So besetzt man keine Geschäftsführerposition

09.08.2013 | Stand 02.12.2020, 23:48 Uhr

Zum Artikel „Woedl muss Schreibtisch räumen“ (PK vom 8. August):

So nicht. So besetzt man in der Wirtschaft keine Geschäftsführerposition. Es geht nicht, dass sich ein Kreis von Eingeweihten willkürlich und auf Zuruf mal schnell jemanden ausguckt. Schon der nun ausscheidende Geschäftsführer Woedl wurde nach dieser unprofessionellen Methode den Kreisräten aufs Auge gedrückt. Das miserable Ergebnis ist bekannt.

Wenn sich der Landrat unter Zugzwang setzt, indem bis zum 1. September vollendete Tatsachen schaffen will, so lässt diese Hektik lediglich auf eine bodenlose Angst vor dem Wahltag schließen.

Dilettantisch ist auch, dass jetzt schon wieder Namen für Kandidaten ausgeplaudert werden. Eine Andrea Wrobel steckt bis zur Hüfte im Sumpf des bisherigen Versagens. Auch mit Marc Nickel einem x-beliebigen zufälligen Berater die Stelle anzudienen, ist unter aller Kritik. Ein guter Berater ist und bleibt ein Berater. Er wechselt nicht so leicht die Perspektive so wie man sein Hemd wechselt und wird Geschäftsführer. War seine Beratungsfirma wenig erfolgreich oder will er sie parallel weiterführen?

Nie im Leben ist auch dieser Aufsichtsrat in der Lage, die auszuschreibende Stelle korrekt zu besetzen.

Leute, die sich über Jahre nicht im Klaren waren, dass ein negatives Betriebsergebnis von über vier Millionen Euro aufgelaufen ist, sind doch hilflos, inkompetent und unverantwortlich. Aufsichtsräte, die einen selbstmörderischen Knebelvertrag für Herrn Woedl abgesegnet haben, was sollen die noch? Diese Aufsichtsräte sind verbrannt. Alle.

Was jetzt nötig ist: Eine korrekte wirtschaftsübliche Ausschreibung, ein mehrtägiges Assessment-Center, die Einbindung aller Beteiligten, eine Abstimmung über den neuen Geschäftsführer im Kreistag.

Selbst für die Einstellung einer/eines Auszubildenden wendet man in jedem gut geführten Betrieb mehr Sorgfalt auf, als Landrat Wolf bei der Besetzung einer Spitzenposition. Handelt man gegen diese ungeschriebenen Gesetze, so bereut man das in der Regel bitter – wie wir das im Fall Woedl ja schon erleben.

Hektik und übereilte Hast sind jetzt fehl am Platz. Die Ruhe, die wir brauchen, kann uns der frühere Geschäftsführer Huber verschaffen. Dieser Mann hat die Klinik über mehr als 20 Jahre lang erfolgreich und ohne Tadel geführt. Er hatte ein gutes Verhältnis zu den zuweisenden Ärzten und er kennt alle Geschäftsvorgänge in- und auswendig.

Schon einmal hat Herr Huber die Klinik in einer ähnlichen Situation vor dem Absturz bewahrt. Unter dem zeitlich begrenzten Schutzschirm des Herrn Huber können wir in aller Ruhe und Sachlichkeit nach einem künftigen Geschäftsführer für die Ilmtalklinik suchen.

Das ist für die Klinik die letzte Chance vor der Privatisierung. Deshalb sollten auch die Mitarbeiter skeptisch bleiben und sich gegen Schnellschüsse aussprechen.

Gudrun Eberle

parteilose Kreisrätin

Betriebswirtin im Sozial- und Gesundheitsmanagement