Fühle mich als Wähler getäuscht

12.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:05 Uhr

Zum Artikel "Stadt leistet sich Luxusvariante" (PK vom 9./10. Dezember) über die geänderten Pläne für den Neubau eines Hallenbads in Pfaffenhofen:

Beruflich bin ich es gewohnt, als Controller gelegentlich die Partystimmung genau dann zu verderben, wenn bereits die Sektkorken knallen. Wenn ich nämlich die Finanzierbarkeit von Projekten und Vorhaben kritisch hinterfrage. Leider komme ich nicht umhin, dies nun auch für die geplante Erweiterung des Familienbades zu einem "Luxusbad" mit Sauna zu tun. Am 23. Oktober 2016 sprachen sich in einem Bürgerentscheid zwei von drei Wählern für die Erweiterung des reinen Schul- und Sportbades zu einem Familienbad aus. Die Stadt versprach eine Kostendeckelung auf maximal 15 Millionen Euro, "welche im Falle einer Umsetzung selbstverständlich nicht komplett ausgegeben werden müssen." So im Werbeprospekt der Stadt Pfaffenhofen.

Umso mehr fühle ich mich als Wähler getäuscht, wenn nun der Stadtrat - in seltener Eintracht und quasi durch die "Hintertür" - fast geschlossen für die Erweiterung zu einem "Luxusbad" stimmt. Mit einem Volumen von 26 Millionen Euro, also noch einmal um "schlappe" 73 Prozent über der ursprünglich veranschlagten Summe für ein Familienbad. Stadtrat Peter Feßl zum Beispiel findet das "großartig" und ist froh, "dass wir uns das leisten können". Nun kennen wir Herrn Feßl als rührigen Moderator im Musikbetrieb, als Finanzexperte ist mir Herr Feßl bisher nicht aufgefallen. Schwerer wiegt da schon die Aussage von Bürgermeister Herker, der es als Betriebswirt besser wissen müsste: Herr Herker geht von einer Kostendeckung im Betrieb der Sauna aufgrund besser ausschauender Haushaltszahlen aus. Ist das wirklich so? Zumindest hegen einige Stadträte daran Zweifel, nicht nur die Gegner wie Roland Dörfler oder Manfred "Mensch" Mayer. Nachdem es nun Stadtjurist Florian Erdle nicht für nötig erachtet, die Bürger in der öffentlichen Sitzung über alle Details in Kenntnis zu setzen, kann es durchaus sein, dass mir Informationen fehlen, die mich - sollte ich sie kennen - zur gleichen Euphorie verleitet hätten, wie sie aus den Aussagen der Stadträte herauszulesen ist. Man muss aber dennoch kein Prophet sein, um folgende Prognose zu wagen: so ist mit einer hohen Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass das Investitionsvolumen von 26 Millionen Euro überschritten wird und auch die Betriebskosten höher ausfallen werden als die veranschlagten 500 000 Euro pro Jahr. Selbst Projektleiter Jens-Wilhelm Brand warnt vor einem erheblichen Kostenrisiko. Derzeit läuft die Wirtschaft "rund" und Gewerbe- und Einkommensteuer sprudeln. Das wird aber nicht ewig so weiterlaufen, es wird auch wieder zu einer Eintrübung der Wirtschaftsleistung kommen. In solchen Zeiten ist eine Erhöhung der Gewerbesteuer eher nicht durchzusetzen. Somit sollten sich die Pfaffenhofener Bürger bereits heute - besonders jene mit Wohneigentum - auf steigende Abgaben und einer Erhöhung der Grundsteuer - letztes Mittel der Stadt, um weitere Einnahmen zu generieren - einstellen. Vielleicht werde ich aber auch eines Tages neben Herrn Haiplik im römischen Dampfbad sitzen, der mich augenzwinkernd mit einem "errare humanum est" auf meine Fehlprognose hinweist. Das würde mir gefallen. Allein, mir fehlt der Glaube.

Christian Apel

Niederscheyern