Ja zu sachlichem Dialog, aber Nein zu pauschaler Hetze

05.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:07 Uhr

Zu mehreren Leserbriefen rund um die Landwirtschaft und vor allem zum Offenen Brief des ÖDP-Kreisverbandes an den Bundestagsabgeordneten Erich Irlstorfer (PK vom 23. November, "Killerkeime: Politik muss jetzt handeln"):

Einfache Antworten sind derzeit anscheinend gefragt. Oder wie soll man den Leserbrief über die Verbreitung von Killerkeimen verstehen? Die Massentierhaltung wurde zielsicher als alleinige Ursache ausgemacht, was auch sonst?

Andere Möglichkeiten für deren Verbreitung, wie zu viele, zu leichtfertig verschriebene Antibiotika in der Humanmedizin, mangelnde Krankenhaushygiene etc. werden erst gar nicht ins Auge gefasst - alles ganz einfach. Ich denke, dass unsere Leserbriefschreiber den Begriff der Massentierhaltung nicht einmal genau definieren können. Ihren Aussagen zufolge scheint vermutlich die konventionelle Haltungsform damit gemeint zu sein.

Vielleicht hätten sich unsere fünf Experten einmal ein Bild vor Ort in einem Stall machen sollen, dann wäre ihnen vielleicht bewusst geworden, wie verfehlt ihr Vergleich mit der Allianz-Arena ist. Hier wird suggeriert, dass der sogenannte Massentierhalter wegen der angeblich schlechten Haltung seiner Tiere immer gleich die ganz große Antibiotikakeule rausholen muss. Besonders bösartig fand ich als Tierhalter die glatte Lüge, unseren Tiere würden in regelmäßigen Abständen, rein prophylaktisch, Antibiotika verabreicht. Bei solch falschen Behauptungen kommen bei mir doch Zweifel auf, ob sich die Verfasser des Briefes überhaupt ernsthaft mit diesem Thema beschäftigen, oder nur pauschal die konventionell wirtschaftenden Tierhalter diffamieren wollen. Dazu passt übrigens wunderbar deren Aussage vom skrupellosen Massentierhalter hier, und dem liebevollen Haustierhalter dort, Schwarz-Weiß-Denken in Vollendung.

Ein Hubert Weiger, seines Zeichens Vorsitzender vom Bund Naturschutz, versteigt sich in seiner Absage an die Massentierhaltung sogar zu der Aussage, dass "artgerecht gehaltene Tiere nicht krank werden können". Jeder, der ein Haustier hat, muss zugeben, dass sein Liebling trotz bester Pflege auch einmal kränkeln kann, und er dann froh ist, dass es Kleintierarztpraxen gibt.

Wir Landwirte sind uns unserer Verantwortung durchaus bewusst, aber wir versuchen, unsere Hausaufgaben zu machen. So ist es uns gelungen, den Antibiotikaeinsatz in den letzten Jahren durch verschiedene Maßnahmen erheblich zu reduzieren. Übrigens war im letzten Jahr auch der Einsatz der viel kritisierten Reserveantibiotika rückläufig. Der Medikamenteneinsatz muss genauestens dokumentiert und gemeldet werden, warum bei Haustieren eigentlich nicht? Im Antibiotikamonitoring werden die eingesetzten Mittel erfasst und ausgewertet. Wird hier in einem Betrieb ein überdurchschnittlicher Wert festgestellt, muss in Abstimmung mit dem Veterinäramt ein Maßnahmenplan erarbeitet werden, um die Menge zu reduzieren.

Wie gesagt, wir sind noch nicht am Ziel, aber wir arbeiten daran, uns ständig zu verbessern und begnügen uns nicht damit, mit Un- und Halbwahrheiten scheinbar einfache Antworten zu geben. Der Versuch der Schreiber, den Eindruck zu erwecken, man müsse nur auf Bio umstellen, und wir hätten "heile Welt", ist nur ein weiteres Beispiel dafür.

Wir Bauern sind zu einem sachlichen Dialog bereit, aber gegen pauschale Hetze gegenüber der konventionellen Landwirtschaft wehren wir uns ganz entschieden.Zwei Fragen beschäftigen mich noch zum Schluss:

1. Wobei handelt es sich bei diesen geheimnisvollen "anderen Chemikalien" die eingesetzt werden, und deren Verbot Sie ebenfalls fordern? 2. Warum ein Verbot von Reserveantibiotika nur bei Nutztieren, und nicht konsequenterweise auch bei Haustieren?

Andreas Brummer

Ampertshausen