Wolnzach
"Da ist so gut wie kein Fisch mehr drin"

30.08.2011 | Stand 03.12.2020, 2:28 Uhr

 

Wolnzach (WZ) Frustriert beim Blick in die Wolnzach ist Fischerclub-Vorsitzender Hans Brunner. „Da ist so gut wie kein Fisch mehr drin“, beklagen er und seine Vereinskollegen die derzeitige Misere auf ihrer Pachtstrecke. Die Ursache für das offensichtliche Fischsterben ist unbekannt.

An dem kleinen Wasserfall an der Schlossstraßen-Brücke mitten im Markt sieht man sie normalerweise besonders gut: Da tummeln sich beim Füttern gut 70 bis 100 Forellen. Normalerweise. Seit einigen Wochen aber blickt Hans Brunner vergeblich suchend in das Gewässer. „Da ist kein Fisch mehr da – nicht einer“, klagt er. Alarmiert war der Vorsitzende des Wolnzacher Fischerclubs bereits vor sechs bis acht Wochen. Da hatte ihn ein Anlieger an der Schleifmühlbrücke und zugleich Fischerkollege auf einige tote Fische auf einer kleinen Sandbank aufmerksam gemacht. „Es waren etwa sechs bis acht“, erinnert sich Brunner, „die mit Sand bedeckt und wohl schon zwei bis drei Tage tot waren.“ Denn die Woche vorher war die Wolnzach bei Hochwasser recht trüb gewesen, erst zum Fundzeitpunkt führte der Fluss weniger Wasser und brachte die toten Tiere zum Vorschein.

Schon zu spät

Brunner informierte die zuständige Wasserschutzpolizei Beilngries. Der Sache näher auf den Grund zu gehen, war allerdings nicht mehr möglich. Denn um die Fische auf eventuelle Giftstoffe untersuchen zu können, sollte die Verwesung noch nicht eingesetzt haben. „Am besten ist es, man hat noch lebende Fische, die im Wasser taumeln, die dann tiefgefroren verpackt werden und so an das Landesuntersuchungsamt gehen“, erklärt ein Sprecher der Wasserschutzpolizei Beilngries. „Am wichtigsten ist schnelles Handeln“, rät er.

Das war im Wolnzacher Fall aber nicht mehr möglich. Denn die aufgefundenen Tiere waren bereits seit einiger Zeit tot. „Und dann ging nichts mehr, weil kein Fisch mehr da war“, berichtet Hans Brunner. Die Todesursache habe man deshalb nicht feststellen können. „Zu mehr als 99 Prozent ist da jetzt kein Fisch mehr drin“, beschreibt er die Situation auf der Pachtstrecke des örtlichen Fischerclubs, die von der Siegertszeller Brücke bis zu den Betriebshallen am Ende des „Brunnen“-Geländes geht. Nach Brunners Angaben sind aber logischerweise auch die nachfolgenden Strecken und deren Pächter in gleichem Maß von dem Fischsterben betroffen.

Gar nicht so lange her ist das letzte Fischsterben, es war im August 2008, also genau vor drei Jahren. Auch damals war nicht klar, an was die Fische zugrunde gegangen waren. Eine ganz vage Vermutung hat Brunner dabei schon, auch wenn er weiß, dass er sich mit dieser „etwas weit aus dem Fenster lehnt und sich nicht gerade Freunde macht“: In seinen Augen könnten es damals möglicherweise Pflanzenschutzmittel gewesen sein, die in die Wolnzach gelangt waren. „Aber das ist nicht bewiesen“, gibt er zu, dass das nur eine von mehreren Möglichkeiten ist.

Teuer für den Verein

Das vierte Fischsterben in elf Jahren – kein Wunder, dass der Fischerclubchef richtiggehend frustriert ist. Denn momentan kostet das Hobby dem Verein nur Geld: Jedes Jahr im Frühjahr setzt der Club Tiere für 500 bis 700 Euro ein. So ein neuer Besatz besteht aus etwa 350 Bachforellen, 50 Saiblingen und 50 Äschen. Rausgenommen wird von den Fischern dagegen fast nichts: laut Fangkarte pro Jahr etwa 50 Exemplare. „Und das bei zehn Fischern“, rechnet Brunner vor, dass dabei jedes Mitglied grade mal fünf Fische für den eigenen Bedarf angelt. Dass die meisten rund ein Jahr lang nach einem Fischsterben nichts rausnehmen wollen, hat auch gesundheitliche Gründe: „Wenn man bedenkt, dass da in den Fischen vielleicht noch Giftstoffe drin sind, vergeht einem der Appetit“, verzieht Brunner das Gesicht. „Da habe ich die Fische lieber im Wasser.“

Aber da sind im Moment auch keine mehr. Und wenn es nach Brunner geht, „kommen nächstes Frühjahr auch sicher keine Neuen mehr rein.“ Vor einem neuen Besatz möchte er nämlich am liebsten die derzeit laufende Hochwasserfreilegung abwarten, um nicht unnötig Geld in den Sand zu setzen. Denn bei den Arbeiten zur Freilegung entstehen durch die Maschinen immer wieder Druck und Vibrationen im Wasser. „Da bleibt kein Fisch da“, erklärt der Fachmann, warum er mit dem Einsetzen neuer Tiere warten möchte.

Noch nicht optimal

Hinzu kommt, dass seiner Ansicht nach die Wolnzach nach der Freilegung „noch zu wenig gewachsen ist“ ist – was er nicht als Kritik an der Hochwasserfreilegung an sich verstehen möchte, „denn die ist ja wirklich wichtig und nötig“. „Aber die Fische brauchen für optimalen Lebensraum Unterstand und Verstecke“, so Brunner. Und die wachsen erst wieder im Laufe der Zeit.