Weichering
Weniger Milchviehbetriebe in der Region

Düngemittelverordnung, Fütterung und Finanzierung sind Themen bei Informationsveranstaltung

23.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:45 Uhr

Hubert Spiekers vom Landwirtschaftlichen Zentrum in Grub ist in der Arbeitsgruppe, die seit einigen Jahren an der Düngeverordnung arbeitet. - Foto: Schittenhelm

Weichering (PK) Um die Düngemittelverordnung und ihre Auswirkungen ist es bei der jüngsten Veranstaltung des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Pfaffenhofen gegangen. Das Interesse der Landwirte aus der gesamten Region war sehr groß, der Saal gut besetzt.

Die erste Kälbergeburt bereits mit 25 statt mit 28 Monaten: Laut Hubert Spiekers vom Institut für Tierernährung und Futterwirtschaft brächte dies Einsparmöglichkeiten bei der Nährstoffbilanz. Und die hat im Zusammenhang mit der bevorstehenden Düngerverordnung erhebliche Auswirkungen auf die Landwirte. Bei diesem Termin für Milchviehhalter in Weichering ging es um die Auswirkungen der Düngeverordnung für die Milchviehhalter oder die Möglichkeit eines reduzierten Antibiotika-Einsatzes, jedoch ohne das Kuhwohl oder die Tiergesundheit zu gefährden.

"Die Düngeverordnung wird kommen", erklärte Spiekers, der in der Landesanstalt für Landwirtschaft in Grub tätig ist und seit Jahren an den Vorgaben für die Verordnung arbeitet. Voraussichtlich werde diese 2017 noch in Kraft treten. Biogasgärreste fallen ebenso ab 2017 in die Kategorie des Wirtschaftsdüngers und sind bei der Obergrenze rechnerisch zu berücksichtigen. Werden die Ziele nicht erreicht, so handele es sich um eine Ordnungswidrigkeit.

Umso wichtiger sei es, so Spiekers, dass man die Inhaltsstoffe seiner Grassilage kenne, die man verfüttere. Denn so könne man etwa die Zugabe von zusätzlichem Phosphor einsparen. Dies hätte auch wirtschaftliche Vorzüge für das landwirtschaftliche Unternehmen. Die vollständige eigene Aufzucht der Jungrinder sei daher ein Punkt, den Milchviehhalter zukünftig überdenken sollten, da Jungrinder nicht weniger Nährstoffe ausscheiden als Milchvieh, jedoch keine Milch liefern.

Auch sollte man durchaus über Möglichkeiten nachdenken, wie man bei seinen Tieren die Erstkalbung auf 25 statt bisher 28 Monate verringern kann. Das A und O sei jedoch die nährstoffangepasste Rinderfütterung, wobei sogenannte geschützte Proteine beispielsweise, die bei der Schweinemast durchaus sinnvoll sind, bei der Rinderhaltung jedoch wenig bringen.

Ein anderes Thema: Die Zahl der Milchlieferanten in den bayerischen Landkreisen ist durch die Bank rückläufig. In den Landkreisen Eichstätt, Neuburg und Pfaffenhofen beispielsweise waren es im vergangenen Jahr 58 Milchviehbetriebe, die aufgegeben haben. Petra Paun vom Fachzentrum Rinderzucht in Erding erklärte, das im Vorjahr immer mehr die Fütterung selbst erzeugter Grassilage zugenommen hat. Bei der Shredlage (Mais) könne man die Entwicklungen erkennen, dass hier zukünftig möglicherweise auf eine Häcksellänge von 26 bis 30 Millimeter gesetzt würde. Versuche der landwirtschaftlichen Zentren in Achselschwang (Bayern) und Haus Riswick (Nordrhein-Westfalen) hätten bislang jedoch keine nennenswerten Auswirkungen der Shredlage auf die Milchleistung und die Inhaltsstoffe der Milch feststellen können. Der Abbau von Körpersubstanz zu Latationsbeginn sei jedoch etwas geringer.

Das klare Ziel für 2017 und die Folgejahre sei es, die derzeit noch bestehenden Anbindeställe durch Laufställe zu ersetzen, so Petra Paun. Allerdings finde sie es bedenklich wenn - so wie jetzt - der Handel die Bedingungen des "wie" vorgebe. Mit einer Übergangsfrist von 10 oder 15 Jahren gäbe es Planungssicherheit. Besonders problematisch in Bayern seien die Vor-Alpenregionen. Dort gäbe es häufig auch Klein- und Kleinstbetriebe, die auch aufgrund des touristischen Idylls dort nicht wegzudenken seien.

Ein drittes Thema waren das Tierwohl und die Tiergesundheit, die immer im Vordergrund stehen müssen. Dennoch ist es möglich, durch gezieltes selektives Trockenstellen der Kühe den Einsatz von Antibiotika zu reduzieren. Davon sind Martin Kühberger von der LMU München und sein Projekt-Landwirt Anton Wöhrmann aus Allershausen (Landkreis Freising) überzeugt. Der Landwirt muss sich mit dem Tier auseinandersetzen, zukünftig zu bestimmten Zeiten den Zellgehalt in der Milch analysieren und so Rückschlüsse auf mögliche Infektionsherde im Euter der Kuh ziehen.

Ein viertes Thema: die Kreditvergabe an Landwirte. Die Kernaussage von Referent Thomas Bayersdorfer, Bankbetriebswirt und Landwirtschaftsberater bei der VR Bank Landshut, war, Finanzthemen nicht schleifen zu lassen und beispielsweise den Liquiditätsplan des eigenen Unternehmens genauso wichtig zu nehmen wie den Mehrfachantrag, den man als Landwirt zwingend abgeben muss. Nur so könne man finanzielle Schwachstellen und fehlende Rentabilität sofort erkennen. Die gute Zusammenarbeit wirke sich im übrigen auch noch positiv auf das eigene Rating aus.