Vor
Neues Sudhaus, Briefodyssee und die ersten Papiertonnen

25.08.2016 | Stand 02.12.2020, 19:23 Uhr

Vor 100 Jahren

Schwer vom Schicksal getroffen wird die Familie Ingerl in Pfaffenhofen. Nachdem bereits in den ersten Kriegswochen ein Sohn schwer verwundet worden war, fiel im Mai 1915 Sohn Josef in Galizien. Bald nach dem Tod des Vaters, des Schäfflermeisters Mathias Ingerl, fällt im August 1916 der Schwiegersohn Sigmund Bergmeister, zuletzt Lehrer in Unterfinning, an der Westfront. Er wird mit mehreren Kameraden verschüttet, als sein Offiziersunterstand einen Volltreffer bekommt. (Amtsblatt für das kgl. Bezirksamt Pfaffenhofen vom 18. August 1916)

Die Moral in der Stadt in Kriegszeiten lässt zu wünschen übrig. Stadtpfarrer Dr. Ludwig Kohnle ist es als Lokalschulinspektor ein besonderer Dorn im Auge, dass Jugendliche unter 17 Jahren unerlaubterweise das Kino in der Ingolstädter Straße besuchen. Er kündigt ernste Kontrollen an und will die gesetzlichen Möglichkeiten voll ausschöpfen, um die Jugend auf den rechten Weg zu bringen. (Amtsblatt vom 26. August)

Vor 75 Jahren

Meldungen von in Russland Gefallenen versetzen die Bevölkerung in Trauer und Bestürzung. Allein im August gibt es fünf Gefallene aus Pfaffenhofen, die an der Ostfront ihr Leben lassen. Die Meldung über die siegreiche Schlacht bei Smolensk wird angesichts der Schicksale der betroffenen Familien in der Stadt nicht wahrgenommen. (Tagebuch Stumm vom 7. August 1941)

Die Versorgungslage in Pfaffenhofen verschlechtert sich zusehends. Die Vorräte an Waren gehen immer mehr zurück und in den Schaufenstern ist außer leeren Schachteln und Kisten nichts mehr zu sehen. Auch die Qualität des Brots lässt angesichts des Mangels an Zutaten nach. Die Reduzierung der Fleisch- und Wurstrationen auf 400 Gramm pro Woche lässt die Bevölkerung immer mehr die Kriegsauswirkungen spüren. (Tagebuch Stumm vom 16. August 1941)

Vor 50 Jahren

Im Landkreis sind starke Einbußen bei der Getreideernte zu befürchten. Angesichts der seit Mitte Juni anhaltend feuchten Witterung und der großen Niederschlagsmengen drohen bis zu 50 Prozent Ernteausfall. Allein der Juli hatte 19 Regentage zu verzeichnen, sodass statt Korn- und Weizenmandl niedergedrücktes Getreide und Unkraut auf den Feldern zu sehen sind. Auch der Hopfen ist durch Läusebefall und Peronospora von der Schlechtwetterperiode betroffen, sodass entsprechende Ausfälle bei der Ernte und Verluste für die Hopfenbauern zu erwarten sind. (Ilmgau-Kurier vom 5. August 1966)

Das neue Sudhaus der Müllerbrauerei an der Kellerstraße wird fertiggestellt. Als Abschluss der 1961 begonnenen Erneuerungsmaßnahmen der Brauereianlage, die unter anderem 1963 zum Bau der neuen Flaschenfüllerei mit einer Kapazität von 10 000 Flaschen geführt hatte, reagiert die Unternehmensführung mit der Errichtung des Sudhauses auf die überdurchschnittliche Steigerung an Bierausstoß. Das überwiegend von Pfaffenhofener Firmen errichtete Gebäude ermöglicht alle acht Stunden die Erzeugung von 200 Hektolitern heißer Würze. (IK vom 11. August)

Nach der Umgestaltung in den Jahren 1963 und 1964 erhält der Hauptplatz neue Straßenmarkierungen, um den stark gestiegenen Autoverkehr zügig in alle Richtungen fließen zu lassen. Vom Unteren Hauptplatz her führen jetzt eigene Spuren, die das Einordnen zum Abbiegen Richtung Schrobenhausen oder Ingolstadt ermöglichen. Die Autofahrer ignorieren zunächst die neuen Kennzeichnungen und stellen ihr Auto auch auf den schraffierten Flächen beim Marienbrunnen ab, die ein Parkverbot markieren. Die Polizei reagiert nach einer kurzen Übergangszeit, in der sich die Autofahrer an die Verkehrsführung und die zahlreichen neuen Verkehrszeichen am Hauptplatz gewöhnen sollen, mit verstärkten Kontrollen. (IK vom 12. August)

22 Jahre unterwegs ist ein am 29. August 1944 in Amerika geschriebener Brief. Während seiner Kriegsgefangenschaft in Texas hatte Rudolf Lanzendörfer den Brief an seine Mutter in Tepl bei Marienbad im Sudetenland (heute Tschechien) geschrieben. Darin teilte er ihr mit, wie es ihm geht, und erkundigte sich nach dem Befinden seines Vaters sowie seines im Kriegseinsatz befindlichen Bruders. Da die Mutter im Zuge der Vertreibung ihre Heimat hatte verlassen müssen und nach einer Odyssee schließlich in Pfaffenhofen eine neue Unterkunft fand, konnte der Brief nicht zugestellt werden. Erst auf vielen Umwegen und nach der Ermittlung der neuen Anschrift in Pfaffenhofen kommt der Brief nicht bei der bereits verstorbenen Adressatin, sondern beim Verfasser selbst an. (IK vom 31. August)

Vor 25 Jahren

Ein schweres Unwetter vernichtet im Landkreis rund 15 000 Hektar und damit ein Drittel der Anbaufläche. Vor allem ein von Geisenfeld nach Deimhausen verlaufender Streifen ist betroffen. Dort kommt es zur Zerstörung ganzer Hopfengärten, Felder stehen dort völlig unter Wasser. Neben überschwemmten Kellern in Deimhausen, die von der dortigen und den benachbarten Feuerwehren leer gepumpt werden müssen, sind auch die Bundesstraßen 300 und 16 zeitweise gesperrt, da umgestürzte Bäume die Fahrbahnen blockieren. (Pfaffenhofener Kurier vom 10./11. August 1991)

Im Zuge der neuen Müllentsorgung bekommt die Stadt Pfaffenhofen die Papiertonne und ist damit Vorreiter im Landkreis. Da die bereits gelieferten Tonnen auf den Schulhöfen zwischengelagert werden müssen, soll ihre Verteilung an die Haushalte bis zum Ende des Monats durchgeführt sein. Abfallberater informieren die Bevölkerung über die richtige Mülltrennung im Landkreis. (PK vom 13. August 1991)