Planstellen für den Rettungsdienst schaffen

27.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:35 Uhr

Zum Artikel "Mehr Rechte bei der Rettung" (PK vom 20. Februar):

In den meisten europäischen Ländern, die unser Notarztsystem nicht kennen, haben die Rettungsassistenten sehr weitreichende Kompetenzen. Dem Rettungsassistenten in Deutschland entsprechen in etwa der Notfallsanitäter in Österreich, der diplomierte Rettungssanitäter in der Schweiz, der Emergency Medical Technician-Paramedic in den Vereinigten Staaten und der Emergency Medical Technician in England. Hier werden überwiegend gut ausgebildete Health-Care-Assistenten eingesetzt. Eine Aufwertung für Deutschland war überfällig. Der Rettungsassistent war bei uns der erste staatlich anerkannte Beruf im Rettungsdienst. Die Ausbildung war bundesweit einheitlich in Vollzeit an Berufsfachschulen geregelt. Sie betrug insgesamt zwei Jahre und kostete dem Teilnehmer einen höheren vierstelligen Betrag, dazu kamen noch die Kosten des Führerscheins Klasse C. Bei uns werden diese Mitarbeiter im Rettungsdienst häufig fälschlicherweise als Sanitäter oder Rettungssanitäter bezeichnet, beides sind jedoch keine staatlich anerkannten Ausbildungsberufe, sondern heute eher Kurse für Ehrenamtliche. Mit Wirkung zum 1. Januar 2014 wurde der "Notfallsanitäter" Stand der Dinge. Es gibt aber weitreichende Übergangsregelungen, für die bisherigen Rettungsassistenten mit drei- oder fünfjähriger Berufserfahrung. Mit weniger Berufserfahrung fällt man durchs Raster. Die derzeitigen Rettungsassistenten haben die Möglichkeit, sich innerhalb einer Übergangsfrist bis 2020 weiterzubilden. Die Krankenkassen, also wir alle, müssen diese Kosten bezahlen. Die mit drei Jahren Erfahrung müssen sich weiterqualifizieren; wer mehr als fünf Jahre Berufserfahrung hat, darf nach einer erfolgreich bestandenen staatlichen Ergänzungsprüfung die Berufsbezeichnung Notfallsanitäter führen. Alternativ ist nur die Vollprüfung möglich beziehungsweise der neue dreijährige Ausbildungsberuf Notfallsanitäter.

Was von den Verantwortlichen nicht angesprochen wurde ist, dass im Pfaffenhofener Kreisverband die ausgebildeten Rettungsassistenten oft nur einen Rettungssanitäter-Arbeitsvertrag für ein Jahr mit einer 45-Stunden-Woche haben, mit der Hoffnung, auf Verlängerung um ein weiteres Jahr. Damit fehlen jetzt Zeiten und es kann der jetzt dringend erforderliche Nachweis um an der Ergänzungsprüfung teilzunehmen nicht erbracht werden. Einiges davon konnte der interessierte Besucher beim Einweihungsfest des neuen Rot-Kreuz-Hauses 2015 von der Gewerkschaft ver.di erfahren, ansonsten Recherche im Internet. Der Hinweis, die privaten Rettungsdienste könnten höhere Gehälter bezahlen, stimmt so nicht. Auch diese orientieren sich bei der Bezahlung aus betriebswirtschaftlichen Gründen sowie ihrer Konkurrenzfähigkeit an den Tarifvereinbarungen. Sie bezahlen aber "Mindeststandart" in der entsprechenden Berufsgruppe. Darüber hinaus gibt es unbefristete Verträge mit einer normalen Probezeit und einer üblichen 40-Stunden-Woche. Ist jemand besonders gut oder übernimmt besondere Aufgaben, werden Sondervergütungen geleistet, was auch mit einer Bezahlung nach Tarifvertrag möglich wäre. Zudem haben die privaten Rettungsdienste nicht die Vergünstigungen eines Vereins. Ehrenamtliche Rettungskräfte führen Arbeiten/Leistungen aus wie beispielsweise: Sankaeinsätze, Veranstaltungsdienste besetzen, Flüchtlingshilfe leisten, Wasserwachteinsätze, Hundestaffelsuche nach Vermissten und vieles anderes mehr. Sie machen das ehrenamtlich in der Freizeit ohne Bezahlung zum Wohle der Allgemeinheit. Aber auch diese Leistungen werden in Rechnung gestellt. Damit erwirtschaften sie für ihren Verein einen hohen Geldbetrag.

Die Kreisvorstandschaft ist gefordert, "Planstellen" für den Rettungsdienst zu schaffen, damit die Fluktuation aufhört und unser Landkreis weiterhin gut versorgt werden kann.

Es wäre auch wünschenswert, dass die interessierte Bevölkerung über die Medien mehr über die "im stillen geführten" Tätigkeiten des Roten Kreuzes im Landkreis informiert wird.

Christine Janicher-Buska

Pfaffenhofen