Rohrbach
Wie der Sand in den Sack kommt

Feuerwehren und Bauhofmitarbeiter haben bei Rohrbacher Hochwasserübung den Ernstfall geprobt

15.04.2018 | Stand 23.09.2023, 2:55 Uhr
Der Ernstfall ist bei der Rohrbacher Hochwasserübung am Samstag in allen Facetten geprobt worden. Die Feuerwehrler befüllten Sandsäcke (großes Bild), Bauhofhelfer sperrten Straßen ab und brachten die Notstromaggregate in Betrieb (rechts oben) und in der Einsatzzentrale (rechts unten) wurden die vielen kleinen Hilfsmaßnahmen im ganzen Gemeindegebiet koordiniert. −Foto: A. Ermert

Rohrbach (PK) Es regnet seit Tagen, der Wasserpegel der Ilm steigt und der Sportweg ist schon überschwemmt. Dieses Szenario musste man sich am Samstag bei strahlendem Sonnenschein erst einmal vorstellen. Den Hilfskräften gelang es trotzdem bestens - denn es war Hochwasserübung in Rohrbach.

Die Sirene heulte - und neben den Rohrbacher Kameraden rückten auch die Feuerwehren aus Waal, Rohr, Gambach und Fahlenbach an, um die Hochwasserfreilegung zu aktivieren und den Ernstfall zu proben. "Eine solche Übung gab es noch nie. Und wir haben auch einige Schwachpunkte entdeckt, die verbessert werden müssen", fasste der Rohrbacher Kommandant Sascha Wellnhofer das Ergebnis des vierstündigen Einsatzes zusammen. "Alle Feuerwehren waren voll motiviert und haben gute Arbeit geleistet." Insgesamt waren 88 Helfer im Einsatz, darunter auffallend viele junge Leute, die bisher noch keinen echten Hochwassereinsatz erlebt haben.

Es wurde einiges gefordert von den Einsatzkräften: Die Sielbauwerke wurden geschlossen, die Notstromversorgung für die Pumpwerke im Gellert, an der Salvatorstraße und im Mühlweg in Betrieb genommen. Drei Dammbalkenverschlüsse mussten eingebaut werden - und sogar das Füllen von Sandsäcken unter der Anleitung des Technischen Hilfswerks wurde geübt. Im Einsatz waren außerdem die Mitarbeiter vom Bauhof und vom Abwasserzweckverband.

Wie im Ernstfall gehörte auch Bürgermeister Peter Keck (SPD) zur Einsatzleitung. Von dort aus lief die komplette Organisation für das gesamte Gemeindegebiet. Es herrschte hektische Atmosphäre in der Kommandozentrale, ein ständiges Kommen und Gehen. Exakte Anweisungen werden ausgegeben, die Hochwasserlage war zu beurteilen. Die Pegelstände mussten laufend kontrolliert werden. Und sogar ein Bürgertelefon galt es zu besetzen, damit besorgte Einwohner auch einen kompetenten Ansprechpartner haben, wenn im Ernstfall Sandsäcke bestellt oder Hilfe benötigt wird.

Auch die Vorbereitungen für eventuell notwendige Evakuierungsmaßnahmen wurden getroffen. Alle diese Koordinierungsarbeiten wurden vorrangig über Funk an die Einsatzabschnitte geleitet. Ganz nebenbei lief auch noch die Öffentlichkeitsarbeit über die Homepage der Feuerwehr und der Gemeinde. Bei all diesen Aufgaben stand Kreisbrandmeister Bernhard Meyer der Einsatzleitung in beratender Funktion zur Seite.

Das Befüllen der Sandsäcke ist einer der wichtigsten Arbeitsbereiche bei einem Hochwassereinsatz. Deshalb war Sandsäcke befüllen angesagt - und Vito Verde vom THW Pfaffenhofen demonstrierte den Rohrbacher Helfern das richtige Vorgehen. Exakt 81 gefüllte Säcke kommen auf eine Palette, neun Lagen mit je neun Säcken, das sind dann um die 1500 Kilogramm, die mit einem Stapler problemlos befördert werden können. Zuerst wurde mit winzigen Sandsäckchen das Anlegen eines Walls geübt - dann folgte die Praxis.

In Rohrbach hat die Feuerwehr einen "Sandking", also einen Sandsackabfüller mit zwei Stationen. Er wurde nach dem Hochwasser im Jahr 1994 angeschafft und dann von der Feuerwehr selbst modifiziert. Auch Sandsäcke stehen seitdem in genügender Zahl zur Verfügung. "Seit 1994 sind wir da etwas vorsichtiger geworden", erzählt ein altgedienter Feuerwehrler. Im Landkreis gibt es nur drei Wehren , die einen Sandsackabfüller haben. "Es gibt auch nicht viele fertige Sandsäcke im Landkreis. Normal werden sie im Ernstfall abgefüllt", erklärte Verde. Wenn die Säcke bei einem Hochwasser eingesetzt werden, müssen sie hinterher entsorgt werden. "Dann sind sie kontaminiert", so Verde. Beim Abfüllen kamen die Feuerwehrler ganz schön ins Schwitzen. Und vier Stunden üben machen hungrig. Ein gemeinsames Essen stand daher abschließend noch auf dem Plan.

 

Anna Ermert