Steinerskirchen
Die Friedensglocken läuten

Moment des Innehaltens anlässlich der 75. Wiederkehr des Beginns des Zweiten Weltkriegs

31.08.2014 | Stand 02.12.2020, 22:18 Uhr

Der Klang der Friedensglocken ist weithin zu hören, als Patres, Brüder und Mitarbeiter der Oase Steinerskirchen sie anschlagen. Im Bild von links Rupert Laner, Pater Manfred Oßner, Bruder Martin Wembacher, Alex Böhnisch, der hier ein freiwilliges ökologisches Jahr absolvierte, Pater Walter Licklederer, Pater Alfons Kerscher und Pater Fritz Rezac - Foto: Petry

Steinerskirchen (PK) Dieses Signal setzen die Herz-Jesu-Missionare in Steinerskirchen gern: Anlässlich des Ausbruchs des Zweiten Weltkriegs vor 75 Jahren läuteten sie die Friedensglocken in der Oase. Mit dabei: der neue Superior, Pater Walter Licklederer, der in dieser Woche erst sein neues Amt übernimmt.

Symbolträchtig – das sind die vier Friedensglocken der Oase, seit sie am 12. August 2005 aufgebaut worden sind, damals als Beitrag zum 20. Weltjugendtag in Deutschland. „Pater Norbert Becker hatte die Idee“, erinnert sich Pater Manfred Oßner, der das Bildungshaus leitet. Es bedurfte einiger Vorbereitung, um an das Material zu kommen, aus dem die Glocken hergestellt wurden: Abgeschnittene Spitzen von Bomben, die als Blindgänger teils Jahre nach dem Krieg geborgen wurden, weil womöglich eine Baggerschaufel auf sie stieß.

Viel Unterstützung hatten die Patres damals bekommen, auch von Regierungsseite, auch von der Kampfmittelbeseitigung. Schließlich wurden die vier schweren Bombenköpfe angeliefert, zwei US-amerikanische, ein englischer und ein deutscher – je zwischen 70 und fast 454 Kilogramm schwer. Bruder Klaus, Kunst- und Bauschlosser in der Oase, arbeitete das einst todbringende Material in friedliche Klangbildner um. Und im Freien, einige Hundert Meter von den Gebäuden des Klosters und Bildungshauses entfernt, war der Glockenstuhl geschaffen worden, der das ungewöhnliche Geläut seither trägt und dem irgendwie auch jenes Bibelwort zugrunde liegt, das zum Leitsatz der Friedensbewegung in der ehemaligen DDR wurde: „Schwerter zu Pflugscharen“.

Aus allen Richtungen kamen jetzt die Patres und Brüder der Oase zusammen, Bruder Martin im Bulldog, Pater Oßner auf dem Radl, Pater Licklederer kurz vor der Rückfahrt zum Mutterhaus in Salzburg mit dem Auto, einige andere zu Fuß, zu einem weiteren symbolträchtigen Akt. In einem Jahr, in dem sich gleich beide Weltkriege mit runden Zahlen jähren: Vor 100 Jahren begann bekanntlich der Erste, vor 75 Jahre der Zweite. Und das in einem Jahr, in dem wieder an vielen Orten der Welt Krieg herrscht.

Der Klang der Steinerskirchener Friedensglocken, er ist voluminös, kraftvoll, sicher, betörend. In Kriegszeiten wurden Kirchenglocken immer wieder in tödliche Waffen umgeschmiedet, sagt einer der Patres. Das geht auch anders herum.

Die Friedensglocken in der Oase haben für viele Menschen eine Bedeutung. „Immer wieder kommt ein Elternpaar hierher, um den Verlust ihres Kindes zu betrauern“, erzählt Pater Oßner, „denn dieses Kind hat diese Glocken einst selbst zum Klingen gebracht.“ Ein Einzelfall, der nicht nur ihm unter die Haut geht. So, wie dieser Friedensgruß der Patres und Brüder. Der Nachhall füllt noch eine ganze Weile das friedlich ruhende Tal der Oase.