Vohburg
Der Weg zum Reformator

Pfarrer Reinhard Wemhöner erzählt von Martin Luther und der Reformation aus Männersicht

16.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:29 Uhr

Vohburg (bav) "Reformation - Männersache" - so lautete das Thema, zu dem der evangelische Pfarrer Reinhard Wemhöner in das Gemeindehaus einlud. Immerhin gut 20 Zuhörer fanden sich ein, um einen interessanten Einblick in die Zeit der Reformation zu erhalten - aus Männersicht.

Wemhöner blätterte zunächst im Kalender rund 100 Jahre vor Luther zurück, denn: "Wir können die Reformation nicht richtig einschätzen, wenn man die damaligen Verhältnisse nicht kennt." Das 15. Jahrhundert war geprägt von allerlei Ängsten und Unsicherheiten, seien es reale wie Hungersnöte, Kriege, Seuchen oder auch die Türkengefahr nach dem Fall Konstantinopels 1453, oder seien es eingebildete wie der Hexenwahn, die Strafen Gottes und die Hölle nach dem Ableben, alles teilweise auch noch von Vertretern der Kirche geschürt. Zu sagen hatten in dieser Welt meist nur Männer etwas. Lichtblick am Ende des Jahrhunderts: In Italien setzt mit der Renaissance bereits ein neues Denken ein, aber noch ist die Erde eine Scheibe im Mittelpunkt der göttlichen Schöpfung.

Auch der Mönch Martin Luther war so ein ängstlicher Mensch, der, ähnlich wie der Mönch Franziskus 300 Jahre vor ihm, immer mehr gewahr wurde, dass die Kirche in eine Schieflage geraten war, vor allem auch mit ihrem Ablasshandel und der Heiligen- und Reliquienverehrung, wie Wemhöner ausführte. Die Lösung für sein Leben fand Luther zunächst im Römerbrief: "Aus Gnade seid ihr gerettet." Später fügte er hinzu: Allein aus Gnade. Gott lässt sich nicht erkaufen, wie das manche predigten. Doch all seine Versuche mit Briefen an seinen Bischof in Würzburg oder auch an den Papst fruchteten nichts. Sie brachten ihm nur den Zorn der Mächtigen ein. Luther selbst wollte keine Spaltung, er wollte die Sanierung seiner Kirche. Doch schnell wird aus einem Gelehrtenstreit eine Reformation. Mittelpunkt ist die junge Universität zu Wittenberg, an der sich geistige Größen der damaligen Zeit sammeln. Durch Luthers Schriften wird die theologische Auseinandersetzung auch bald zum Politikum. Das Neue: Dank Gutenbergs Erfindung der Buchdruckkunst können die Schriften rasend schnell vervielfältigt und unter das Volk gebracht werden. Und sie sind deutsch. Nur 13 Jahre nach der Formulierung seiner berühmten Thesen, entsteht 1530 die Confessio Augustana, eine identitätsstiftende Basis für alle Lutheraner weltweit; gültig bis heute.

Wemhöner beleuchtete noch die Auswirkungen der Reformation auf Musik und Malerei und stellte dabei immer wieder auch den Kontrast zur katholischen Kirche her. Fast eine Stunde lang musste der Referent anschließend noch Fragen aus dem Publikum Rede und Antwort stehen. Sie reichten von der Pfarrerbezahlung über Kirche und Homosexualität bis zum Pfarrermangel. ‹ŒFoto: Bauer