Gelungenes Drehbuch

02.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:51 Uhr

Zum Thema Schwarzbau der Brautlachfischer in Oberstimm:

Ich möchte die Geschehnisse zum viel diskutierten Thema und für alle Beteiligten sehr beliebtem Treffpunkt in Oberstimm zusammenfassen. Eine Posse in drei Akten.

1. Akt: Vor 20 Jahren haben eine Handvoll engagierte Bürger und fleißiger Helfer den verwilderten Froschweiher und das Grundstück mit altem Baumbestand von der Gemeinde gepachtet. In Eigenregie wurde der Weiher ausgebaggert und mit viel Spucke und Schweiß der Helfer zu einem Prunkstück der Natur gemacht. Somit entstand, weil es Sommer war, auch der erste natürliche Biergarten mit einem wackligen Tisch und Bank im Schatten der mächtigen Bäume. Zum Kühlen des Bieres wurde das kalte Wasser des Brunnens gepumpt. Dieser schöne Biergarten sprach sich herum, die Gäste werden mehr.

2. Akt: Für die Arbeitsgeräte braucht es einen Lagerschuppen und bei Regenwetter für die Gäste eine Behausung. Ein Container wurde gekauft und wieder in Eigenregie aufgestellt und ausgebaut. Der Stromanschluss kommt und der erste Kühlschrank. Und noch mehr Gäste - jetzt nicht nur Oberstimmer, auch Pichler, Niederstimmer, Baarer, Manchinger und sogar zwei aus Irsching und der Kothau. Ein überdachter Anbau wird nötig. Im Weiher gedeihen Edelkrebse. Im Sommer ist die ganze Ortschaft zum Fischerfest eingeladen und über 300 Leute kommen und essen 130 Steckerlfische.

3. Akt: Einem einzigen Menschen passt das Ganze nicht (ein Mensch von insgesamt 7,3 Milliarden Erdbewohnern) und er macht eine Anzeige beim Landratsamt über eine neue Holzhütte von 36 m² Grundfläche (von Milliarden m² bebauter Erdoberfläche). Jetzt kommt der Behördenprozess in Gang. Kaum zu glauben, wer sich alles mit der Hütte beschäftigt und was das alles Zeit und Geld kostet. Eine kleine Aufzählung: Landratsamt samt Landrat, Gemeindeverwaltung, Gemeinderat samt Bürgermeister, Petitionsausschuss des bayrischen Landtages (der Ministerpräsident war noch nicht da), eine Gerichtsvorsitzende extra aus München zur Begehung des Tatorts, Verantwortliche vom sogenannten Seewirt und viele Bürger aus Oberstimm und der Umgebung. Tonnenweise Papierkram und Beschlüsse und Protokolle, Bebauungsplan, Bauleitplan, Außenbebauungsplan und vieles mehr. Jetzt soll unsere Hütte vom Pappelweiher, unserer zweiten Heimat, nach einem Vorschlag der Manchinger Gemeinde in ein Gestrüpp hinter dem Kösselgelände umziehen.

Anno dazumal hätten sich zu Zeiten des ehrwürdigen Königlichen Bayrischen Amtsgerichts die Beteiligten beim Dorfwirt zu Weißwürscht und dunklem Bier getroffen und die Welt wäre wieder in Ordnung. Aber so einfach tickt unsere moderne Welt nicht. Wenn ich mir das so überlege, als regelmäßiger Gast beim Seewirt und langjähriger Fan des Oberstimmer Theaters wäre das ein gelungenes Drehbuch für die nächste Aufführung mit dem Titel ,Oberstimm, As Lebn dalebn'. Die Theaterfreunde wären begeistert.

Kurt Kiesewetter

Oberstimm