Riesiges Lügengerüst aufgebaut

03.08.2016 | Stand 02.12.2020, 19:28 Uhr

Zum Artikel "Der schöne Sommernachtsalbtraum" (PK vom 30./31. Juli):

"Die Kunst der Glaubwürdigkeit" - gemäß dem Slogan der Käser-Agentur "Echtland € handelt mittlerweile nicht nur die BEG, sondern auch die Stadt Pfaffenhofen. Es wird ein Bebauungsplan öffentlich ausgelegt, in dem Grundstücke überplant werden, von denen schon 14 Tage vor Planauslegung per Einschreiben von den Besitzern mitgeteilt wurde, dass sie nicht zur Verfügung stehen. Ebenso ist den Planern bekannt, dass auf den vorhandenen Wegen keine Möglichkeit besteht, genügend breite, für die Schwertransporter befahrbare Zuwege zu erstellen, da sich circa 90 Prozent der Waldbesitzer eindeutig gegen eine Rodung ihrer Bäume ausgesprochen haben. Trotzdem wird diese Planung vorangetrieben und es werden keine Kosten und Mühen gescheut, ein riesiges Lügengerüst aufzubauen.

Anfangs war von sieben bis acht Anlagen die Rede, mindestens vier müssten es aber werden, um rentabel zu sein. Heute plant man drei. "Soviel wie nötig, so wenig wie möglich" - eine reine Lüge. Mehr Grundstücke stehen einfach nicht zur Verfügung.

"Der überschüssige Windstrom wird gespeichert werden. Pfaffenhofen bezieht dann keinen schmutzigen Strom mehr" - auch eine Unwahrheit. Durch den extrem fluktuierenden Strom aus Windkraft ist es nur theoretisch möglich, den Strombedarf zu decken. Tatsächlich ist es nur den lenkenden Eingriffen der Netzbetreiber zu verdanken, dass es noch nicht zu einem größeren Blackout gekommen ist. "Deutschlands Stromleitungen zu steuern, erfordert einen immer höheren Aufwand. Die jährlichen Kosten dafür summieren sich inzwischen auf eine Milliarde Euro. Zu tragen haben diese Kosten allein die Stromkunden." (DK, 8. Juni 2016 "Wacklige Wende €) Die Speichertechnologie "Powertogas" funktioniert durch Elektrolyse. Diese braucht Zeit, die extremen Stromspitzen einer WKA müssen sofort aus dem Netz und können deshalb eben nicht gespeichert werden. Auch die Entstehungskosten des Windgases sind absolut nicht vertretbar: 18 Cent pro Kilowattstunde, heutiger Erdgaspreis: 2,2 Cent pro Kilowattstunde (Quelle: Jülich Forschungszentrum); Fazit laut "Energiezukunft € auch über das Audi Pilotprojekt P2G im niedersächsischen Werlte: "Derartige Techniken werden in circa. 20 Jahren verlässlich und marktreif zur Verfügung stehen. €

Nächste Unwahrheit: "Kein Baum geht verloren". Laut Bebauungsplan soll dann statt der Fichtenmonokultur standorttypischer Mischwald angepflanzt werden. Ich frage mich, wer von den verantwortlichen Damen und Herren von BEG, Stadt(rat), Naturschutzbehörden/Verbänden schon einmal die geplanten Standorte angeschaut hat? Einen schöneren, älteren Mischwald wie zum Beispiel am geplanten Standort von WKA 01 habe ich noch selten gesehen. Wer setzt hierfür überhaupt die Maßstäbe? Warum ist eine Fichte weniger wert als eine Buche? Warum eine Eiche mehr? Werden die auf eine Ackerfläche angepflanzten 50 Zentimeter hohen Bäumchen die gleiche Funktion für den Klimaschutz haben, wie die riesigen, circa 100 Jahre alten Baumbestände? Wie lange dauert es, bis auf diesem Acker ein solch funktionierendes Ökosystem entstanden ist, das auf der anderen Seite zerstört wurde? Finden wir zwischen den Bäumchen Erholung? Der Uhu und alle anderen Tiere ein neues Zuhause? Das wichtigste im Kampf gegen den Klimawandel muss die Erhaltung unserer Wälder bleiben!

Zum krönenden Abschluss des Lügenkonstruktes darf der Pfaffenhofener Bürger darüber abstimmen - nur leider nicht mit eigener Meinung. Und nicht, weil auf die Wünsche der Bürger eingegangen werden soll, sondern weil ohne Bürgerentscheid das 10-H-Gesetz nicht so einfach ausgehebelt werden kann. Betitelt wird der Bürgerentscheid mit "Saubere Energie aus Windkraft". Der Antrag der CSU, das Wort "sauber € rauszunehmen, wurde komplett ignoriert. Die Fragestellung "Sind Sie dafür, dass die Stadt Pfaffenhofen den Bebauungsplan .... und damit einen wesentlichen Beitrag zur Erfüllung der städtischen Klimaschutzziele und zur Sicherung der ökologischen Stromerzeuger vor Ort leisten kann", nötigt den Bürger dazu mit "Ja € zu stimmen, da er ja sonst klimaschädlich handelt, das will niemand. Komisch nur, dass sich der CO2-Ausstoß in Deutschland nach dem Bau von 26 000 Windrädern kein bisschen verbessert hat - und die wurden größtenteils nicht in den Wald gestellt! Damit reicht es aber immer noch nicht, zu den Wahlunterlagen wird noch ein Informationsblatt gelegt, damit der unmündige Bürger auch wirklich weiß, was Bürgermeister Herker und die BEG haben wollen. Über das alles wurde im Stadtrat abgestimmt, natürlich stimmten Herr Herschmann und Herr Käser von der BEG mit ab, genau wie Frau Kummerer-Beck und Herr Knorr, beide Waldbesitzer, die im Falle des Baus ein Fundament, das heißt erhebliche finanzielle Zuwendungen bekommen. Wer sich noch erinnern kann: Bei der Förnbacher Spielplatz-Abstimmung durfte Stadtrat Franz Niedermayr nicht abstimmen, er war befangen, da er in der Bürgerinitiative war. Ist das Demokratie? Neutral? Pfaffenhofen übernimmt mal wieder die Vorreiterrolle, als erste Gemeinde, die einen Bürgerentscheid per Briefwahl durchführt, allerdings könnte man darauf gerne verzichten, wenn dem Befragten die zu gebende Antwort förmlich aufgezwungen wird. In das Bürgermagazin PAF und DU darf sowieso nur auf Drängen der CSU auch ein kleiner Teil Gegenargumente, aber nur wenn der Bürgerzusammenschluss "Gegenwind € als eingetragener Verein auftritt, ansonsten hat es in Pfaffenhofen keine Gegenargumente zu geben. Ebenso wurde unser Anliegen, eine gemeinsame Informationsveranstaltung von Stadt, BEG und Gegenwind zu organisieren, damit sich jeder Bürger über Vor- und Nachteile informieren kann, total abgeschmettert. Übrigens mit der Begründung, es gäbe keine Experten, die sich dem Dialog stellen würden. Wir hätten sie, aber das ist für die Gegenseite natürlich schwierig, könnte ja die eine oder andere Unwahrheit aufgedeckt werden. Die Frage ist: Wie weit sind wir von einer Diktatur entfernt?

Marion Sieber

Thalhof