Pfaffenhofen
Der Imkerei schon immer eng verbunden

Rosa Kaindl bietet seit fast einem Vierteljahrhundert Bienenprodukte am Wochenmarkt an

11.06.2015 | Stand 02.12.2020, 21:12 Uhr

Rosa Kaindl (links) verkauft seit 24 Jahren Honig und andere Bienenprodukte auf dem Pfaffenhofener Wochenmarkt. Auch Monika Schratt, die 18 Jahre lang dem Pfaffenhofener Stadtrat angehörte und sechs Jahre lang 3. Bürgermeisterin war, greift an dem kleinen Stand gerne zum Glas mit gesundem Honig - Fotos: Bendisch

Pfaffenhofen (PK) Den cremig gerührten Blütenhonig möge sie selbst am liebsten, meint Rosa Kaindl: „Aber wie so vieles ist das eine reine Geschmackssache“.

Mit Honig und Bienenprodukten ist sie seit nunmehr 24 Jahren auf dem Pfaffenhofener Wochenmarkt vertreten; die kleine Plüschbiene zwischen den Gläsern wirbt für die ganz besondere Süße, für die schon die Sammler der Steinzeit Stiche in Kauf nahmen. In der Sagenwelt verdanken Götter dem Honig ihre Unsterblichkeit, Ärzte der Antike benutzten ihn als Wundheilmittel – und auf einer frischen Buttersemmel schmeckt er einfach unvergleichlich.

Mit den Bienen ist Rosa Kaindl seit ihrer Kindheit verbunden, denn ihr Vater, Zimmerermeister aus Freinhausen, war 75 Jahre lang Imker. Kommunalpolitiker, Sportfunktionär und in seiner Freizeit leidenschaftlicher Regent über viele Bienenvölker war ihr Ehemann Franz Kaindl, der im vergangenen Jahr verstarb, als Ehrenvorsitzender des Imkerkreisverbandes.

„Der Mann produziert den Honig, und die Frau muss auf dem Wochenmarkt sitzen und ihn verkaufen . . . “ Die Leute reden, Rosa Kaindl weiß das und lacht darüber. Tatsache ist: Zu den Bienen kam Franz Kaindl erst über seine Ehefrau. Zum Geburtstag sollte der Schwiegervater in Freinhausen ein Buch über die fleißigen Insekten bekommen. Kaindl blätterte darin und konnte es dann nicht mehr aus der Hand legen. „Das kriegst du erst, wenn ich durch bin“, erklärte er dem Schwiegervater; der Imkervirus hatte ihn gepackt. Angesteckt wurde später auch ein Schwiegersohn der nächsten Generation: Seit dem Tod Franz Kaindls betreut Thomas Preitschopf aus Ilmmünster die Bienenvölker, und der heute 15-jährige Enkel Lukas wollte schon als ganz kleiner Bub Imker werden.

Mit den Bienen selbst habe sie nie etwas zu tun gehabt, meint Rosa Kaindl, doch von Kindesbeinen an mit dem Honigschleudern und der Verarbeitung: „Da halfen wir alle mit“. Das „Wochenmarketing“ kam hinzu, als ein paar besonders ergiebige Jahre aufeinanderfolgten und die Imker der Region die Honigmengen kaum losbrachten. Da appellierte Franz Kaindl als Kreisvorsitzender an die Imkerkollegen, mehr für ihr wertvolles Naturprodukt zu werben und es gezielter zu vermarkten. Daheim am Küchentisch stellte er dann fest: „Ich red gescheit daher und tu auch nix . . . “ Das machte dann seine Frau. Die gelernte Bankkauffrau eignete sich in Kursen Fachwissen an und ist seit fast einem viertel Jahrhundert mit ihrem Honigstand fester Bestandteil des Pfaffenhofener Wochenmarktes: „Und wenn ich es nicht gern tät, hätte ich schon längst aufgehört“. Daheim in Uttenhofen stehen schon die Transportkisten für den nächsten Markttag der 71-Jährigen bereit: „Ich habe so tolle Marktnachbarn, die mir beim Aufbau helfen“.

In ein Honigglas direkt vom Imker muss der Kunde mehr investieren als in die Quetschflasche aus dem Supermarkt, allerdings kann er sicher sein, dass er etwas wirklich Gutes bekommt: Das Siegel des Deutschen Imkerbundes steht für strenge Kontrollen und Qualität. Wer Honig aus der Heimat konsumiere, der unterstütze aber auch die Natur in der Region, erklärt Rosa Kaindl: „Wenn Imker ihren Honig nicht absetzen können, bauen sie ihre Völkerbestände ab, und damit geht die Bestäubungstätigkeit für unsere heimische Pflanzenwelt verloren“. Reich an lebensnotwendigen Vitalstoffen und eine beliebte Nahrungsergänzung für Gesundheit und Fitness sind auch die getrockneten Pollen, Blütenstaubkörner, die von den Bienen bei ihrer Sammelarbeit aufgenommen werden: Man kann sie als gelbe „Höschen“ bei den Tieren sehen. Den Larven und Ammen des Bienenvolkes dienen sie als wertvolle Nahrung. Die Körnchen müsse man auflösen, sonst könne der Körper sie nicht verdauen, erklärt Rosa Kaindl einem neuen Kunden am Stand: „Am besten rührt man die Blütenpollen in Joghurt ein und lässt ihn ein wenig stehen; dann sieht man schon, wie er gelb wird“. Für von Heuschnupfen geplagte Allergiker sind die winzigen aromatischen Schmankerl allerdings tabu.

Dass Rosa Kaindl reichlich Koch- und Backrezepte kennt, in denen Honig verwendet wird, versteht sich von selbst: „Es ist aber nicht so, dass in meiner Küche nur aus dem Honigtopf geschöpft wird“. Und manches klappt einfach nicht: „Eier und Honig kann man nicht schaumig rühren, Pudding mit Honig bekommt nicht die gewünschte Festigkeit“. Hohe Temperaturen zerstören die Inhaltsstoffe, dann dient der Honig einfach nur der Geschmacksgebung. Die heilsame heiße Milch mit Honig mache deshalb nur Sinn, wenn sie vor dem Süßen auf Trinktemperatur abgekühlt wurde, erklärt Rosa Kaindl.

Zuckerkristalle, die sich am flüssigen Honig absetzen, haben keinen Einfluss auf seine Qualität: Gibt man das Glas in ein warmes (nicht heißes!) Wasserbad, lösen sie sich wieder auf. Manche Honigliebhaber haben es aber ganz gern, wenn es beim Genießen ein wenig knirscht. Dunkler, angenehm würzig bis malzartig und reich an ätherischen Ölen ist der Waldhonig.

Mit der naturreinen Delikatesse kann man sich zum Abschluss noch ein paar Zahlen zum sprichwörtlichen Bienenfleiß auf der Zunge zergehen lassen: Eine Biene legt in ihrem Leben rund 800 Kilometer zurück und kann bis zu 30 Stundenkilometer schnell fliegen. In einem Glas mit 500 Gramm Honig steckt die Lebensarbeit von rund 200 Bienen, die etwa zehn Millionen Blüten besuchten.