Bald darf keine Biene mehr summen

16.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:38 Uhr

Zu unserer Berichterstattung über Nachbarstreitigkeiten in Geroldshausen wegen eines krähenden Gockels ("Viel Lärm um Otello", PK vom 3. Februar):

Es ist doch so: Man zieht aufs Land, die kleinen Kinder brauchen Frischluft und Freiraum und sie dürfen Gräser sehen, Kühe und Ziegen und Schafe (was sie von der Stadt nicht kennen), ach ist das alles toll! (Mein kleiner Jermonio-Francesco-Franzl-Müller und Fabienne-Yvette-Meier-Hinterhuber) oder wie auch immer ..), diese Kinder brauchen natürlich Eier von freilaufenden Hühnern, man lebt ja so gesundheitsbewusst! Und jetzt kommt so ein böser Gockel und lässt die Dame des Hauses nicht ausschlafen. Na klar, der Gockel darf also erst am Wochenende ab frühestens 9 Uhr krähen unter der Woche ab 7 Uhr. (Ein Richter wird's schon regeln oder irgendein Paragraf im deutschen Rechtsgesetz).

Jetzt ist es dann bald soweit, dass keine Biene mehr fliegen und summen darf, kein Schmetterling mit den Flügeln flattern darf, eine Katze nicht mehr maunzen darf, ein Hund nicht mehr bellen darf, Mufflons abgeschossen werden, weil es für ein paar Leute zu wenig Gewinn beim Verkauf ihrer Bäume bringt! Hab ich noch was vergessen? Ach ja, Vögel dürfen auch nicht mehr zwitschern, denn die Amseln fangen im Frühjahr ja schon um 4.30 Uhr zu singen an. Um Gottes Willen!

Über einen Gockel regt sich also diese Frau auf? Oh Gott, das ist alles? Sie tut mir leid, bei uns ist es friedlich und ein kleiner Gockel kräht, weil er seine Hühner zusammenhält, sie sollte sich mal umsehen, Krieg, Gemetzel, Kinder ohne Eltern, traumatisierte Menschen, wohin man sieht.

Meine Mutter sagte zu mir: "Wenn 100 Leute friedlich sind und nur einer einen Streit will, dann sind 100 Leute davon betroffen und 99, weil es einer geschafft hat, die anderen in Unruhe zu versetzen.

Ach ja und noch was: Eine Frau sagte mal zu mir, obwohl sie wie ich an einem Bach wohnt, das Gequake von Fröschen mache sie verrückt! Sie ist Gott sei Dank wieder in die Großstadt gezogen. Da hat sie wieder ihre Kaufhäuser, U-Bahnen, Baulärm, Gehupe, Auspuffgestank, ach was weiß ich noch alles.

Und wem dies alles zu stressig ist wegen einem Gekrähe, sollte wieder dahin ziehen wo sie/er hergekommen ist, das ist meine Meinung und zu der stehe ich.

In diesem Sinne: Ich freu mich auf das Gekrähe eines Gockels und auf ganz viele Laute aus der Natur ob Bäume, Sträucher, Blumen, Tiere - egal welcher Art - und viele Menschen die genauso denken wie ich.

Rüdiger Thörner

Reichertshausen