Wolnzach
Aus Barcelona nach Wolnzach

Zwei Betriebe holen sich Arbeiter aus Spanien – weil örtliche Ausschreibungen erfolglos waren

22.06.2012 | Stand 03.12.2020, 1:21 Uhr

 

Wolnzach (WZ) Grüß Gott statt Buenos Dias: Fleißig Deutsch büffeln seit einem Monat vier spanische Facharbeiter – denn ihre neuen Arbeitgeber kommen aus Wolnzach. Weil sie seit Jahren ohne Erfolg in Deutschland Fachleute gesucht haben, holen sich Uwe Holzvoigt, Geschäftsführer der Schäch Haustechnik GmbH, und Roman Neuber, Chef der Neuber Elektro GmbH, jeweils aus Wolnzach, nun internationale Hilfe: Nächsten Freitag fliegen zwei Installateure, ein Fachmann für Fotovoltaikanlagen und ein Elektroinstallateur aus Barcelona ein, um bei Elektro Neuber und bei der Schäch Haustechnik ihre neuen Stellen anzutreten.

„Es ist wirklich unmöglich, hier bei uns Leute zu finden.“ Resigniert hat Uwe Holzvoigt, wenn es um den Erfolg von herkömmlichen Stellenausschreibungen für seinen Betrieb geht: „Wir haben wirklich alles versucht: Zeitungsanzeigen, Internet und natürlich auch über das Arbeitsamt. Aber da kommt einfach nichts!“ Sechs Auszubildende würde er jedes Jahr einstellen, hat das im vergangenen Jahr auch getan. Ernüchtert sagt er aber heute: „Von diesen sechs Azubis ist uns genau einer geblieben. Einer ist am ersten Tag schon gar nicht gekommen.“ Und die anderen? „Vielleicht wollten sie sich nicht mehr die Hände schmutzig machen“, zuckt der Wolnzacher Firmenchef mit den Schultern. Eine Vermutung, die sich ihm aufdrängt, denn: „Wenn wir Leute für’s Büro suchen, dann können wir uns vor Bewerbungen nicht retten.“

Aber für Handwerksberufe schaut es halt ganz anders aus. Das weiß auch Roman Neuber von Elektro Neuber in Wolnzach – er hat ganz ähnliche Erfahrungen wie Uwe Holzvoigt gemacht. Und genau deshalb ist er mit ihm auch jetzt einen anderen Weg gegangen und hat im europäischen Ausland nach Kräften gesucht.

Spanien hat sich für Holzvoigt aus zwei Gründen angeboten: Erstens, sagt er, weil es dort sehr viele Arbeitslose aus Bereichen der Handwerksbranchen gäbe, zweitens, weil er selbst einige Zeit in Spanien tätig war und deshalb dort über gute Kontakte verfügt. Die hat er nun bei seiner Suche nach gutem Fachpersonal wieder aufgewärmt – mit Erfolg: Schon innerhalb einer Woche nach den ersten Gesprächen kamen Vorschläge, aus denen sich Neuber und Holzvoigt nun ihre vier Fachleute ausgesucht haben.

Die Freude ist auf beiden Seiten groß – obwohl die vier Spanier allesamt Familien haben, die sie zunächst zurücklassen werden. Wohnen werden sie in Übergangsunterkünften, bis sich ihre Position gefestigt hat und sie sich dann selbst für sich und ihre Familien Wohnungen in Wolnzach suchen wollen.

Zum leichteren Einstieg werden ihnen in den Betrieben Paten zur Seite gestellt, die sie betreuen werden. Deutsch lernen die vier Neu-Wolnzacher jetzt schon fleißig, ein Wort sollten sie sich bis Freitag noch unbedingt aneignen: „Weißwurst“. Die gibt es nämlich zur Begrüßung.