Christen im Irak nicht im Stich lassen

17.10.2007 | Stand 03.12.2020, 6:25 Uhr

Erzbischof Louis Sako (2. von rechts) hielt vor den hauptamtlichen Mitarbeitern und den Pfarrern im Dekanat Pfaffenhofen einen Vortrag über die schwierige Situation der Christen im Irak. - Foto: Steinbüchler

Pfaffenhofen (sj) Anlässlich des Monats der Weltmission war der irakische Erzbischof Louis Sako jetzt in Pfaffenhofen zu Gast. Mit seinen Begleitern, Anton Stegmair vom Referat Weltkirche der Diözese Augsburg und der Übersetzerin, Missiopraktikantin Katrin Niewalda, besuchte er neben der Georg-Hipp-Realschule auch die katholische Stadtpfarrei St.Johannes Baptist.

Im Mehrzweckraum der Georg-Hipp-Realschule schilderte der in Kirkuk im Nordirak lebende Bischof den Schülerinnen und Schülern der 10. Jahrgangsstufe die Situation von Kindern, Jugendlichen und Familien in der dortigen Kriegsregion.

Nachdem in den letzten Jahren fast die Hälfte der Christen vor den fundamentalistischen Muslimen aus ihren Heimatstädten fliehen mussten und in benachbarte Länder oder in den Norden Iraks übersiedelten, müssten sich die Familien dort eine neue Heimat aufbauen.

Mit seinen Mitarbeitern startete Bischof Sako verschiedene soziale Projekte für Kinder und Jugendliche, um ihnen eine schulische Ausbildung zu ermöglichen und Arbeitsplätze zu schaffen. Im Norden Iraks seien schon rund 30 kleine Dörfer für die Flüchtlinge aufgebaut worden, berichtete Louis Sako.

Im anschließenden Gespräch mit dem Bischof fragten die Realschüler, wie sie die Flüchtlinge konkret unterstützen könnten. Er schlug vor, die Schüler sollten Kontakt per E-mail mit Schulen im Nordirak aufnehmen und den jungen Menschen damit das Gefühl geben, nicht allein zu sein und dass man sich für ihr Leben interessiert.

Beeindruckt war der Erzbischof von der Hilfsbereitschaft der Jugendlichen. Auf Initiative von 2.Schulleiter Fritz Hammer sammelten die Schülerinnen und Schüler am Vormittag in den Klassen Spenden für die Flüchtlinge. Den Gesamterlös von 670 Euro konnte Pastoralreferent und Religionslehrer Sepp Steinbüchler an den Bischof überreichen. Nach seinem Besuch in der Realschule referierte Erzbischof Sako im katholischen Pfarrzentrum vor den hauptamtlichen Laien und Pfarrern des Dekanates Pfaffenhofen. Mit Betroffenheit nahmen die Zuhörer zur Kenntnis, dass in den letzten Jahren im Irak bei insgesamt zweieinhalb Millionen Flüchtlingen etwa 400 000 Christen vertrieben worden sind, allein in der Diözese des Erzbischofs sieben Priester entführt und zwei auf bestialische Weise getötet wurden. In seiner Diözese gab es insgesamt über 20 Tote durch Anschläge auf Christen. Zwei Kirchen wurden durch Brandanschläge zum Teil stark zerstört.

Seit vier Jahren praktiziert Bischof Sako mit den muslimischen Imamen einen "Dialog des Lebens", sucht freundschaftliche Kontakte zur muslimischen Mehrheitsbevölkerung und hilft den Einheimischen ohne Bevorzugung irgendeiner ethnischen oder religiösen Gruppe.

Beim abendlichen Gottesdienst in der Stadtpfarrkirche bedankte sich der Erzbischof für die freundliche Aufnahme in der Pfarrei, in der Schule und im Dekanat Pfaffenhofen und verabschiedete sich mit dem Appell, die Christen im Irak nicht im Stich zu lassen: "Wir brauchen viel Geduld im Irak. Aber wir wollen als Christen im Land bleiben. Unser Glaube an Jesus Christus gibt uns Mut und Hoffnung für die Zukunft. Dabei bauen wir auch auf eure Solidarität!"