Pfaffenhofen
Schock für Schaustellerfamilie

Am letzten Volksfestabend erbeuten Diebe in einem Wohnwagen mehrere Zehntausend Euro

18.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:20 Uhr
Ganz gut gelaufen ist das Pfaffenhofener Volksfest für die meisten Festwirte und Schausteller trotz des ungewohnten Termins. Überschattet wurde das Fest vom Einbruch in den Wohnwagen einer Schaustellerfamilie. Die Diebe erbeuteten mehrere Zehntausend Euro. −Foto: Schrätzenstaller

Pfaffenhofen (PK) Schock am letzten Volksfestabend: In dem am Freibadparkplatz abgestellten Wohnwagen der Schaustellerfamilie Jost haben Einbrecher reiche Beute gemacht. Neben mehreren Zehntausend Euro Bargeld haben sie wertvolle Familienerbstücke mitgehen lassen.

Susanne Diebold kann es nicht fassen. In dem Wohnwagen, den sie gemeinsam mit ihrem Mann Thorben Jost, der sechsjährigen Tochter und dem neunjährigen Sohn bewohnt, haben unbekannte Diebe am Dienstagabend Beute im Wert von mehreren Zehntausend Euro gemacht: Bargeld, Schmuck und Familienerbstücke. "Löhne für unsere Angestellten, Geld für Reparaturen und Gespartes", sagt sie. Wir leben da schließlich fast zwölf Monate drin. Das kann einem das Genick brechen." Sie ist sicher: "Das waren Leute, die sich da auskennen." Das will auch Pfaffenhofens Stellvertretender Polizeichef Ulrich Pöpsel nicht ausschließen. "Wir wissen, dass es auch in Fürth und Lautertal solche Fälle gegeben hat", sagt er. "Ob die zusammenhängen, weiß man aber nicht."

Passiert ist der Einbruch zwischen 19.40 und 21.05 Uhr. Normalerweise ist Diebold um diese Zeit mit den Kindern am Wohnwagen - nicht so am Dienstagabend. Die Kinder wollten am Volksfest was essen. "Ich will mir gar nicht vorstellen, wenn meine Tochter da schon geschlafen hätte." Die Einbrecher hebelten nämlich das Fenster zu ihrem Schlafzimmer auf, ehe sie den Tresor aus der Verankerung brachen. Diebold: "Die Täter sind skrupellos." Der Kriminaldauerdienst habe noch in der Nacht Spuren gesichert, sagt Pöpsel. "Die werden wir jetzt abgleichen."

Susanne Diebold ist auf alle Fälle klar: "Ich stell meinen Wohnwagen hier hinten nicht mehr hin. Da sind meine Kinder drin, es sind Einnahmen da. Da sollte sich die Stadt Gedanken machen." Laut Volksfestreferent Richard Fischer (ÖDP) will die Kommune das auch tun. "Wir werden das Konzept mit dem Hauptamt noch mal prüfen", sagt er. Vorstellbar sei beispielsweise ein zusätzlicher Sicherheitsmann, der ein Auge auf die Wohnwagen der Schausteller haben könnte.

Der Einbruch wirft einen Schatten auf ein Volksfest, mit dem ansonsten alle recht zufrieden waren - auch Fischer. "Wir haben mit dem Wetter ein Riesenglück gehabt. Es war viel besser, als es im September gewesen wäre." Wegen der Gartenschau "Natur in Pfaffenhofen" fand die Pfaffenhofener Wiesn in diesem Jahr einmalig einen Monat später statt als gewohnt. Von einem neuen Ausschankrekord ist aber keine Rede: Der steht bei 1035 Hektolitern Getränke im vergangenen Jahr. Genaue Zahlen gibt es noch nicht. Lorenz Stiftl, der Wirt des großen Festzelts, glaubt, dass es dieses Jahr nur drei bis vier Prozent weniger waren. "Gerechnet haben wir mit 20 Prozent weniger. Insgesamt ist es ein Erfolg. Die Pfaffenhofener mögen ihr Volksfest." Herauszuheben sei auch die Zusammenarbeit mit den Kollegen. "Wenn mal der Ketchup oder die Hendl ausgehen, hilft man sich." Einfacher sei es trotzdem am normalen Termin. "Das ist für uns vom Prozedere her besser, nach dem Oktoberfest sind alle fertig."

Pater Lukas Wirth ist mit der Premiere des Scheyrer Klosters auf dem Volksfest recht zufrieden. "Vor allem wegen des Wetters. Am zweiten Sonntag war es gewaltig, da sind wir überrannt worden, wir waren vollkommen leergefuttert. Da braucht es, bis man wieder in Tritt kommt. Ich hoffe, dass wir uns trotzdem wacker geschlagen haben." Wer noch Bierzeichen des Traditionszelts übrig hat, kann sie noch bis Jahresende im Getränkemarkt der Klosterbrauerei einlösen. "Sonst hätte ich das Gefühl, wir würden bescheißen", sagt Wirth.

Julia Spitzenberger von der Gaudihüttn "Zum Spitz" geht von einem stark gesunkenen Umsatz aus. Auch für sie war der Termin im Oktober organisatorisch schwierig. Viele der Bedienungen hätten vorher am Oktoberfest gearbeitet. "Jetzt sind wir alle krank." Vor allem das Biergartengeschäft sei deutlich schlechter gewesen als im September.

Für die Schausteller hat es ganz eindeutig das zweite Wochenende rausgerissen. "Der Oktobertermin war wider Erwarten sehr gut", sagt Schaustellersprecher Siegfried Schön. "Dass der Oktober so golden und sonnig ist, hatten wir nicht erwartet. So viele Besucher hatten wir im September oft nicht. Alles top, es hat alles gepasst." Das sieht Kettenkarussellbetreiber Fritz Thalkofer ähnlich. "Es war super. Wenn es so gefallen wäre wie immer, hätten wir ganz schlechtes Wetter gehabt." Das bestätigt auch Brigitte Heinrich, die neben dem Riesenrad gebrannte Mandeln verkauft. Ich hab' noch nie so viele Menschen gesehen wie am Wochenende. Terry Fertsch vom Autoscooter zieht dagegen eine durchwachsene Bilanz: "Die Wochenenden waren okay, die Wochentage schwach. Im September ist es auf alle Fälle besser."

Auch aus polizeilicher Sicht war, abgesehen von dem Einbruch, nicht viel los. "Es war eines der ruhigsten Volksfeste aller Zeiten", sagt Pöpsel. Woran das gelegen hat, darüber kann auch er nur spekulieren. "Unsere Präsenz war genauso wie letztes Jahr - nämlich hoch." Als weitere Gründe vermutet Pöpsel die zu späterer Stunde doch schon recht niedrigen Temperaturen, deshalb sei möglicherweise vor den Zelten einfach weniger los gewesen. Außerdem seien möglicherweise weniger Jugendliche bis spätabends unterwegs gewesen - schlicht und einfach weil keine Ferien mehr waren. An den ersten sechs Tagen verzeichnete die Polizei überhaupt keinen Einsatz im Zusammenhang mit dem Volksfest, an den folgenden Tagen kamen dann doch noch elf zusammen, darunter vier körperliche Auseinandersetzungen, eine Beamtenbeleidigung, ein Handydiebstahl und ein ausgehobener Gullydeckel.