Aufklärungsbedarf in Sachen Abwassersystem

18.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:46 Uhr

Zum Artikel "Abwassergebühren werden umverteilt" (PK vom 13. Juli) und zum Infoschreiben der Stadtverwaltung vom 14. Juli:

Der behutsame Umgang mit der lebenswichtigen Ressource Wasser ist wichtig und notwendig. Insofern erscheint die Kostenumlagerung nach dem Verursacherprinzip eine sinnvolle Maßnahme.

Der Aussage im Infoschreiben der Stadtwerke, dass es Verschwendung ist, Niederschlagswasser genauso wie Schmutzwasser zu reinigen, kann man uneingeschränkt beitreten.

Vor dem Hintergrund sinkender Grundwasserstände in Bayern (siehe hierzu zuletzt auch Drucksache 17/16324 des Bayrischen Landtags) aufgrund anhaltender Wärmeperioden, ausbleibender Niederschläge und massiver Flächenversiegelung zum Beispiel durch Stadtverdichtungen oder dem massiven Ausbau von Gewerbeflächen auf der "grünen Wiese", sollte es das Anliegen jeder Gemeinde sein, größtmögliche Wassermengen versickern zu lassen, um den Grundwasserspiegel nicht noch weiter absinken zu lassen.

Mit Verweis auf die Broschüre "Abwasserentsorgung in Bayern" des Bayrischen Landesamts für Umwelt (S. 18) liegt es in der Verantwortung der Kommunen die öffentliche Kanalisation zu bauen, zu betreiben und zu unterhalten. Dabei ist es möglich eine Entsorgung des anfallenden Wassers im Trennverfahren oder im Mischverfahren durchzuführen. Beim Trennverfahren werden die sauberen Niederschlagswasser getrennt vom Schmutzwasser in einen öffentlichen Regenwasserkanal abgeleitet und in Regenwasserauffangbecken versickert oder direkt in einen Fluss eingeleitet. Beim Mischverfahren hingegen werden Niederschlagswasser und Schmutzwasser gemischt und gemeinsam der Kläranlage zugeführt.

Da es nun, wie im PK-Artikel vom 13. Juli zu lesen war, der Stadt Pfaffenhofen und den Stadtwerken seit vielen Jahren bereits bekannt war, dass die Kläranlage mit Niederschlagswassern stark belastet ist, stellt sich vor diesem Hintergrund jedoch die Frage, wieso die Stadt Pfaffenhofen, die seit einigen Jahren das Wasser- und Abwassersystem ganzer Stadtbezirke saniert, gerade eben nicht das Trennverfahren bei der Sanierung einsetzt, sondern gezielt das Mischverfahren.

Da mir das bei der Sanierung des Stadtviertels, in dem ich wohne, bereits aufgefallen war, habe ich damals nachgefragt, weshalb sämtliche Oberflächenwasserabläufe - also sowohl die Regenwasserabläufe der Häuser als auch das Wasser der Straßenkanaldeckel - an das Abwassersystem angeschlossen werden. Die mir erteilte Auskunft war interessant und steht im krassen Widerspruch zu den nun veröffentlichten Informationen. Laut damaliger Aussage muss die Stadt Pfaffenhofen ein Mischsystem installieren, weil die Abwassermengen in einzelnen Stadtgebieten so gering sind, dass ansonsten die Abwasserkanäle verstopfen würden. Wenn die Stadt diese Maßnahme jedoch durchführen muss, um den Betrieb des öffentlichen Kanalsystems zu gewährleisten, sind nicht etwa die Anwohner die Verursacher einer stark belasteten Kläranlage, sondern die Stadt Pfaffenhofen selbst. Ich wäre dankbar, wenn die Stadt oder die Stadtwerke hierzu detailliertere Auskünfte geben könnten.

Norbert Bora

Pfaffenhofen