Symbole für gravierende Naturzerstörung

04.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:12 Uhr

Zu "Windrad im Lustholz: Lasst Zahlen sprechen" und "Windkraft ein religiöses Thema" (PK vom 27. April):

Die Riedhof-Kapelle und das Windrad im Lustholz ...Über 100 Jahre steht nun dieses Kircherl am Wegrand zwischen Großarreshausen und Streitdorf und so mancher fühlte sich, wenn ihm schon die Zeit fehlte stehen zu bleiben, beim Vorbeifahren wenigstens berührt von dem Beweggrund dieses Glaubenszeugnisses. Für "Glauben" im religiösen Sinn steht das lateinische Wort "credere", worin sich "cor dare" verbirgt, zu deutsch: "Herz geben". "Credo in unum deum" wird übersetzt mit "Ich glaube an den einen Gott" und meint eigentlich: "Ich gebe mein Herz dem einen Gott". Auf dem Bild, um das sich der Leserbrief der Herren Ebner und Schaal rankt, den der PK am 27. April veröffentlichte, ist noch ein anderes "Glaubenszeugnis" einer Gedankenwelt zu sehen, die vorgibt, mit einem gigantischen Windrad und noch acht oder vier oder drei weiteren Anlagen einen entscheidenden Beitrag zur 100prozentigen Energieversorgung Pfaffenhofens leisten zu können und so nebenbei den Klimawandel zu stoppen. 6,200 Millionen Kilowattstunden (kWh) hätte das Windrad im Lustholz nach einem Jahr ins Netz eingespeist. Das nehme ich zur Kenntnis und auch, dass sich daraus etwas mehr als 2000 Volllaststunden errechnen. Zu meinem Erstaunen muss ich feststellen, dass ausgerechnet das Windrad der BEG Pfaffenhofen im ersten Betriebsjahr um 500 Stunden über dem Durchschnittswert aller 28 000 deutschen Windkraftanlagen im Jahr 2016 liegt. Dass der Zähler im Lustholz-Windrad am 24. September 2016 um 13.51 Uhr - ein halbes Jahr nach Inbetriebnahme - 2,146052 Millionen Kilowattstunden angezeigt hat, sei hier nur am Rande erwähnt. Aber ich nehme gern die Frage auf, "was 6,200 Millionen Kilowattstunden bedeuten, die durch das neue Windrad hier bei uns im Landkreis bereitgestellt werden: ohne Abgase ..." Bereitgestellt? Das hieße ja, der Strom stünde bereit, wenn man ihn braucht. Diese Bedingung erfüllen seit vielen Jahren verlässlich die konventionellen Stromerzeuger, die Wasserkraftwerke und die Biogasanlagen. Im Gegensatz dazu kann eine Windkraftanlage (WKA) keinen gleichmäßigen, berechenbaren Strom liefern, weil der Wind nicht gleichmäßig weht. Stundenweise gibt es Strom, dann wieder nicht, dann zum falschen Zeitpunkt und manchmal zu viel. Das beschwört eigenartige Zustände herauf. Obwohl beispielsweise die drei "Toerring-Windräder" auf Hohenwarter Gemeindgrund übers Jahr summarisch das 1,5-fache des Strombedarfs der Kommune erzeugen, ist eine 100prozentige Versorgung mit "sauberem Strom" Illusion, weil sie nicht bedarfsgerecht sein kann, weil es sich bei einem Windrad um einen unzuverlässigen Stromlieferanten handelt. Insofern ist der Verweis auf die Speichertechnologie eigentlich die Bankrotterklärung für Windkraft, wie sie seit Jahren und noch auf unabsehbare Zeit "realisiert" wird. Das soll sich ändern - in Pfaffenhofen - vielleicht! Laut Aussage von Herrn Käser werde der Speicher in der Kreisstadt spätestens 2021 Realität sein. Sein Parteigenosse Herker, der mir im Sommer 2016 gesagt hat, dass er von Windrädern eigentlich nichts verstehe, sieht das Projekt bereits 2018 vollendet. Allerdings wussten beide nicht, wo ein Speicher dieser Größenordnung entwickelt wird oder sogar schon arbeitet und auch nicht, was er kostet und wer ihn bezahlen soll. Ist ja auch eigentlich egal, weil es bis jetzt keine Anzeichen gibt, warum es dem Windrad im Lustholz anders gehen soll wie mittlerweile Dutzenden Windmühlen in Deutschland; sie wurden nach maximal 20 Jahren umgelegt, ohne auch nur eine Sekunde mit einem Speicher verbunden gewesen zu sein.

Ein Windrad hat aber noch ganz andere "Qualitäten", auf die die Herren Ebner und Schaal gar nicht eingegangen sind. Es ist das Symbol für gravierende Naturzerstörung und Landschaftsentstellung, technischen Unsinn und das peinliche Scheitern einer illusionistischen "Energiewende", für tausendfachen Vogelmord und Gesundheitsschädigung, Wertverlust von Immobilien in ganzen Regionen und astronomische Bereicherung von einigen ganz Wenigen, soziale Ungerechtigkeit und Zerwürfnisse bis in die Familien hinein!

Bildet man nun dieses Symbol der Unmoral mit einer Kapelle, dem Symbol des Haltes und der Suche nach moralischen, von der christlichen Religion her begründeten Vorstellungen ab, mag man das dem säkularen Zeitgeist, der wieder mal nicht weiß, was er da tut, zuordnen. Wenn aber Windenergie, wie sie bei uns praktiziert wird, auch nur im entferntesten in irgendeinen Zusammenhang mit "Laudato si" gebracht wird, ist die rote (moralische) Linie bei weitem überschritten; hier wird der Inhalt der Enzyklika von Papst Franziskus missbraucht!

Aus dieser innersten Überzeugung darf und kann ich im Namen meiner Familie, aber auch im Namen meiner (auch geistlichen) Heimat Pfaffenhofen niemals "Ja" sagen zu der (auch geistlichen) Entstellung eines ganz kleinen Stückchens Erde, das uns anvertraut wurde - noch dazu unterm weiß-blauen Himmel! Bürgermeister Herker, der, wie er gesagt hat, von Windrädern nichts versteht, ist ja mit seiner Attitüde im Stadtrat nicht allein und fährt auch noch die Ernte einer uneinigen CSU-Fraktion ein. Sich der Meinung der "Gegenwindler" auch nur zu öffnen, betrachtet der Rathauschef, der vorgibt, für alle da zu sein, als "Zeitverschwendung". Eine neue Dimension dieser Tragik macht sich allerdings breit, wenn die Pfaffenhofener Stadtratsmeinung in die Kreistagsebene hineinschwappt, wo der weitere Bau von Windrädern befürwortet wird, den alle Bürger über die Stromrechnung bezahlen, ohne auch nur ansatzweise das für Windenergie entscheidende Kernproblem der Stromspeicherung gelöst zu haben. Nur bei dem Landratskandidaten Franz Niedermayr von der FDP findet sich in seinem Wahlprogramm ein "Nein" zum Windkraftausbau im Landkreis. Die bevorstehende Wahl wird in weiten Teilen wieder eine "Zustimmungswahl", aber dieses Mal bestimmt auch eine "Protestwahl", eine verzweifelte Tat, rekrutiert aus der Leidenschaft, Stadt und Land Pfaffenhofen lebenswert zu erhalten.

Martin Ott

Thalhof