Schweitenkirchen/Paunzhausen
Umdenken an der Kirchenbasis

Pfarrverband Schweitenkirchen will mehr Bürger für den Glauben begeistern - Projekttage geplant

17.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:38 Uhr
Selbst bei besonderen Anlässen wie dem Pfarrverbandsfest bleiben mittlerweile viele Plätze leer – mit neuem pastoralem Konzept will man jetzt gegensteuern. −Foto: Schmid

Schweitenkirchen/Paunzhausen (PK) Der Pfarrverband Schweitenkirchen hat sich auf den Weg gemacht zu einem „pastoralen Konzept“. Dabei will man ausgetretene Pfade hinterfragen und neue Wege suchen.

Der Startschuss fällt am 23. September mit dem ersten Projekttag mit Vorstellung erster Ergebnisse einer Sozialraumanalyse. Während in Paunzhausen jüngst Claudia Bündgens die Gemeinderäte über das Projekt aufklärte, erledigten dies Roswitha Eßig und Dekan Alexander Weber in Schweitenkirchen. Dem Team ist sehr viel daran gelegen, möglichst viele Leute persönlich anzusprechen und ins Boot zu holen.

Die insgesamt bis zu vier Projekttage sind Teil eines neuen pastoralen Konzepts, bei dem ausgetretene Pfade hinterfragt und neue Wege gesucht werden. Hintergrund ist die Sorge um die Zukunft von Glaube und Kirche, die das Pastoralteam und die ehrenamtlichen Pfarrgemeinderäte im Pfarrverband seit geraumer Zeit beschäftigen. Sie fragen sich schon lange, warum so wenige mitmachen, wer überhaupt zur Gemeinde gehört und wie es wohl in den kommenden Jahren und Jahrzehnten aussehen wird. Denn der Abwärtstrend in allen deutschen Bistümern hat auch vor dem Pfarrverband Schweitenkirchen nicht halt gemacht. Die Frage nach dem „Wie geht’s weiter?“ birgt für Haupt- und Ehrenamtliche ein Stück Unsicherheit. Traditionelle Kirchenbilder zerfallen und Kirchenstatistiken bestätigen, was viele Gläubige bereits seit Langem spüren: Von den 4850 Katholiken des 74 412 Einwohner zählenden Pfarrverbandes besuchen nur noch 13 Prozent regelmäßig eine Messe und nur noch 25 Prozent sind unregelmäßig daran interessiert. Rund 30 Prozent kommen durch Sakramente wie Taufe, Kommunion, Firmung, Trauung und Beerdigung mit der Kirche in Berührung und die restlichen 30 Prozent fühlen sich den örtlichen Pfarreien gar nicht verbunden. Die Gründe für diese Entwicklungen sind vielfältig.

Papst Franziskus setzt hier entschiedene Zeichen für innerkirchliche Reformen. Eine Neuorientierung von „Oben“ ist damit angestoßen und daher möchten die Aktiven des Pfarrverbands parallel dazu ein Umdenken an der Kirchenbasis anregen. Mit einem neu erarbeiteten pastoralen Konzept will man die künftigen Schwerpunkte in der Seelsorgen herausarbeiten.

Dazu sucht das Team Mitstreiter. Während sich der Aufwand für das Projektteam mit drei oder vier Projekttagen, wovon der 23. September den Startschuss gibt, sich in Grenzen hält, hofft Dekan Weber auch auf Unterstützung im Steuerungsteam. Dieses Team trifft sich alle sechs bis acht Wochen für rund anderthalb bis zwei Stunden und hier kann man sich intensiver einbringen. Auch für Teilprojekte wie die Umgestaltung der Pfarrverbandshomepage und Öffentlichkeitsarbeit im Pfarrverband möchte Weber Mitstreiter gewinnen.

Ob und wie „pastorales Gestalten und Planen“ funktionieren kann, wird allein der Weg dorthin zeigen. „Es kann nur gelingen, wenn möglichst viele dieses Projekt mittragen. Der Pastoralplan ist keine reine Angelegenheit der Seelsorger oder ehrenamtlichen Pfarrgemeinderäte, sondern die Sache aller!“, betont Weber. „Junge wie Ältere, Frauen wie Männer, der Kirche Nahestehende und auch Leuten, die mit ihr eigentlich nichts oder wenig zu tun haben wollen. Alle werden gebraucht. Es geht um die Gemeinschaft.“ Um besser planen zu können, wird für den Projekttag um Anmeldung im Pfarrbüro, Telefon (08444) 72 79 oder E-Mail an PV-Schweitenkirchen@ebmuc.de) bis 18. September gebeten.

ERSTER  TERMIN  IM  SEPTEMBER

Zum Thema „Wie ticken die Menschen in den Orten unseres Pfarrverbandes“ diskutieren die Teilnehmer am 23. September von 9.30 bis 14 Uhr im Pfarrheim Schweitenkirchen. Auf diesem ersten von drei bis vier rund fünfstündigen Projekttagen in den kommenden zwei Jahren soll herausgefunden werden, wie Menschen besser erreicht werden können und dazu will man wissen, wie die Menschen hier „ticken“. Claudia Pfrang, Leiterin des Bildungszentrums im Kardinal-Döpfner-Haus in Freising, stellt hierzu die Ergebnisse einer Sozialraumanalyse des Pfarrverbandes vor und erläutert die vom Sozialforschungsinstitut Sinus erarbeiteten „Sinus-Milieus“. Sie begleitet das Projekt an diesem Tag, dessen Ziel es ist, herauszufinden, wie mehr Bürgerinnen und Bürger der Gemeinden für ein aktives Kirchen- und Gemeindeleben begeistert werden können – insbesondere diejenigen, denen man sonst kaum begegnet. Als Voraussetzung hierzu wird zunächst Grundsatzfragen nachgegangen: Wie ist die derzeitige Bevölkerungsentwicklung in den Gemeinden des Pfarrverbands? Welche Menschen leben in diesen Gemeinden? Welche Milieus gibt es? Wie leben die Leute, was bewegt sie und was ist ihnen wichtig? Welche Wertvorstellungen prägen ihr Leben und in welcher sozialen Lage befinden sie sich? Was erwarten die Menschen von Kirche, Gemeinden, Vereinen, Schulen und Kindergärten? | sdb