Eigenes Verhalten ist die Lösung

10.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:31 Uhr

Zum Artikel "Zahl der Verkehrsunfälle auf Höchststand" (GZ vom 2. März):

Grundsätzlich finde ich es merkwürdig, dass bei einem 40-Prozent-Anteil bei Verkehrsunfällen durch Wildtiere diese mal wieder als titelwürdig gesehen werden. Wenn der Titel "Unachtsamkeit, Alkoholmissbrauch oder höheres Verkehrsaufkommen zu 60 Prozent verantwortlich" lauten würde, hätten wahrscheinlich viele Leser darüber weg geblättert.

Eine Lösung wird nicht vorgeschlagen - bei mir kommt leider sofort die Befürchtung hoch, dass eine höhere Abschussquote aus unseren Behörden die Reaktion auf diese Nachricht sein könnte. Das wäre fatal!

Es gibt Lösungen, Wildtiere bei einem instinktiven Kreuzen der Straßen aufmerksamer werden zu lassen. Zum Beispiel hat ein Jäger des Landesjagdverbandes Brandenburg e.V. bereits 2015 eine funktionierende Wildtierampel entwickelt. Damit werden nachweislich die Wildtierunfälle um 80 Prozent gesenkt. Der Wirkungsradius beträgt 180 bis 360 Grad und es blitzt unberechenbar über Prismenflächen, die mit einer blauen Folie ummantelt sind. Das Wild nimmt unterschiedliche bewegliche Lichterscheinungen wahr. Kosten: ab 9,45 Euro das Stück.

Straßen zerschneiden die Lebensräume der Wildtiere. Dadurch, dass die Lebensräume immer kleiner werden und wir uns immer mehr ausbreiten, dadurch auch mehr Fahrzeuge durch bisher ruhige Gebiete fahren, kommt es natürlich immer öfter zu Kontakten. Der Aufbau von Wildzäunen an besonders gefährdeten Stellen sorgt nur dafür, dass sich das Wild in seinem Drang zum Wandern dann andere Wege sucht. Logisch, dass sich dann die Querungen an weiteren Stellen häufen. Auch durch Auf- oder Abbau von Wildfütterungen an fixen Stellen wechseln die Tiere im Winter eher.

Und hopps, geht die Diskussion über Wildfütterung "Ja oder Nein" los. Es bleibt wieder die Frage im Raum: Wer hat mehr Rechte, Wild oder Mensch. Die Argumentation "Natürlich hat die Sicherheit des Menschen immer Vorrang" wird durch gebetsmühlenartiges Wiederholen nicht richtiger.

Ich habe als Mensch und Verkehrsteilnehmer eine Verantwortung für alle Lebewesen, die sich mit mir in unserem Lebensraum bewegen. Dann muss ich halt mal in der Dämmerung oder im Dunkeln auf unübersehbaren Strecken oder durch Wälder und Felder deutlich langsamer fahren. Auch wenn ich 100 km/h fahren dürfte! Ich kann nicht erwarten, dass die Behörden dafür Sorge tragen, dass ich immer und überall einfach "durchblasen" kann, wo es Asphalt unter den Reifen gibt.

Ich finde es toll, wie relativ gelassen Autofahrer das bei Straßenübergängen für Frösche hinnehmen. Ja - auch dort gibt es Unbelehrbare, aber die meisten Menschen freuen sich und nehmen gerne in Kauf, für ein paar hundert Meter deutlich vom Gas zu gehen und einfach mal 30 km/h zu fahren. Ich bin mir sicher, dass wir das auch für ein paar Kilometer für große Säugetiere tun können. Bei ihnen geht es ums Überleben, bei uns ums schnelle Ankommen. Zwei Minuten später zu Hause, aber mit einem Lächeln im Gesicht, wenn man vielleicht ein Reh oder einen Fuchs im Scheinwerferlicht hat stehen sehen. Im Dickicht, abwartend, bis wir vorbei sind. Schlaue Lebewesen, oder? \t\t

Ninja Winter

Ingolstadt