Vohburg
"Theater soll Freude machen"

Freilicht-Regisseur Michael Bleiziffer über "Geisterbräu" und seine Zweifel

21.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:16 Uhr

Foto: Anton Zöllner

Vohburg (PK) Die Projektleitung der Freilicht-Festspiele in Vohburg hat zum neuen Stück "Der Geisterbräu" von Joseph-Maria Lutz den bewährten Regisseur Michael Bleiziffer engagiert, der schon beim grandiosen Erfolg des "Königlich Bayerische Amtsgerichts" vor zwei Jahren Regie geführt hat.

Michael Bleiziffer, Jahrgang 1953, lebt und arbeitet seit jeher für das Theater. Geboren in Rumänien, genauer im Banat, also als Donauschwabe, besuchte er nach dem Abitur für zwei Semester ein katholisches Priesterseminar. Danach machte er eine Schauspielausbildung in Bukarest und wurde schließlich Ensemblemitglied am Deutschen Staatstheater in Temesvar.

Dort lernte Bleiziffer den damaligen Intendanten des Stadttheaters Ingolstadt, Ernst Seiltgen, kennen. Seiltgen hatte seine ersten Inszenierungen gesehen und ihm angeboten, falls er den "Eisernen Vorhang" überwinden könne, solle er sich bei ihm melden. Nach der Ausreise aus Rumänien war Bleiziffer von 1982 bis 1995 tatsächlich als "Hausregisseur" am Stadttheater in Ingolstadt tätig - mit 51 Inszenierungen. "Ernst Seiltgen war mein geistiger Vater und ich habe viel von ihm gelernt. Vor allem wie man ein Ensemble leitet", sagt Michael Bleiziffer heute.

Danach war er 16 Jahre lang Schauspieldirektor in Regensburg. Sehr erfolgreich mit jährlich drei bis vier Inszenierungen und mit allen Freilichtaufführungen der Regensburger in dieser Zeit. Bleiziffer inszenierte unter anderem Goethe, Schiller, Brecht, Shakespeare und Kleist. "Den Kulturauftrag des Theaters transparent zu machen, geht halt am besten mit den Großen der Weltliteratur", ist seine Überzeugung. Er schaffte es auch, das Schauspiel in der Akzeptanz an das Musiktheater heranzuführen.

Nach 30 Jahren in fester Anstellung arbeitet er seit 2012 als freier Regisseur. "Man kann es sich aussuchen, ob man Lust hat, das eine oder andere zu machen, oder auch nicht", meint er dazu. Er trauert aber auch der Arbeit mit einem festen Ensemble nach: "Man kennt sich und beginnt sofort auf hohem Niveau bei den Proben."

Zu Freilichtinszenierungen im Allgemeinen meint Bleiziffer, dass diese immer ein größerer Aufwand als im festen Haus bedeuten. Zum einen die Logistik, zum anderen die immer gegenwärtigen Störfaktoren, sei es das Wetter, durch Lärm oder durch zufällig "hereinplatzende" Personen. Die Arbeit sei aber nicht gänzlich anders, aber es gehöre sehr viel Kraft und Durchsetzungsvermögen dazu, alles auf die Reihe zu bringe. Der Reiz bestehe allerdings darin, dass man im Allgemeinen prominente Autoren oder Stücke spielt, mit üppiger Ausstattung und sehr vielen Darstellern und dass man sehr viel Wert auf eine gute Unterhaltung legt. "Freilichttheater soll für die ganze Familie sein, ein Spektakel bei schönem Wetter, quasi ein Volksfest mit kulturellem Hintergrund", resümiert er.

Auf die Vohburger Schauspieler angesprochen meint der Regisseur, dass er vor zwei Jahren überhaupt das erste Mal mit Amateuren gearbeitet habe. Nachdem Sigi Ostermeier den Kontakt hergestellt hatte, habe er zuerst starke Zweifel gehabt. Nicht so sehr am Können der Schauspieler, sondern am eigenen. "Theater soll schließlich Freude machen und da hilft es nichts, wenn man sich aufreibt. Die erste Erfahrung und der so ganz andere Umgang mit dem Theater haben mir aber riesigen Spaß gemacht", meint er im Rückblick. "Ich sehe meine Hauptaufgabe in Vohburg darin, den Theaterwilligen etwas Professionalität sowie ein Stück Handwerk zu vermitteln und gleichzeitig mit Augenmaß die Authentizität bei den Leuten zu lassen." Dabei soll aber mehr erreicht werden, als ein Stück Text aufzusagen. "Man soll nicht Theater spielen, sondern Theater sein", laute die Devise. Dabei möchte Bleiziffer, dass beide Seiten profitieren, gegenseitig voneinander lernen und sich weiterentwickeln.

Zum "Geisterbräu", dem aktuellen Stück, meint Bleiziffer, dass Lutz eine ganz klare Geschichte über den gesellschaftlichen Durchschnitt erzählt, von Sigi Ostermeier adaptiert in das Jahr 1954 mit Assoziationen zu heute. Manches sei nostalgisch, aber viele tragikomische Situationen seien dabei, von denen er sich erhofft, dass sie in der Wirkung sehr unterhaltsam sind und dem Anspruch an ein Freilichttheater gerecht werden.

Tief betroffen zeigt sich Bleiziffer vom plötzlichen Tod von Sigi Ostermeier. Mit ihm habe ihn eine tiefe Freundschaft verbunden und etwa zehn Tage vor dessen Tod habe er bei einem Telefonat mit ihm noch über zukünftige Projekte gesprochen.