"Wir müssen am Ball bleiben"

Die Arbeitslosenzahlen im Landkreis scheinen stabil – doch dahinter verbirgt sich viel Dynamik

27.01.2015 | Stand 02.12.2020, 21:43 Uhr

In der Pfaffenhofener Agentur für Arbeit waren 2014 im Jahresschnitt 1455 Menschen arbeitslos gemeldet. - Fotos: Lodermeyer

Pfaffenhofen (PK) An das Rekordjahr 2012 kommt das vergangene Jahr nicht ganz heran, doch insgesamt steht der Arbeitsmarkt in der Region gut da. „Wir haben eine recht stabile Entwicklung im Landkreis“, sagt Peter Kundinger, Pressesprecher der Agentur für Arbeit Ingolstadt.

 

Auch 2014 reiht sich nahtlos in das bisherige positive Erscheinungsbild ein. Im vergangenen Jahr waren im Jahresschnitt 1455 Menschen im Landkreis arbeitslos gemeldet, das entspricht 53 mehr als im Vorjahr. Doch diese Gesamtzahl ist nicht das einzige nennenswerte Ergebnis der Bilanz zum Arbeitsmarkt 2014 im Landkreis und auch nicht zwingend das ausschlaggebende. Günter Böhm (kleines Bild), Leiter der Agentur für Arbeit in Pfaffenhofen, erklärt, auf welche Zahlen er besonderen Wert legt und welche Aussichten sowohl Senioren als auch Jugendliche im aktuellen Jahr haben.

Herr Böhm, beim Blick in die Statistik zum Arbeitsmarkt wird man beinahe von Quoten und Werten erschlagen. Welche Zahl ist denn letztlich die Wichtigste für den Landkreis Pfaffenhofen?

Günter Böhm: Das sind ganz klar die Bewegungszahlen. Wir hatten 2014 im gesamten Jahr 6391 Zugänge in die Arbeitslosigkeit und 6329 Abgänge – also Menschen, die wieder eine Stelle gefunden haben. Arbeitslose sind es im Bestand 1455 Menschen. Diese Bewegungszahlen machen deutlich, dass wir als Arbeitsagentur – obwohl wir in einer wirtschaftlich starken Region leben – viel zu tun haben.

 

Was sind die Hintergründe, dass sich so viele Menschen arbeitslos melden – aber eben fast genauso viele wieder Arbeit finden? Ist das eine Entwicklung, die es erst seit Kurzem gibt?

Böhm: Ursache sind die Bedingungen am Arbeitsmarkt. Die haben sich geändert: Die Zahlen vor fünf bis sechs Jahren waren noch niedriger, aber seit etwa drei Jahren bewegen wir uns hier auf diesem Niveau. Der Hintergrund sind hier befristete Beschäftigungen und sogenannte prekäre Arbeitsverhältnisse wie Zeitarbeit, die in den vergangenen Jahren immer mehr zugenommen haben.

 

Was ist für Sie hier eine wichtige Aufgabe?

Böhm: Wir versuchen sehr stark, dass die Leute nicht in die Langzeitarbeitslosigkeit rutschen. Als langzeitarbeitslos gilt man, wenn man zwölf Monate und länger keine Stelle hat. Man muss hier am Ball bleiben, wir wollen eigentlich, dass die Dauer der Arbeitslosigkeit – sollte sie denn eintreten – so kurz wie möglich ist.

 

Die Bevölkerung wird immer älter, das Rentenalter steigt. Welche Rolle spielen Senioren in der Arbeitsagentur und in den Statistiken?

Böhm: Die Menschen über 55 Jahre machen 2014 etwa ein Viertel der Arbeitslosen aus, das stimmt.

Gibt es hier überhaupt noch eine Chance, eine neue Stelle aufzutreiben?

Böhm: Das kann man nicht pauschal sagen. Es geht hier sehr stark danach, welchen Bedarf ein Unternehmen gerade hat und welche Qualifikation der Bewerber mitbringt. Aussichtslos ist es grundsätzlich nicht, wir vermitteln auch immer wieder Menschen über 55 Jahre. Ein schwieriger Punkt ist allerdings, dass häufig nicht nur das Alter eine Rolle spielt, meist gibt es weitere Einschränkungen, wie zum Beispiel gesundheitliche Probleme, mangelnde Mobilität und die Einschränkung auf Teilzeit.

Trotzdem haben die Senioren – obwohl manche von ihnen nur wenige Jahre vor dem Renteneintritt stehen – noch die Motivation, noch einmal neu anzufangen und sich eine Arbeit zu suchen?

Böhm: Natürlich gibt es schon den einen oder anderen, der in ein, zwei Jahren in Rente geht – da merkt man manchmal, dass sie keine Lust mehr haben. Aber bei den meisten ist das nicht der Fall.

Welche Punkte stehen denn für die Arbeitsagentur in Pfaffenhofen im aktuellen Jahr an? Welche Gruppen stehen für Sie im Fokus?

Böhm: Wir wollen die Zahl der Langzeitarbeitslosen reduzieren. Das heißt auch, dass wir es gar nicht so weit kommen lassen wollen, dass weitere Leute so lange ohne Arbeit sind. Außerdem wollen wir dem Fachkräftemangel dadurch begegnen, dass wir auf Weiterbildung und Umschulung setzen. Und ein dritter Punkt sind für uns die Jugendlichen, also die Leute unter 25. Wir wollen sie in Arbeit vermitteln, damit sie gar nicht erst in eine soziale oder wirtschaftliche Gefahrensituation rutschen.

 

Das Interview führte

Claudia Lodermeyer.