"Tautsches Gareide" in Italien

17.03.2009 | Stand 03.12.2020, 5:07 Uhr

Dialektexperten unter sich: Dr. Franziska Krammer-Keck im Gespräch mit Harry Deiner, Vorsitzender des Gauverbandes Donau-Ilm-Altmühl im Förderverein Bairische Sprache und Dialekte. - Foto: Gleixner

Pfaffenhofen (glx) Mit deutschen Sprachinseln in Norditalien hat sich Dr. Franziska Krammer-Keck beschäftigt – dem "Tautschen Gareide" (deutsches Reden). Eine stattliche Kulisse von Zuhörern wartete im Theatersaal im Haus der Begegnung gespannt auf das Ergebnis ihrer umfassenden Erkundungen im Bereich der "oberdeutschen Dialekte".

Am Beispiel von Südtirol zeigte sie die persönliche Betroffenheit von Menschen in einer Sprachinsel auf. Die ständige Begegnung mit beiden Kulturen öffnet den Blick, fördert das Verständnis für andere, führt zu geistiger Beweglichkeit. Andrerseits kämpfen sie mit einem Identitätsproblem: Bin ich nun Südtiroler oder Deutscher oder Italiener? Wie steht es also mit der Loyalität zum Staat, wenn dieser sich an meiner Sprache und Kultur stört?

Nach diesem makroskopischen Einblick führte die Referentin an Hand von Landkarten, Bildern und Sprachproben durch die bunte Wunderwelt der kleinen und kleinsten Sprachinseln mit teils alemannischem, teils tirolischem, teils bairischem Gepräge. Ausführlich wurden das Fersental und die "Sieben" und "Dreizehn Gemeinden", das Land der Cimbern und Mochene, die Schönheiten dieser Landschaften und die bairischen Züge in Hausbau und Tracht vorgestellt.

Franziska Krammer-Keck erklärte die verschiedenen Siedlungswellen, deren historischer Hintergrund noch immer diskutiert wird: Es war meist die Armut und die Landnot, die die Leute aus ihrer Heimat vertrieb und sie zwang, in den höher gelegenen Regionen der Alpensüdseite Wälder zu roden und sich eine Existenz zu verschaffen. In den Regionen östlich vom Gardasee fanden aber eher Krieger, die zum Schutz der Herrschaften ins Land gerufen wurden, eine Heimat.

Eingehend wies sie auf den Schwund von Dialektsprechern hin: Die jungen Leute möchten mit gutem Recht am wirtschaftlichen und zivilisatorischen Aufschwung teilhaben und wandern in die Industrieregionen ab. Aber sie sind glücklich, wenn sie sich einen Altersitz in ihrer angestammten Heimat erhalten oder schaffen können.

Viele Beispiele veranschaulichten die Leidenschaft, mit der alle an ihrer Kultur hängen. Mit allen Mitteln der modernen Werbemethoden setzen sie sich für ihre Orte und ihren Heimatdialekt ein. Denn nur mit dem Tourismus können die Menschen in dieser oft einsamen Höhenwelt überleben.

Ein schwungvolles cimbrisches Lied beschloss ihren Vortrag. Josef Seidl, der Vorsitzende des Bayerischen Cimbernkuratoriums überbrachte Grüße von Professor Rowley von der Mundartkommission der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und stellte die Arbeit der Stiftung vor.

Als Gastgeschenk brachte er einige Publikationen vor. Diese können von Teilnehmern zu besonders günstigen Bedingungen erworben werden. Rückfragen: (0 84 41) 8 44 40, Traudl Gleixner.