Walkersbach
Wo drei Bistümer aneinandergrenzen

14.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:41 Uhr

Den Grenzstein der drei Diözesen München-Freising, Augsburg und Regensburg, die genau im Lustholz bei Riedhof aneinandergrenzen, haben Ende Januar ihm Rahmen der bischöflichen Visitation Pater Alois Gurtner (links) und der Augsburger Weihbischof Florian Wörner (rechts) besucht. Franz Krammer (Mitte), Hausname Huber, hatte diesen Stein mit den drei Wappen im Jahr 1989 errichtet. - Foto: W. Inderwies

Walkersbach (PK) Viele Flurnamen rund um Pfaffenhofen geraten mehr und mehr in Vergessenheit. In einer PK-Serie werden sie beleuchtet - diesmal die Wiesen, Hügel und Wälder, die sich am östlichen Rand des Ilmtals zwischen Siebenecken und Walkersbach erstrecken.

Vom Schindelhauser Forst führt unser Rundgang durch die Fluren nach Norden: Über Siebenecken erreichen wir die Straße, die vom Gewerbegebiet Kugelhof nach Geisenhausen führt. Im Norden von ihr dehnt sich der Förnbacher Forst aus. Förnbach hat seinen Namen vom Bach eines Fero oder eines Fergen (Fährmann), der Reisende über die Ilm setzte, damit sie nach Pfaffenhofen gelangen konnten. Nördlich der Straße Streitdorf-Großarreshausen nennt man den Förnbacher Forst "Lustholz". Warum hat man dem Wald das Bestimmungswort "Lust" verliehen? Das seriöse mittelhessische Flurnamenbuch lässt keinen Zweifel aufkommen: Nach ihm seien Flurnamen mit dem Bestandteil "Lust" "Örtlichkeiten, die für Vergnügungsaufenthalte (meist vornehmer Kreise) genutzt wurden".

Namensforscher sind sich auch darüber einig, dass in Lustheim im Schleißheimer Park rauschende, lustvolle Feste gefeiert wurden und das Schloss deshalb so genannt wurde. Nicht genug: Jenseits der Straße Walkersbach-Geisenhausen geht das Lustholz in das Eschelbacher Holz über. Der sich dort erhebende "Lustberg" markiert die Grenze zwischen der Stadt Pfaffenhofen und dem Markt Wolnzach. Zwischen Puch und Freinhausen dehnen sich die "Lustwiesen" aus. Lustholz, Lustberg, Lustwiesen - was ist hier alles einst geschehen?

Im Lustholz steht am östlichen Rand, nicht weit vom Riedhof, ein Stein aus Marmor. Auf ihm erkennt man drei Wappen. Sie weisen auf die Bistümer München-Freising, Augsburg und Regensburg hin, die genau an dieser Stelle aufeinandertreffen. Der Stein wurde 1989 neu errichtet. Leicht zu finden ist er nicht.

Die Diskussion über die in der Nähe des Steins geplante Aufstellung von drei Windrädern im Lustholz war gar nicht lustig. Die Auseinandersetzungen wurden mit großer Leidenschaft geführt. Nicht immer waren sie vom Gebot der Fairness getragen. Es gab auf beiden Seiten heftige Polemiken, absurde Beschuldigungen, wahrheitswidrige Unterstellungen. Dörfer, Weiler Höfe, ja selbst Familien entzweiten sich. Man beschimpfte sich, drohte, klagte. Einem Stadtrat wurde im Zuge der Auseinandersetzungen ein Fenster eingeworfen.

Vom Lustholz zur Geisenhausener Autobahnbrücke erstreckt sich, teils schon in der Gemeinde Schweitenkirchen eine Fläche, die man "Brand" nennt. Das lässt sich als Land deuten, das durch ein absichtlich entfachtes Feuer gerodet wurde. Die Rodung kann aber auch ein unerwarteter Waldbrand verursacht haben. Manche Heimatforscher denken bei "Brand" (auch "Branst") an einen Grund, auf den die Sonne besonders stark brannte.

Westlich des Lustholzes und des Förnbacher Forstes liegen Täler und Höhen, die teils interessante, teils einfach zu erklärende Namen tragen. Das "Morgental" führt von Eschelbach zur Staatsstraße Pfaffenhofen-Geisenfeld. Morgen ist ein altes Flächenmaß: so viel Land, wie der Bauer an einem Vormittag mit seinem Gespann umpflügen kann.

Der Weinberg erhebt sich nordwestlich von Walkersbach. Der Name belegt, dass in der Hallertau einst Wein angebaut wurde. Bei Pfaffenhofen liegt die Einöde Weingarten. Am Osthang der äußeren Ingolstädter Straße in Pfaffenhofen lag ein Weinberg. Im 14. Jahrhundert sind Weinberge und Weinbauern bei Menzenbach urkundlich erwähnt. Weinberge gab es bei Oberlauterbach und Engelbrechtsmünster. Es ließen sich noch viele Beispiele anführen.

Der Name "Dreikreuzfeld", ein Feld südlich von Walkersbach, bereitet keine Probleme. Hier standen drei Feldkreuze, vielleicht gar ein Kalvarienberg. Jenseits der Staatsstraße liegt die Kreuzmühle. In ihrer Nähe sind auf alten Karten noch drei Feldkreuze erkennbar. Vielleicht hat das "Dreikreuzfeld" auch von diesen seinen Namen bekommen. Drei Kreuze standen auch in Pfaffenhofen an der Abzweigung der Ingolstädterstraße zum "Kreuzloh", das so zu seinem Namen kam. Auf einer Flurkarte des 16. Jahrhunderts sind die drei Kreuze deutlich zu sehen. Heute erhebt sich dort ein einziges, viel später errichtetes Kreuz. Kreuze wurden gerne an Grenzen und Weggabelungen aufgestellt.

 

 

Zur Person: Reinhard Haiplik (64) ist Verfasser zahlreicher heimatkundlicher Schriften und Bücher.