Der ganze Vorgang stank zum Himmel und tut es immer noch

22.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:53 Uhr

Zur Schließung der Consensus-med-Praxen:

Aus der Zeitung durfte ich mit Erstaunen erfahren, dass die Praxen von Consensus med in Petershausen, Hohenkammer und Reichertshausen kurzfristig stillgelegt werden, sprich schließen, angeblich weil sich die Betreiberfamilie Trißler in ihrem wohnortnahem Gebiet ähnliches aufbauen möchte und sich nur noch dort engagiert (vielleicht gibt es da dann auch wieder 200 000 Euro Fördergeld vom bayrischen Gesundheitsministerium? Wäre doch schön und lukrativ). Vielleicht erinnert der ein oder andere Leser sich noch, wie die Ärzteschaft sich damals 2014 empört hat, dass diese ärztliche Unternehmerfamilie 200 000 Euro Fördergelder für ein angeblich innovatives Projekt vom bayrischen Gesundheitsministerium erhielt, wofür, das wusste auch damals schon keiner. Die Praxen an drei Standorten zeichneten sich durch nur geringe Öffnungszeiten aus, Hausbesuche wurden eher abgelehnt, es bestand ein reger Arztwechsel, da die Kollegen angestellte Ärzte waren und - warum auch immer - die Praxen verließen, was für die Patienten immer wieder neue Ärzte bedeutete, die sich jedesmal neu eindenken mussten in die Patientenanamnese. All dies hat wohl dazu geführt, dass die Akzeptanz der Praxen bei der Bevölkerung nicht gerade hoch war.

Ein solches Projekt zu fördern, wo es in unmittelbarer Umgebung zur Zeit noch reichlich hausärztlich tätige Kollegen gibt (wer weiß allerdings, wie lange noch), war 2014 weder notwendig, noch zielführend und in meinen Augen Veruntreuung von Steuergeldern. Dies habe ich auch zum Ausdruck gebracht (auch gegenüber der Staatsanwaltschaft), es hat nur leider keinen interessiert. Vom Bürgermeister aus Reichertshausen wurde ich damals fast beschimpft, ein so tolles Projekt schlecht zu machen. Heute erregt sich der Bürgermeister Marcel Fath aus Petershausen, wie man einem so unerprobten Projekt Fördergelder in der Höhe habe zugestehen können. Ich denke in all den Zusammenhängen hat die Bürgerschaft ein Anrecht auf folgende Informationen: Waren die Fördergelder zeitlich limitiert an eine Laufzeit der Praxen gebunden. Gab es einen Zeitpunkt, ab dem man das Geld nicht mehr zurückzahlen musste oder war die Rückzahlung bei Erfolglosigkeit nie vorgesehen? Muss die Gemeinde Reichertshausen mit ihrer Bürgschaft von 75 000 Euro einstehen und eventuelle Schulden begleichen? Sollten für die Praxen an den Standorten Reichertshausen, Petershausen und Hohenkammer Nachfolger gefunden werden, was generell schwer ist, weil Landärzte Mangelware geworden sind und ja auch die Zeit eilt, wer bekommt aus dem Erlös des Verkaufes der Einrichtung und der Gerätschaften und des sogenannten Goodwill (Ablösesumme für die Patientenstammkarten) das Geld? Familie Trißler (was für die Familie schön und lukrativ wäre) oder die Bürger Bayerns? Der ganze Vorgang stank damals zum Himmel und tut es immer noch. Es bestand auch zwischen Familie Trißler und Gesundheitsministerin Huml eine große örtliche Nähe, ich denke, man kennt sich gut. Besonders perfide ist es auch, seinen Mitarbeitern eine Woche vor Weihnachten zu erklären, dass sie in einem Monat arbeitslos sind und auf der Straße stehen. Ein schönes Weihnachtsgeschenk für die Mitarbeiter.

Dr. Ursula Anger

Gerolsbach

Ärztin für Allgemeinmedizin