Uttenhofen
Windkraft in Eigenregie

Genossenschaft will Anlage bei Uttenhofen zu 100 Prozent über Landkreisbürger finanzieren

19.09.2014 | Stand 02.12.2020, 22:13 Uhr

Ihr erstes Windrad plant die Bürgerenergiegenossenschaft derzeit bei Uttenhofen – im Bild die Anlage bei Frickendorf - Foto: Schmid

Uttenhofen (mck) Viel ist spekuliert worden über die Pläne der Bürgerenergiegenossenschaft im Landkreis Pfaffenhofen (BEG), ein Windrad im Lustholz östlich von Uttenhofen zu errichten. Nun hat sie nach einer Aufsichtsratssitzung erstmals Details öffentlich gemacht: „Das erste Windrad im Stadtgebiet Pfaffenhofen ist als 100-prozentiges Bürgerwindrad geplant“, teilt die BEG mit.

Sprich: Die Genossenschaft will, dass das ganze Projekt, dessen Investitionsvolumen auf vier Millionen Euro geschätzt wird, von Landkreisbürgern finanziert wird – ohne Bankkredite oder Geld von Großinvestoren. „Es machen also nicht die Stromkonzerne und Großinvestoren den großen Profit, sondern die Bürger profitieren selbst von ihrer Anlage.“

Das Finanzierungskonzept ist bekannt vom Solarcarport in Pfaffenhofen: Als Darlehensgeber können Bürger der Energiegenossenschaft Kapital für eine bestimmte Zeit mit einem festen Zinssatz zur Verfügung stellen und so gleichzeitig Mitbesitzer der Anlage werden. Beim Windrad einsteigen soll man ab 1000 Euro können. Die Genossenschaft verspricht „eine deutlich bessere Rendite als man derzeit für Festgeld bei einer Bank bekommen würde“. Wie hoch genau die Verzinsung ausfallen wird, ist noch nicht bekannt. Denn all das sind nur vorläufige Informationen.

In allen Details will die BEG das Projekt ihren Mitgliedern erstmals bei der Jahreshauptversammlung am 14. Oktober vorstellen. Tags drauf, am Mittwoch, 15. Oktober, sollen sich dann bei der Energie-für-Alle-Woche im Stockerhof alle Landkreisbürger informieren können. Ab dann können auch Anteile gezeichnet werden. Dabei sollen die Bürger der Orte rund um den Windradstandort bevorzugt werden – also aus Walkersbach, Uttenhofen, Riedhof, Seugen, Thalhof, Griesbach und Westing. Sie kämen damit auch zum Zug, wenn das Projekt überzeichnet würde. Voraussetzung für die Projektbeteiligung ist lediglich die Mitgliedschaft bei der Genossenschaft.

Die BEG hat für den Windradbau einen straffen Zeitplan vorgelegt. Bis Ende des Jahres soll das notwendige Kapital zusammen sein. Bereits 2015 könnte dann vorbehaltlich einer Genehmigung mit dem Bau begonnen werden. Läuft aus Sicht der BEG alles glatt, würde das Bürgerwindrad spätestens im Frühjahr 2016 ans Netz gehen und mit einer Leistung von 2,4 Megawatt genug Strom für rund 1800 Haushalte liefern. „Wir dürfen nicht warten, bis fremde Investoren die guten Standorte belegt haben, sondern sollten als Bürger- und Energiegemeinschaften die Zukunft selbst in die Hand nehmen und Windkraftwerke in Eigenregie errichten und betreiben”, erklärt Andreas Herschmann, der Vorsitzende der Bürgerenergiegenossenschaft Pfaffenhofen. Doch dass das Windrad noch schnell realisiert werden soll, bevor die landkreisweite Windkraftplanung in Kraft tritt, ärgert andere beteiligte Kommunen: Der Schweitenkirchener Gemeinderat etwa hat in seiner jüngsten Sitzung Vorwürfe erhoben (siehe Seite 30).

Beim Ziel der 100-prozentigen Finanzierung durch Bürger zeichnet sich übrigens schon eine Ausnahme ab: Dem Vernehmen nach erwägen auch die Pfaffenhofener Stadtwerke eine Beteiligung am Uttenhofener Windrad. Weil das Kommunalunternehmen ja zu 100 Prozent in öffentlicher Hand ist, dürfte der BEG eine Beteiligung willkommen sein. Ob diese geplant ist, will Stadtwerkechef Stefan Eisenmann auf Nachfrage weder bestätigen noch dementieren. Er bleibt vage: „Wir wollen uns aktiv an der Energiewende beteiligen.“ Zum konkreten Projekt wolle er sich allerdings noch nicht äußern.