Pfaffenhofen
Geschlossenheitsdemonstration mit Makel

Pfaffenhofens Tierschutzverein strauchelt beim versuchten Rauswurf eines Kritikers

28.05.2013 | Stand 03.12.2020, 0:05 Uhr

„Pino“ und seine vierbeinigen Kameraden aus der Pfaffenhofener Tierherberge freuen sich auf viele Besucher beim Tag der offenen Tür - Foto: Paul Ehrenreich

Pfaffenhofen (PK) Der Tierschutzverein scheint endlich in ruhigem Fahrwasser zu sein – zumindest fast: Bei der Vollversammlung demonstrierte der Verein zwar Geschlossenheit, machte diesen Eindruck mit dem versuchten Rausschmiss eines Kritikers aber gleich wieder teilweise zunichte.

Es schien eigentlich alles perfekt beim zweiten Anlauf einer Vollversammlung des Tierschutzvereins Pfaffenhofen und Umgebung am Montagabend: Mitglieder, die dem Vorstand trotz aller Widrigkeiten des vergangenen Jahres die Treue halten, viel Applaus, demonstrative Einstimmigkeit. Der Verein präsentierte geordnete Finanzen, die Irritationen zum lückenhaften Kassenbericht sind ausgeräumt, und es scheint solide gewirtschaftet worden zu sein (siehe Kasten). Und zur Krönung wurde die viel diskutierte Beschäftigung der Vereinsvorsitzenden Manuela Braunmüller als 400-Euro-Kraft in der Tierherberge (PK berichtete) mit nur einer Gegenstimme ebenfalls von den Mitgliedern abgesegnet.

Das zurückliegende, turbulente Jahr habe „Nerven, Schweiß und ein paar Tränen gekostet“, sagte Braunmüller. Doch man habe verhindern können, dass der Verein im Streit zerbricht: „Wir stehen als Team kompakt da, und uns stehen viele ehrenamtliche Helfer zur Verfügung“, fasste sie zusammen. Unter die vergangenen Querelen will sie einen Schlussstrich ziehen: „Wenn irgendjemand meint, schlecht über uns reden zu müssen, soll er es tun“, sagte sie. Auf „Schüsse aus dem Hintergrund“ wolle man nicht mehr reagieren.

Sie tat es aber doch – und das hatte das Zeug zum kleinen Eklat: Braunmüller schlug vor, die Mitgliederversammlung solle über einen Vereinsausschluss des geschassten Kassenprüfers Reiner Sidorowski abstimmen. Der pensionierte Finanzbeamte, der bei der Versammlung anwesend war und seine Position verteidigte („Man hat mich rausgeschmissen!“), hatte in einem Leserbrief an unsere Zeitung gemutmaßt, der neue Vorstand der Tierschützer habe mit seiner Absetzung verhindern wollen, dass er die Kasse unerwünscht genau prüfe. „Das sind Unterstellungen, die deutlich über das Erträgliche hinausgehen“, sagte dazu Braunmüller. Sidorowski werfe mit Dreck, schimpfte die altgediente Tierschützerin Sonja Kostinek weiter: „Solche Mitglieder braucht der Verein nicht.“

Mit der demonstrativen Ruhe bei der Hauptversammlung war es damit erst einmal vorbei. Von vereinsschädigendem Verhalten war die Rede, und zur angekündigten Abstimmung über den Ausschluss Sidorowskis waren schon einige – aber beileibe nicht alle – pinken Stimmzettel in die Luft gereckt. Doch der Rauswurf scheiterte an einer Formalie: Laut Satzung muss zunächst vom Vorstand über den Vereinsausschluss entschieden werden. Erst bei einem Widerspruch des Betroffenen sei bei der nächsten Mitgliederversammlung zu entscheiden – „und nicht umgekehrt“, mahnte Roland Dörfler, Tierschutzreferent des Stadtrats an. „Das steht rechtlich auf wackeligen Füßen“, warnte auch Thomas Naumann vom benachbarten Tierschutzverein Hallertau. Der Verein dürfe nicht im Ruf stehen, „Kritiker rauszubeißen“. Das sahen auch Mitglieder bei Zwischenrufen so: „Das ist unter jedem Niveau“, schimpfte ein Pfaffenhofener Geschäftsmann. In einer Demokratie müsse man Gegenmeinungen aushalten können.

Und so scheiterte der Vorstoß. Der Tierschützer-Vorstand will nun in seiner nächsten Sitzung darüber befinden und den Rauswurf gegebenenfalls dann nächstes Jahr auf die Tagesordnung der Vollversammlung setzen. Bis dahin darf Sidorowski Vereinsmitglied bleiben – wenn er denn überhaupt noch will.

Der Rohrbacher ist vergangenen Sommer, also kurz nach dem Führungswechsel bei den Tierschützern, vom Vorstand durch Johann Buska als Kassenprüfer ersetzt worden. „Unsere Satzung erfordert mindestens ein Jahr Mitgliedschaft“, erklärte Braunmüller diesen Schritt. „Er hätte sich nie und nimmer nach zwei Monaten schon aufstellen lassen dürfen.“ Dass seine Wahl im April 2012, also noch unter dem alten Vorstand, ungültig erklärt wurde, habe „nichts mit persönlichen Animositäten zu tun“, beteuert sie. Doch die Entlastung des Vorstands dürfe nicht durch einen nicht satzungskonform gewählten Kassenprüfer anfechtbar sein. Der Betroffene selbst sieht das freilich anders: „Das hätte man heilen können“, meinte Sidorowski mit Blick auf die Möglichkeit einer Satzungsänderung.

Doch das Tischtuch ist zerschnitten. Und die neuen Kassenprüfer sind eingangs der Versammlung einstimmig und diskussionslos gewählt worden. Der parteilose Stadtrat und ehemalige Tierschutzreferent Buska, der nach Sidorowski kommissarisch vom Vorstand eingesetzt wurde, ist damit auch offiziell bestimmt. „Mir ist es ein Anliegen, mich zu entschuldigen, nachdem ich den letzten Termin versemmelt habe“, sagte er. Mittlerweile konnten die Anwesenden über die Wirren des ersten Versammlungsanlaufs schon lachen. Und als Nachfolger von Kassenprüfer Ekkehard Schein, der kein drittes Mal antreten darf, wurde Cornelia Walter gewählt. Die gelernte Handelsfachwirtin ist bekannt als Chefin der Stadtkapelle.