Vohburg
"Nicht Kirchen müssen voll sein, sondern Herzen"

20.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:37 Uhr

Vohburg (sbl) Die Landfrauen stehen Schlange: Um das Buch "Himmel, Herrgott, Sakrament" von Pfarrer Rainer Maria Schießler noch vor seinem Auftritt zu kaufen oder ein Autogramm zu ergattern, nehmen sie das in Kauf. Schießler gilt als einer der bekanntesten Kirchenmänner und trat beim Landfrauentag als Gastredner auf.

Der Münchner Pfarrer gab den Gästen einige Gedanken zum diesjährigen Thema "Verantwortung" mit auf den Weg - stets mit einem Witz versehen oder in einer lustigen Geschichte verpackt. So erzählte er von seiner Haushälterin, die alle seine untragbaren T-Shirts mit einem Zettel versieht, auf dem ein Gesicht mit hängenden Mundwinkeln gemalt ist. Er nennt das den "Merkel-Smiley". Oder von seiner sogenannten Viecherlmesse, bei der er Herrchen mit ihren Tieren zusammen zur Messfeier einlädt. Schießler hüpfte von Thema zu Thema - egal wie nahe diese beieinander lagen - und gestaltete damit seinen Vortrag bunt. Allerdings kam der Pfarrer stets auf die Verantwortung zurück, die jeder einzelne für die Schöpfung hat. In diesem Zusammenhang ging der Pfarrer unter anderem auf die Hungersnot in Dritte-Welt-Ländern ein: "Wenn ein Mensch, der alle fünf Sinne nutzt, einen anderen sieht, der verhungert, dann hilft er, wenn er kann. Er unterscheidet nicht zwischen wichtiger und unwichtiger Not. Oder ob das ein Moslem oder Christ ist. Er gibt zu essen." Er sprach darüber, dass in reichen Ländern wie Deutschland Essbares in großen Mengen weggeworfen werde und Menschen in anderen Teilen der Welt hungern müssten. Die geringe Wertschätzung von Nahrungsmitteln thematisierte Schießler auch als ein Problem für die Bauern, also die Produzenten der Nahrung. "Ich bin bereit, mehr für Fleisch zu bezahlen, um damit auszudrücken, dass ich die Landwirte, die mit ihrer Arbeit dahinter stehen und die Verantwortung tragen, schätze", erklärte der Pfarrer.

Schießler setzt fest auf die Jugend, die die Verantwortung für ein funktionierendes Miteinander übertragen bekommt. Der Pfarrer sieht den Glauben nicht im Beichtstuhl verankert: "Nicht Kirchen, müssen voll sein, sondern Herzen."