Weilerau
"Man muss auf zwei Beinen stehen"

Beim Bauernhof Kirmayr übernimmt bald der Sohn Landwirte setzen auf mehrere Einnahmequellen

18.08.2016 | Stand 02.12.2020, 19:25 Uhr

Gemeinsam anpacken - das tun Georg Kirmayr (vorne) und sein Sohn Berhard schon immer. In den nächsten Jahren wird der Vater den Betrieb an seinen Sohn übergeben. - Foto: Brenner

Weilerau (PK) In der dritten Generation bewirtschaftet Familie Kirmayr ihren Hof in Weilerau. Bald soll Sohn Bernhard die Nachfolge antreten. Für die Zukunft ist ihnen die Milcherzeugung als Haupteinnahme aber zu unsicher. Sie haben sich ein zweites Standbein geschaffen: Die Windkraft.

Georg Kirmayr kann sich noch gut daran erinnern, wie er vor 36 Jahren den Hof von seinem Vater übernommen hat - so selbstverständlich, wie dieser ihn zuvor von seinem Vater übernommen hatte. Stets ging es dem Landwirt darum, das Erbe zu erhalten - und weiterzugeben an die nächste Generation. Noch gehört dem 56-Jährigen und seiner Frau der 68-Hektar-Betrieb, auf dem insgesamt rund 350 Milchkühe und Kälber stehen. Doch noch vor seinem 60. Lebensjahr will er den Hof an seinen Sohn weitergeben. "Schließlich ist er ja auch schon 36 Jahre alt, da will ich nicht mehr bis zu meiner Rente warten."

Sein Sohn Bernhard war ohnehin in jede Entscheidung mit einbezogen und kennt den Betrieb von klein auf. "Ich war schon als Kind dabei, habe im Stall geholfen, bin mit dem Traktor mitgefahren", sagt er. Für ihn stand nie infrage, dass er den Betrieb eines Tages übernehmen würde.

Zusammen mit seinem Vater kam er auch auf die Windkraft. "Wir waren eigentlich bei einem Biogasseminar", berichtet der Vater. Schon länger waren sie auf der Suche nach einem zweiten Standbein. "Doch die Biogasanlage hätte viel zusätzliche Arbeit bedeutet und wir wollen eigentlich keine Fremdkräfte einstellen", sagt der Sohn. Auf dem Weg zum Seminar passierten sie dann immer wieder ihre Lösung: Ein Windrad. Bei Gesprächen mit dem Eigentümer wurde schnell klar, dass dies ihre Alternative ist. Seit einem halben Jahr steht es nun. "Wenn man es erst einmal aufgestellt hat, muss man sich nicht mehr darum kümmern", so Kirmayr. Denn viel Arbeit gab es auf dem Betrieb schon immer. Schon früh um fünf Uhr ist die Familie wach, dann werden die rund 150 Milchkühe gemolken. Auch Ehefrau Helga Kirmayr hilft mit. "Im Stall war ich immer schon dabei", sagt sie.

1980, als Georg Kirmayr den Hof übernahm, gab es gerade einmal 25 Milchkühe zu versorgen. Damals mästete der Bauer auch noch die Bullen, um sie anschließend zu verkaufen - ein Geschäft, das aber ebenfalls sehr arbeitsintensiv war. "Man kann nicht alles machen", sagt Kirmayr, "es ist besser, in das, was man macht, mehr zu investieren und es richtig zu machen."

Und das tat er. Im Laufe der Jahre hat Kirmayr rund zwei Millionen Euro investiert - etwa für die Umstellung von Anbinde- auf Laufstallhaltung. "Das machte den Betrieb wirtschaftlicher, zudem ist es artgerechter." Heute beobachtet er gern, wie die Kühe ihre Rangordnung ausfechten. "Die, die noch ein paar Zentimeter Hörner haben, wissen sie auch einzusetzen", sagt er. Ganz lassen - das fordern einige Tierschützer - will er ihnen diese naturgegebene Waffe aber nicht. "Da wäre die Verletzungsgefahr zu groß - sowohl untereinander als auch gegenüber dem Menschen."

Dass sie dem wohlgesonnen sind, dafür sorgt Kirmayr mit dem Anbau von Silomais und Winterweizen, dem Futter für die Tiere. Auf rund ein Viertel der Ackerfläche wird Weizen hergestellt, der an einen regionalen Mehlhersteller verkauft wird. Das macht aber laut Kirmayr nur einen kleinen Teil des Geschäfts aus.

Die Hälfte des Umsatzes der GbR kommt mittlerweile von der Erzeugung regenerativer Energie mit Windkraft und Photovoltaikanlagen, wobei das Windrad den Mammutanteil hat. Die andere Hälfte kommt immer noch vom Milchbetrieb - mit all seinen finanziellen Unwägbarkeiten. "Es ist ein ständiges Auf und Ab", sagt Kirmayr. Vor zwei bis drei Jahren seien die Preise zum Beispiel gut gewesen, momentan sehe es weniger gut aus.

Deshalb ist das Windrad für Georg Kirmayr das Mittel zum Zweck. "Der Betrieb muss die Familie ernähren", sagt er. "Ich hätte ein schlechtes Gefühl, wenn ich mir eine Arbeit suchen müsste." Er würde dann den Arbeitsplatz eines anderen wegnehmen, so Kirmayr. Wie lange das Windrad die Lösung ist, steht noch nicht fest. "Ob das in 20 Jahren noch rentabel ist, weiß ich nicht", sagt er. Es finde sich aber bestimmt etwas anderes. Wichtig sei vor allem eines: "Man muss auf zwei Beinen stehen."