Wo wart ihr, liebe Pfaffenhofener?

17.07.2014 | Stand 02.12.2020, 22:27 Uhr

Zum WM-Finale am 13. Juli und den feiernden Fans in Pfaffenhofen:

Was für eine Nacht! Kurz nach dem erlösenden Schlusspfiff marschierten die Ilmtaler Musikanten unter der Leitung von Felix Gary den bayerischen Defiliermarsch spielend durch die Türtorstraße in Richtung Hauptplatz. Dort versammelte sich innerhalb von Minuten eine unglaubliche Menschenmenge. Bald war der Platz voll. Die Leute tanzten auf der Straße und stimmten Fußballlieder an. Sekt wurde verspritzt, und Raketen (wohl vom letzten Silvester extra für diesen Anlass aufgehoben) stiegen aus allen Richtungen empor. Eine riesige Menge hupender Autos drehte Rund um Runde am oberen und unteren Hauptplatz. Die Menschen jubelten ihnen begeistert zu. Als die Kapelle vor der Bäckerei Bergmeister die Deutsche Nationalhymne spielte, war die Stimmung auf dem Höhepunkt. Die Polizei griff nicht ein, denn es war ja ein außergewöhnlich seltener und besonderer Anlass, der die Leute in die Stadt trieb, und alles lief ja friedlich ab. Ein wirklich unvergessliches Erlebnis, für jeden der dabei war.

Nein, ich schreibe gerade nicht über die Nacht vom vergangenen Sonntag auf Montag! Ich meine den 8. Juli 1990! Im Finale von Rom wurde das DFB-Team um Kapitän Lothar Matthäus nach 1954 und 1974 zum dritten Mal Weltmeister. Zu dieser Zeit gab es noch kein Public Viewing. Fußball wurde zu Hause geschaut.

Und am vergangenen Sonntag? Wieder Party-Stimmung am Hauptplatz, so wie vor 24 Jahren? Totale Fehlanzeige! Das Szenario am unteren Hauptplatz: Tristesse!

Liebe Pfaffenhofener, was war los? War es zu spät? Dummerweise brauchte diesmal unsere Mannschaft mehr als 90 Minuten, um Argentinien zu bezwingen. Da war es halt schon 23.30 Uhr als der vierte Stern für Deutschland erobert war. War es das Wetter? Während der Verlängerung setzte für ein paar Minuten leichter Regen ein.

Zugegebenermaßen, auch die Pfaffenhofener Polizei tat alles, um schon jeden Ansatz von Stimmung im Keim zu ersticken. Wohl aus Sorge um die Sicherheit der Zuseher beim Public Viewing hat man an diesem Abend gleich den gesamten Innenstadt-Bereich verkehrsberuhigt. Eine Durchfahrt beim Hauptplatz war jedenfalls nicht möglich – somit auch hier kein Autokorso. Am Marienbrunnen wurde ein Streifenwagen positioniert, in dem zwei Beamte die Einhaltung der Regeln überwachten. Verständlicherweise traute sich niemand, den Bereich mit dem Auto zu befahren.

Im Bericht der Polizei war zu lesen, dass man zufrieden sei, mit dem friedlichen Verlauf. Kein Wunder, denn es war ja auch nichts los! Wären nicht die Besucher von der Übertragung am Haus der Begegnung gerade nach Hause gegangen, man hätte nicht bemerkt, dass die deutsche Mannschaft soeben Weltmeister geworden ist. Ein Bengalisches Feuer am unteren Hauptplatz, welches bestimmt keine Gefahr für Personen oder Gegenstände darstellte, war dann schon der absolute Höhepunkt der diesjährigen „WM-Feierlichkeiten“ in Pfaffenhofen. Es war allerdings ein kurzes Vergnügen: Es wurde umgehend von der Polizei entschärft.

Auch ich bin der Meinung, dass die Sicherheit von Personen Priorität haben muss. Man kann es aber auch übertreiben. Manchmal müsste man bei der Polizei ein besseres Gespür dafür haben, was gefährlich, oder eher ungefährlich ist. Bei solch einem besonderen Ereignis kann man auch mal ein Auge zudrücken. Zumindest sollte man versuchen, eine Lösung zu finden, die es den meist jungen Leuten ermöglicht, einen solchen Erfolg gebührend zu feiern. Durchfahrende, hupende Autos hätten am Hauptplatz bestimmt keine Katastrophe ausgelöst!

Erhard Wallenäffer

Riebergweg

Pfaffenhofen