Vohburg (DK) Die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Vohburg bereitet sich auf die Feierlichkeiten zum Reformationsjubiläum vor. Ohne Kartoffeln, ohne Tomaten, dafür mit hoher Dichtkunst.
Am 31. Oktober vor 500 Jahren soll Martin Luther der Legende nach seine 95 Thesen an die Schlosskirche in Wittenberg genagelt haben. Was er an diesem entscheidenden Tag gegessen hat, ist nicht verbrieft. Sicher ist nur, dass Tomaten, Kartoffeln, Nudeln oder Paprika nicht auf seinem Speiseplan gestanden sind. Denn anno 1517 waren diese Waren in Deutschland noch nicht verbreitet. Das kam erst später. Der Vohburger Pfarrer Reinhard Wemhöner hat das zum Anlass genommen, das Essen beim Festabend am Freitag ab 19 Uhr im Kultur-Stadl Vohburg mit den Produkten zu gestalten, die es vor 500 Jahren in Europa bereits gab. "Der Caterer hat sich darauf eingelassen", sagt Wemhöner. Luthers Lieblingsspeise war übrigens Erbsenpüree mit Brathering. Mahlzeit. Aber es ist natürlich nicht das Essen, das beim Jubiläum im Mittelpunkt steht. Vom Freitag bis zum eigentlichen Höhepunkt am Dienstag, dem Reformationstag - manchen auch als Halloween bekannt -, wird gefeiert.
Wemhöner hat sich auch persönlich so seine Gedanken über die Reformation gemacht. Er versucht sich vorzustellen, wie es damals für die Menschen wohl gewesen sein könnte, als sie von Luther und seinen Thesen erfuhren. "Wie reagierten die Menschen wohl", fragt Wemhöner. Sie haben Messen gestört, haben während des Gottesdienstes reingerufen, haben unvermittelt begonnen, Luther-Lieder zu singen. Doch bei verbalen Auseinandersetzungen blieb es nicht. Nach und nach eskalierte die Situation, es kam zu Schlägereien und schließlich zu Kriegen. "Innerhalb von ein paar Jahren ist für manche die Welt auseinandergebrochen", erzählt er. Eine Jahrhunderte währende Ordnung sei in Trümmern gelegen, fügt er hinzu.
Wemhöner wird beim Festabend am Freitag seine Gedanken zu diesem Jubiläum darlegen. Untermalt und unterbrochen wird der Abend vom Gesang der Künstlerin Sarah Kaspar und einer Poetry-Slam-Einlage von Fee - nicht zu vergessen das Essen. Weiter geht's am Samstag mit einem Jugendgottesdienst um 18 Uhr, auch im Kultur-Stadl. Am Sonntag, 29. Oktober, geht es um 10 Uhr weiter mit einem Gottesdienst in St. Anton, der vom Gospelchor umrahmt wird. Das Thema lautet "Reformation geht weiter". Danach gibt es Weißwürste im Kultur-Stadl.
Am Dienstag, dem Feiertag, beginnt um 10 Uhr ein Festgottesdienst in St. Anton mit der Stadtkapelle. Der katholische Pfarrer Thomas Zinecker und Bürgermeister Martin Schmid werden in der Kirche Grußworte sprechen.
