Klimaschutz mit dem Kulturgut bayerisches Bier

27.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:35 Uhr

Zum Artikel "Bierrevolution beim Volksfest" (PK vom 18./19. Februar):

Mit Erstaunen las ich, dass die Stadt Pfaffenhofen das eherne, allerdings ungeschriebene Gesetz, nur örtliche Brauereien zum Volksfest zuzulassen, mutig durchbrochen hat und sich der Stadtrat mit deutlicher Mehrheit für einen weiteren Volksfest-Bierlieferanten, explizit die Klosterbrauerei Scheyern, entschieden hat.

Dafür gibt es meines Wissens auch einleuchtende Gründe und zwar folgende: Scheyerer Klosterbiere verkörpern hohe Qualität infolge dortiger Verwendung und Verarbeitung weitestgehend regional erzeugter Rohstoffe sowie idealem Brauwasser, beharrlich stillem Gärverfahren mit ausgiebiger Nachreifung. Das Resultat hieraus wird sichtbar durch anhaltende Besucherströme in die Scheyerer Klostergastronomie und deren angegliedertem Biergarten und eben dadurch, dass man sich dort gerne auch zu einem "Klosterbierchen" trifft.

Die bereits durch Presseverlautbarungen des Kloster-Cellerars, Pater Lukas Wirth, Form und Fassung annehmende Ausrichtung der gesamten klösterlichen Wirtschaftsbetriebe auf Bio und Öko tut hier, was die Sympathie zu Klosterprodukten angeht, das ihre noch dazu.

Was nun das Scheyerer Festbier am Pfaffenhofener Volksfest angeht, so passt dieses ganz auf den Weg hin zu Pfaffenhofens vorbildlichem Ziel einer bilanziell 100-prozentigen Eigenversorgung der Stadt mit rein regenerativen Energien aus zum Beispiel Wind, Wasser, Sonne, Biomasse, regenerativen Kraft-Wärme-Kopplungen etc. und dies deshalb, weil Scheyerer Biere energetisch ökologisch, somit CO2-/klima-neutral und dadurch als sogenanntes Solarbier, mit dementsprechender Zertifizierung durch TUM Weihenstephan, hergestellt werden.

Letzteres versteht der aufgeklärte Konsument als Nachhaltigkeit infolge der damit einhergehenden Umwelt-, Klima- und Ressourcenschonung. In der gängigsten Übersetzung /Interpretation des Begriffes Nachhaltigkeit bedeutet dieser Generationengerechtigkeit, da nachfolgende Generationen letztlich auch noch Anspruch haben sollten auf höchstmögliche Ressourcenbewahrung in jetziger Zeit.

Aufgrund eines aktuellen EMAS-Berichtes zur energetischen Situation einer rein regenerativ arbeitenden Mittelstandsbrauerei im Vergleich mit einer energetisch noch konventionell arbeitenden Brauerei werden je Hektoliter Bierausstoß 14 300 Gramm CO2 als Treibhausgasausstoß vermieden beziehungsweise damit eingespart. Verglichen damit soll der Dienstwagen unseres bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer - auch wenn die Staatskanzlei bisher die Bekanntgabe konkreter Daten verweigerte - ähnlich hohe CO2-Mengen je 100 Kilometer Fahrstrecke ausstoßen. Ein Teil davon ist bekanntlich auf die durchaus sinnvolle sicherheitstechnische Ausstattung eines solchen Gefährtes zurückzuführen. Um aber den Teil der auf die überschüssige PS-Kraft der Limousine zurückzuführenden CO2-Emission zu kompensieren, schlage ich Herrn Seehofer vor, ein CO2-Kompensationszertifikat in Form von Freibierzeichen im Umfang eines Hektoliters Scheyerer Festbieres zu erwerben. Von diesem könnten im "Scheyerer" Bierzelt auch die wenigen Stadträte, überwiegend von Seehofers politischer Couleur, partizipieren, die nicht für die Scheyerer Brauerei gestimmt haben und denen deshalb die Vorteile einer Teilhabe am "Klimaschutz mit dem Kulturgut Bayerisches Bier" nachträglich aufgezeigt werden könnte.

Hubert Brandl

Pfaffenhofen