Unterpindhart
Persiflagen mit Pfiff

Martina Brandl und ihre kabarettistische Reise durch die Welt des Alkohols

19.10.2014 | Stand 02.12.2020, 22:06 Uhr

Kokett im Pünktchenkleid: Nach Startschwierigkeiten wusste Martina Brandl in Unterpindhart zu überzeugen - Foto: Zurek

Unterpindhart (zur) Alkohol verleiht, wenn man der Werbung glauben möchte, Flügel. Als Komikerin sieht Martina Brandl dessen Wirkung weit weniger poetisch. Ihr „Selbstversuch“ – zu erleben am Wochenende auf dem Pindharter Brettl – zeigte diverse, eher prosaische Facetten.

Im tief ausgeschnittenen, figurbetonten Pünktchenkleid mit hochhackigen Stiefeln („Presswurst to go“) betritt die 48-Jährige die Bühne. Gezielter Körpereinsatz mit einer guten Portion Ironie ist für sie kein Problem. Im Gegenteil, sie kokettiert mit femininen Rundungen, überzeichnet mit Wonne weibliche Allüren – wobei sie aufs Herrlichste den Typ Kindfrau und naives Dummchen mit Schwips und Piepsstimme mimt. Man merkt, irgendwie ist ihr die Bedienung in der Bahnhofskneipe lieber. Die hat wenigstens Power. Sex-Appeal sieht indes anders aus, wie sie mit frechen Augen, laszivem Gestus und zweideutigen Anspielungen beweist.

Doch zurück zum eigentlichen Thema des Abends: Alkohol, Historie und Lokalkolorit, recherchiert unter dem Motto „Jedes zehnte Getränk ist gratis“. Das Ergebnis: Ein Kaleidoskop von Szenen – von schlichter Blödelei bis hin zu bissigem Spott. Man begegnet dem ewig ins halb leere Glas stierenden Kurt, den es in jeder Bahnhofskneipe gibt. Und Intellektuellen, die sich schämen, wenn sie sich mal einen „löten“ – weshalb sie dazu Etablissements wie die Sportheka oder den Laden Bücher und Wein aufsuchen. Und dann sind da diese regionalen Eigenheiten. Verlangt man in Schwaben Champagner gibt es einen Piccolo mit Röhrle, damit jeder einen Schluck abbekommt. In Berlin hingegen ist die Drohung „isch mach disch Urban“ (so der Name einer Klinik) inklusive. Bleiben nicht jugendfreie Folgen exzessiven Alkoholgenusses für die Libido sowie Landgasthöfe zu erwähnen, in denen es keinen Soundscheck gibt, weil der Chef lieber in bar oder in flüssiger Währung bezahlt.

Anfangs hat die Komikerin, die auch im Quatsch-Comedy-Club moderiert, ein wenig Mühe, den Draht zum Publikum zu finden. Spätestens mit der ersten Gesangseinlage gibt es jedoch Szenenapplaus für die Künstlerin, die in ihrem Trophäenschrank den ersten Preis des Tollwood-Festivals sowie den Kritikerpreis der Berliner Zeitung stehen hat. Sie klingt nicht nur als Angela Merkel zum Täuschen echt. Ihre Persiflagen von Prince („Schiss“) über Anett Louisan („Ich will doch nur spülen“) bis zum legendären Evita-Titel („Schenkt mir nie mehr Auberginen“) sind jeden anerkennenden Pfiff wert.