim Geschäfts- und Kassenbericht, die Entlastung des Vorstands erfolgte einstimmig. Die Mitgliederzahl hat sich auf 2089 erhöht, an Stammholz wurden von der WBV knapp 40 475 Festmeter vermarktet, dazu etwa fast 4000 Raummeter Papierholz, Forsterholz und Brennholz sowie mehr als 8530 Atro Tonnen Hackschnitzel.