Vohburg
Stellungskämpfe

Wer steht wo am Stadtplatz in Vohburg? Diese Frage beschäftigt nicht nur die Gastronomie

24.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:26 Uhr

Foto: DK

Vohburg (PK) Der Stadtplatz ist der gesellschaftliche Mittelpunkt Vohburgs. Egal ob Pizza, Eis oder Cappuccino - in der Sonne schmeckt alles gleich viel besser. Doch immer mehr Gastronomie drängt auf den Platz, die Organisation ist nicht immer leicht.

Noch vor rund zehn Jahren interessierte sich kaum jemand für den Vohburger Stadtplatz direkt vor dem Rathaus. Das hat sich heute massiv verändert. Es begann im Jahr 2008, als die Fläche gepflastert und damit auch repräsentativ wurde. Als "Glücksfall" bezeichnet Bürgermeister Martin Schmid (SPD) die beiden Italiener, die danach mit Pizza und Eis in den Sommermonaten dem Platz Leben einhauchten. Mittlerweile hat sich das Ortszentrum entwickelt hin zu einem beliebten Treffpunkt sowohl für Gäste als auch für Einheimische. Um die Belegung des Platzes zu regeln, hat der Stadtrat damals eine Satzung erlassen. Sie sieht eine Jahresgebühr von fünf Euro pro Quadratmeter vor. Pizzeria und Eisdiele haben laut Schmid jeweils Verträge über 100 Quadratmeter geschlossen, die sich jedes Jahr verlängern: "Das lief sehr gut bisher."

Doch nun drängt auch der Betreiber des neuen Schnellimbisses an der Donaustraße an den Stadtplatz und die Stellungskämpfe beginnen. Laut Bürgermeister Schmid fordert er, dass die Italiener nach hinten rücken, um an der Donaustraße Platz für den Imbiss zu schaffen. Mit Verweis auf die bestehenden Verträge lehnt das Rathaus dieses Ansinnen ab. Der Imbissbetreiber könne gerne eine Fläche am Stadtplatz belegen, allerdings müsse er sich hinten einreihen, heißt es. Außerdem ist ihm angeboten, am Gehweg noch Tische aufzustellen. Er muss lediglich eine Gehwegsbreite von 1,50 Meter sicherstellen. Auch Gabi Reith vom Stadtcafé will künftig eine Fläche am Stadtplatz belegen. Nach dem Umzug in die früheren Schlecker-Räume liegt sie näher am Stadtplatz und will diesen Standortvorteil natürlich nutzen. "Wir wollen Leben haben am Stadtplatz", gibt Bürgermeister Schmid das Ziel aus. Wie es scheint, muss die Stadt eher aufpassen, dass es nicht zu viel Leben wird.

Dolce Vita

Wir waren die Ersten auf dem Platz", sagen Jana und Vanni Verardo. "Damals war der Stadtplatz fast leblos, er war noch nicht einmal gepflastert. Wir haben gekämpft. Und es hat schon gedauert, bis wir mit unseren Tischen und Stühlen das Vertrauen der Leute gewonnen hatten. Heute kommen Kunden bis aus Neuburg." Auch für das Dolce Vita sind die Plätze vor dem Laden und auf dem Platz gegenüber notwendig: "Wir brauchen diese Plätze im Sommer, sie sind wichtig für unser Geschäft." Für die Beiden sind die Plätze auf dem Platz die wichtigeren. Die Tische direkt vor der Eisdiele passen einfach gut zu einer Eisdiele. "Der Platz hat nicht nur für uns ein italienisches Flair", sagt Jana Verardo. Fest steht auf jeden Fall auch für die beiden Geschäftsleute: "Egal, wer sie aufstellt: Tische und Stühle locken nicht nur bei schönem Wetter Menschen in die Innenstadt."

Stadtcafé

Gabi Reith hat Pläne. Das Stadtcafé zieht um. Etwa Ende Mai/Anfang Juni sollen die Umbauarbeiten in der früheren Schleckerfiliale wenige Meter neben dem bisherigen Café abgeschlossen sein. Dann will sie auch auf den Stadtplatz und dort Stühle und Tische aufstellen. Sie könnte sich vorstellen, beispielsweise das Areal in der Nähe des Brunnens zu besetzen. "Ich will niemanden stören", sagt sie. Aus ihrer Sicht hat sich der Stadtplatz prächtig entwickelt, auch wenn sie nicht alles gut findet. Ihr gefällt etwa die Blockbildung durch die beiden Italiener nicht besonders. "Dadurch geht der Platzcharakter verloren", sagt sie. Zudem darf es nicht passieren, dass die gesamte Fläche zugestellt wird. Der Stadtplatz sei ein Schatz, der wertgeschätzt werden sollte. Die Frage, wer wo seine Tische aufstellen darf, sollte nicht festgemauert sein, sondern am Anfang der Saison besprochen werden.

Pizza4You

Die Leute wollen wissen, warum ich keine Tische ins Freie stelle. Dabei will ich es doch", sagt Ali Saleh, der Chef von Pizza4You. "Ich möchte meinen Kunden auch gerne Tische auf dem Stadtplatz anbieten. Aber mir wurde nur die Möglichkeit angeboten, meine Plätze hinter den Tischen der Eisdiele einzurichten." Das will der vor 16 Jahren aus Kurdistan nach Deutschland geflüchtete Saleh nicht. "Ich hab mit niemandem Probleme und ich will auch mit niemandem Probleme." Nach wie vor hofft er auf zwei Tischreihen dort, wo jetzt die Eisdiele ihre Plätze anbietet. Saleh wäre sogar zufrieden, dürfte er, wie die Eisdiele nebenan, Tische auf die zwei als Parkplätze vorgesehenen Flächen und den Gehweg stellen. Saleh glaubt, der Stadtplatz würde noch bunter, wenn auch er dort Tische aufstellen dürfte. Und er gibt auch zu, dass ihm Außenplätze gut tun: "Ich habe viel in den Laden investiert."

La Piazza

Egal, welche Tische, Stühle und Sonnenschirme auf dem Stadtplatz stehen: Die Menschen gehen dorthin, wo sie das essen möchten, was ihnen schmeckt." Giuseppe Romeo freut sich über jede Gastronomie, die den Platz belebt: "Das ist gut für Vohburg, es lockt Menschen in die Stadt." La Piazza geht in diesem Jahr in die neunte Saison mit dem Biergarten auf dem Stadtplatz. Romeo weiß: "Wir brauchen den Außenbereich. Ohne diesen können wir kaum wirtschaftlich arbeiten. Deswegen sind wir damals auch vom Antonibräu hierher umgezogen." Große Bedeutung hat für den Chef auch die Nähe der Tische und Stühle zur Pizzeria: "Wir bieten den Kunden ja einen Service. Wir bringen Getränke und Speisen an die Tische, kümmern uns um die Kunden." Da ist Nähe zum Lokal wichtig für das Personal. Und die Menschen ordnen die Tische auch immer dem nächstgelegenen Lokal zu.