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Camus und der gemeine Fan

30.10.2014 | Stand 02.12.2020, 22:03 Uhr

Von Albert Camus stammt der Satz: „Wir müssen uns Sisyphos als einen glücklichen Menschen vorstellen.“ Es gehört schon eine sehr spezielle Sichtweise dazu, glücklich zu sein, wenn man einen schweren Felsbrocken tagein tagaus auf einen Berg hieven muss. Kurz bevor man oben ist, fällt er immer wieder runter.

Und das Spiel beginnt von neuem. Aber ganz unrecht hat Camus wohl nicht. Wer Fußballfan ist, kennt das vielleicht. Es ist eine Geschichte voller Leiden und Glücksmomente, voller Auf und Abs. So blickt der Autor dieser Zeilen mit zwei weinenden Augen zum Jahn nach Regensburg. Letzter in der Dritten Liga, hinter der SG Sonnenhof Großaspach(!). Derweil wird in der Nähe des früheren Papstfeldes für mehrere Millionen Euro ein neues Fußballstadion gebaut. Wer’s braucht wird selig, könnte man sagen. Auch andere Fans haben es nicht leicht. Die Dritte Bürgermeisterin Anni Demmel-Hegwer etwa ist leidenschaftlicher Löwe. Nicht Sternzeichen, sondern Münchner Löwe. Nach dem kurzen Hoffnungsschimmer, als ein Scheich beim TSV 1860 München eingestiegen ist, liegt der Felsbrocken von Sisyphos bildlich gesprochen mal wieder ganz unten. Dort quasi in bester Gesellschaft mit dem Bürgermeister-Team. Martin Schmid drückt bekanntlich dem 1. FC Nürnberg die Daumen. Aber das geflügelte Wort: „Der Club is a Depp“ sagt eigentlich schon alles aus. Der einzige, der auf Wolke 7 schwebt ist – wie könnte es anders sein – der Pfarrer. Thomas Zinecker drückt dem FC Bayern München die Daumen. Es ist wohl nicht ganz auszuschließen, dass auch seine geistliche Aura ihr Übriges tut, damit die Weltmeister von der Säbener Straße wieder mit was-weiß-ich-wieviel-Punkten-Vorsprung Meister werden.

Na ja, und was die Leiden der Fans des TV Vohburg angeht, da verlieren wir besser gar kein Wort drüber. Mit einem Vohburg-Fan hätte sogar Sisyphos Mitleid.

Grüße vom Burgberg