Vohburg
Es wird eng in Vohburg

Am Montag und am Donnerstag fahren nachts Schwertransporte zum Umspannwerk nach Irsching

25.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:36 Uhr
Schwertransport(er) der Firma Baumann −Foto: Viktor Baumann GmbH

Vohburg (DK) Zweimal 600 Tonen, und die auch noch quer durch Vohburg: Am Montag und Donnerstag nächster Woche wird es nachts eng in Vohburg. Dann fahren zwei Schwertransporte Transformatoren vom Hafen in Kelheim zum Umspannwerk von Tennet nach Irsching.

Die Transporte haben es in sich. Gerald Halbritter von der Polizei Kelheim: „Los geht es um 21 Uhr am Hafen in Kelheim. Nach unseren Schätzungen brauchen wir fünf bis sechs Stunden, um nach Irsching zu kommen. Man darf nicht vergessen: Es sind 44 Achsen, auf denen die Transformatoren unterwegs sind.“ Die Transporter sind nach Auskunft von Tennet-Pressesprecher Markus Lieberknecht insgesamt rund 90 Meter lang und immerhin knapp sechs Meter breit. „Ein Transformator ist zehn Meter lang und fünf Meter hoch.“

Die rund 606 Tonnen schweren Transporte fahren über die Bundesstraße 16. Halbritter: „Fahren ist das eher weniger, schleichen trifft es besser.“ Bis der Schwertransport Vohburg erreicht, wird es mindestens 2 Uhr sein. „Am Montag, nehmen wir an, wird es einfacher sein. Denn am Donnerstag läuft das Gillamoos-Volksfest in Abensberg. Und da müssen wir vorbei“, sagt Halbritter. Die Polizei weiß, dass die B 16 „der ideale Zubringer“ ist. „Da sind bestimmt mehr Autos auf der Straße als am Montag.“ Auf der Höhe von Abensberg, schätzt der Polizeihauptkommissar, ist der Transport vielleicht gegen Mitternacht.

Geliefert werden zwei Direktkuppel-Transformatoren. Laut Lieberknecht verbinden diese die 380-kV-Höchstspannungsleitungen mit denen des 110-kV-Netzes vom Bayernwerk. Lieberknecht verdeutlicht: „Die 380-kV-Leitungen sind die Autobahnen, die 110-kV-Netze die Bundesstraßen. Und die Transformatoren sind die Autobahnabfahrten.“ Die Kosten pro Transformator beziffert Lieberknecht mit „drei bis fünf Millionen Euro“. Die kompletten Umbaumaßnahmen im Irschinger Umspannwerk liegen laut dem Sprecher des Stromnetzbetreibers „bei 24 Millionen“.

Wenn der erste Transformator in der Nacht auf Dienstag in Irsching ankommt, wird er dort abgestellt und am Dienstagvormittag an die richtige Stelle auf dem Werksgelände gebracht. Dann fährt, so Lieberknecht, der Transporter zurück nach Kelheim, um am Donnerstag mit dem zweiten loszufahren.

Weil die Lasten auf 44 Achsen verteilt sind, wird sich der Transport, so die Kelheimer Polizei, entsprechend starr und langsam vorwärts bewegen, vor allem dann, wenn es gilt, durch Kurven und Engstellen zu manövrieren. Bernd Segbers, Abteilungsleiter für Schwertransporte bei der ausführenden Firma Baumann, sagt: „Dies sind schon zwei Transporte, die wesentlich mehr Aufwand verursachen als sonstige Schwertransporte.“

Kreisverkehre sind laut Segbers nicht das Problem: „Der Schwertransporter ist trotz seiner Länge von über 90 Metern erstaunlich wendig.“ Das Ladegut liegt dabei zwischen zwei Fahrwerken: „Dank der Drehschemeltechnik sind auch enge Kurvenradien möglich.“ Auch wenn es laut Segbers „nichts Besonderes im Schwertransport“ darstellt: „Das Ladegut lässt sich hydraulisch bis zu 1,7 Meter anheben. Segbers rechnet übrigens mit bis zu sieben Stunden Fahrzeit. „Der Schwertransport ist nur mit Tempo 20 unterwegs.“

Um den Transport vom Südkai des Hafens Kelheim sicher zum Bestimmungsort in das Umspannwerk bringen zu können, sind laut Halbritter auf der Fahrtstrecke entlang der B 16 Vollsperrungen notwendig, die etappenweise vorgenommen werden. „Es wird daher etliche Stunden lang zu Verkehrsbehinderungen kommen.“

Die Polizeiinspektion Kelheim gibt im Vorfeld den Rat, sowohl am Montag als auch am Donnerstag ab 21 Uhr die B 16 zwischen Saal und Vohburg zu meiden. Halbritter: „Sowohl in Richtung Ingolstadt als auch in Fahrtrichtung Regensburg wird es streckenweise kein Durchkommen geben.“ Die Verkehrsteilnehmer, die in dieser Zeit auf die B 16 angewiesen sind, sollen gut auf die Zeichen und Weisungen der eingesetzten Begleitkräfte achten.

VERSORGUNG   FÜR  BIS  ZU   450 000  HAUSHALTE

Der in Bayern beheimatete Netzbetreiber Tennet macht eines der wichtigsten Umspannwerke Oberbayerns fit für die Zukunft. Das Umspannwerk Irsching in Vohburg ist aufgrund seiner geographischen Lage in der Mitte Bayerns und direkt am Kraftwerk Irsching ein wichtiger Knotenpunkt für die Stromversorgung der Regionen von Nürnberg bis München und den Wirtschaftsstandort Ingolstadt. Um auch zukünftig einen zuverlässigen Nord-Süd-Transport und eine Entlastung der unterlagerten Netze zu gewährleisten, modernisiert und erweitert das Bayreuther Unternehmen die 1974 errichtete Anlage.

Mit einer Leistung von 300 Megavoltampere (MVA) können die Trafos rein rechnerisch jeweils rund 450 000 Haushalte versorgen. Im Betrieb wird jeder einzelne Trafo jeweils rund 425 Tonnen schwer sein. Da die Transporte aber ohne Zubauteile und Isolieröl durchgeführt werden, ist das Transportgewicht der Transformatoren mit jeweils 275 Tonnen geringer. Rund drei Monate werden nach der Anlieferung der beiden Schwergewichte die anschließenden Vorbereitungen dauern, um die Trafos in Betrieb nehmen zu können. | DK