Früherer Chefarzt spricht sich gegen Klinik-Neubau aus

06.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:32 Uhr

Generalsanierung oder doch lieber ein Neubau: In der zuletzt aufgeflammten Diskussion um die Zukunft der Pfaffenhofener Ilmtalklinik hat sich jetzt der frühere Chefarzt des Kreiskrankenhauses, Roland Halbritter, zu Wort gemeldet.

Eine offenbar unumgängliche "Generalsanierung" der Klinik wird seit etwa zwei Jahren beginnend unter dem damaligen Geschäftsführer Dr. Marcel John geplant. Jetzt stellt sich heraus, dass es sich nur um eine "Teilsanierung" handelt unter Aussparung der an niedergelassene Ärzte vermieteten Bereiche im Erd- und Untergeschoss. Ein plausibler Grund dafür ist nicht ersichtlich, es gibt Vermutungen. Die Tatsache einer geplanten "Teilsanierung" ist den Verantwortlichen - Geschäftsführern, Aufsichtsrat, Politik - erst jetzt aufgefallen, im PK als "neue Transparenz" bezeichnet.

Ein Haus komplett zu sanieren ist angesichts zahlreicher Neuerungen, Vorschriften, Kommunikationstechniken sowie der neuen Hauptabteilung Gynäkologie & Geburtshilfe, der Neurologie und vielem anderen sinnvoll und geboten. Es wäre nicht ratsam, einige Teile im alten (später veralteten) Zustand zu belassen. Zu den jetzt nicht mehr förderfähigen Teilen im Erd- und Untergeschoss sei erwähnt, dass hier seit Eröffnung der Klinik 1984 mehrere Funktionsabteilungen lagen wie die Gastroenterologie, das Labor, Kardiologie, Radiologie-Nuklearmedizin, die voll gefördert wurden. Sie waren integraler Bestandteil des Hauses. Aus Wirtschaftlichkeitsgründen und um weitere Fachdisziplinen an das Haus zu binden wurden diese Flächen an niedergelassene Ärzte vermietet. Als Folge entfiel die Förderfähigkeit, die Fördermittel (erhebliche Summen) mussten zurückgezahlt werden. Die Funktionsabteilungen der Klinik wurden verlagert, zum Beispiel die Gastroenterologie in den 3. Stock (unters Dach), das Labor ins Untergeschoss, die Kardiologie mit dem neuen Herzkatheterlabor in den 2. Stock.

Um dem Vorwurf zu entgehen, eine unsinnige Teilsanierung geplant zu haben, wird ein Neubau ins Spiel gebracht. Damit sei man jetzt aller Planungssorgen ledig, in 10 bis 15 Jahren könne man eine Klinik bauen, die hochmodern sei und alle Wünsche befriedigen würde, man könne dann Fördermittel abschöpfen ohne sich Gedanken zu machen müssen über die aktuell nicht förderfähigen Teilbereiche der "alten Klinik". Eine scheinbar ideale Lösung!

Für die Teilsanierung (genauer "Teil-Generalsanierung"), die in einigen Monaten anlaufen soll, wurden für die Planung und Vorbereitung sicher größere Beträge ausgegeben und bereitgestellt. Dies dürfte kaum ohne große finanzielle Verluste zu stoppen sein.

Ich plädiere für den Erhalt der 1984 eröffneten, der "alten Klinik"! Die "Teilsanierung" sollte wie geplant als Phase I erfolgen, darauf das Erd- und Untergeschoss als Phase II. Die Frage der Fördermittel für Phase II ist nach dem Bedarf der Klinik für diese Flächen aber auch mit den Praxen, die man an die Klinik geholt hat, abzustimmen.

Die Ilmtalklinik (ursprünglich Kreiskrankenhaus Pfaffenhofen) wurde unter dem kürzlich verstorbenen Landrat Dr. Traugott Scherg, Kreiskämmerer Georg Winkelmeier und dem Kreisrat als bedeutendste Maßnahme (105 Millionen D-Mark) des Landkreises errichtet. Die neue Klinik löste das alte städtische Krankenhaus ab, ersetzte mehrere kleine Häuser der Region.

Nach dem Willen der Planer und des Kreisrats sollte diese Klinik ein Meilenstein in der Gesundheitsversorgung des Landkreises sein. Ein völliger Neubeginn, ein Wagnis! Eine großzügige Raumplanung (jedes Zimmer hat Tageslicht, breite Gänge, großzügige Eingangshalle), solide, anfangs ungewohnte Ziegelbauweise, (damals) modernste Medizintechnik, hervorragende medizinische Betreuung durch ein neu berufenes Ärzteteam (Kollegialsystem, Narkoseärzte, Intensivmedizin u.v.a.), viele neu engagierte Pflegekräfte und anderes mehr.

All das hat zur Akzeptanz und Identifikation der Bevölkerung mit "ihrer Klinik" geführt - trotz aller Probleme. Sollte man diese Identifikation, dieses Vertrauen wegen einer scheinbar idealen Lösung (für ein spät erkanntes Problem) aufs Spiel setzen, das heißt, die 30 Jahre alte Klinik "beseitigen"? Wie geht man mit einem von der Bevölkerung (auch per Steuern) erarbeiteten Kapital um? Die geplante Sanierung kostet etwa 80 bis 90 Millionen Euro, ein Neubau ist wahrscheinlich mit 150 Millionen zu veranschlagen. Das sind wahrhaft gigantische Summen, die sowohl für eine Generalsanierung, besonders aber für einen Neubau sorgfältig begründet und verantwortet werden müssen. Ich würde vorschlagen, die geplanten Sanierungsmaßnahmen der Bevölkerung in einem geeigneten Rahmen vorzustellen.

Roland Halbritter

Scheyern