Gosseltshausen
Silberne Dolden

Der Gosseltshausener Christian Köhler fertigt außergewöhnlichen Schmuck rund um den Hopfen

19.06.2015 | Stand 02.12.2020, 21:10 Uhr

Foto: Stefanie Grindinger

Gosseltshausen (PK) Dass Hopfen nicht nur dem Gaumen schmeichelt, sondern auch etwas fürs Auge ist, zeigt Christian Köhler aus Gosseltshausen mit seiner „Hallertau“-Kollektion. Sein außergewöhnlicher Silber-Schmuck offenbart die Schönheit der Hallertau und dreht sich rund um das Grüne Gold.

Einen etwas anderen Blick auf die Hallertau gewährt Christian Köhler. Der 49-Jährige aus dem Wolnzacher Ortsteil Gosseltshausen fertigt mit viel Liebe zum Detail einzigartige Schmuckstücke, die sich rund um den Hopfen drehen. Da wären zum Beispiel filigrane Hopfenblätter und detailgetreue Dolden, traditionelle Gerätschaften wie Schnitzer, Sackhaken oder Metzen, Bierfassl, Fuchszahn und viele weitere Motive, getragen am Hals, als Charms an Bettelarmbändern, Uhrenketten oder Charivari für Lederhosen und Dirndl und Ohrschmuck. Köhler möchte so die Traditionen der Region bewahren und interpretiert ihre Symbole derart, dass sie als Schmuck tragbar werden. „Das ist die große Herausforderung“, betont der Kunsthandwerker.

Der Hopfenschmuck trifft offenbar den Nerv der Zeit, denn Kunden jeden Alters interessieren sich für die handgefertigten Kostbarkeiten aus Silber und tragen sie stolz als Zeugnisse ihrer Heimatliebe. Anfangs erwartete der Gosseltshausener, dass der Markt irgendwann gesättigt sein würde – doch das Gegenteil ist der Fall. Besonders schön findet er es, dass viele Jugendliche zu seinem Kundenkreis zählen. Auch einige seiner Schüler tragen seinen Hopfenschmuck; hauptberuflich unterrichtet Christian Köhler als Fachlehrer für Informationstechnologie, Technisches Zeichnen und Werken an der Georg-Hipp-Realschule in Pfaffenhofen. In Erinnerung geblieben ist ihm ein 16-jähriges Mädel, das zwei Jahre lang ihr Taschengeld gespart hatte, um sich eine Hopfendolde und ein Blatt zu kaufen. Solche Erlebnisse geben ihm viel zurück.

Schmuck macht Christian Köhler eigentlich schon immer. Die Liebe zum Goldschmieden ist während des Studiums in den 1980er Jahren erwacht – und hat den heute 49-Jährigen seither nicht mehr losgelassen. Anfangs reines Hobby, wurde der Schmuck mit den Jahren immer mehr zur Profession. An sein allererstes Stück erinnert sich Christian Köhler noch: einen Silberring mit halbrundem Stein. Sein Stil wurde damals von geometrischen Formen und klaren Linien dominiert und hatte mit den heutigen Natur-Motiven wenig gemein. Auf selbst gemachte Geschenke im Freundes- und Bekanntenkreis folgten bald erste Auftragsarbeiten.

Die Idee zum Hopfenschmuck kam Christian Köhler viele Jahre später. Er wollte mit seinem Schmuck eine neue Richtung einschlagen und etwas Typisches für die Region machen. In Wolnzach geboren und aufgewachsen, ist er mit dem Hopfen groß geworden. Während Schule und Studium besserte sich der angehende Lehrer mit dem Hopfenzupfen das Taschengeld auf. Eines Tages zog sein Vater eine alte Holztafel mit roten Hopfensiegeln hervor. „Diese alte Tradition wollte ich als Schmuck wieder aufleben lassen“, so der passionierte Schmuckdesigner. Mittlerweile hat er nicht nur sämtliche Hallertauer Hopfensiegel in Form von Silber-Anhängern in verschiedenen Größen abgebildet, sondern auf Kundenwunsch auch andere Hopfenanbaugebiete hinzugenommen, wie Tettnang am Bodensee oder Spalt am Brombachsee. Die Spalter haben übrigens das älteste Hopfensiegel; es wurde bereits 1538 verliehen.

Das nächste Projekt ließ nicht lange auf sich warten: die Hopfendolde. Die Herstellung war jedoch weit schwieriger als zunächst gedacht. Ursprünglich war geplant, die Hopfendolde direkt abzuformen. Zusammen mit einem Zahntechniker wurde eine Gipsform angefertigt, was jedoch nicht funktionierte: Es kam zu Lufteinschlüssen oder die feinen Blättchen der Dolde stellten sich unschön auf. Doch Christian Köhler ist keiner, der schnell aufgibt. Er tüftelte weiter und traf bei Recherchen auf eine Firma in München, die anhand von Skizzen dreidimensionale Plotts drucken kann. „Dieser neue Weg hat mir viele Möglichkeiten eröffnet“, sagt Christian Köhler. Anhand der detailgetreuen Form erstellt eine Lohngießerei in Pforzheim die Prototypen aus Silber, die Christian Köhler mühevoll von Hand nachbearbeitet, versäubert und poliert. Stück für Stück. Der Anspruch des Perfektionisten ist, dass „am Ende alles 100-prozentig passt.“ Während bei den Kunden die Hopfenblätter und Dolden am beliebtesten sind, hat Christian Köhler ein anderes Lieblingsstück: „Die Kirm finde ich persönlich am nettesten.“

Für Köhler ist seine „Hallertau“-Kollektion mittlerweile abgeschlossen. Durchhalten kann er das nicht ganz, denn es kommen immer wieder spezielle Kundenanfragen, wie zum Beispiel nach einer Gürtelschnalle mit Wolnzach-Siegel. Momentan arbeitet er an zwei Gürtelschließen mit Initialen – besondere Unikate, die so kein anderer hat. Mehrere Stunden täglich investiert der dreifache Vater in seinen Hopfenschmuck – und das neben Beruf, Familie, Jonglieren und seinem Engagement beim „Zirkus Tonelli“. Das geht nur mit viel Liebe und Leidenschaft.