Schlott
Der Dorfverschönerer

PK TRIFFT Josef Stadler, der als Gartenfachberater in vielen Orten seine Spuren hinterlassen hat

15.06.2016 | Stand 02.12.2020, 19:40 Uhr

Immer noch jeden Tag in Sachen Garten unterwegs: Im Hof von Josef Stadler begrüßt ein Rosenstock die Besucher. - Foto: Schneider

Schlott (PK) Seit er im Ruhestand ist, hat Josef Stadler Zeit zum Fahrrad fahren. Bei gutem Wetter ist er fast jeden Tag unterwegs, gemeinsam mit seiner Frau. Immer wieder sieht er dann eine begrünte Mauer, einen Baum in einer Hofeinfahrt oder ein Dorf mit vielen Blumen - und weiß, dass er selbst dazu den Anstoß gegeben hat. "Auf das bin ich eigentlich schon stolz, dass einiges umgesetzt worden ist und auch Bestand hat", sagt Stadler. Seine 33-jährige Tätigkeit als Kreisfachberater für Gartenbau und Landespflege hat ihre Spuren im Landkreis hinterlassen.

33 Jahre lang, von 1980 bis 2013, beriet Josef Stadler im Auftrag des Landratsamts Pfaffenhofen Privatpersonen und Gemeinden zum Thema Landschaftspflege und Garten. Er plante Spielplätze und Dorfbegründungen, verschönerte aber auch Privatgärten. Vor drei Jahren ging er in Altersteilzeit und ist seit Februar endgültig im Ruhestand.

Jetzt bleibt ihm nur sein eigener Garten - von einigen Rat suchenden Bekannten und sporadischen Vorträgen bei Gartenbauvereinen einmal abgesehen. Zu tun hat der 65-Jährige auf seinem Hof in Schlott bei Hohenwart allerdings mehr als genug. Er baut Getreide an und pflegt mit Hingabe 150 Quadratmeter Gartenfläche. "Bei uns steht Obst und Gemüse im Mittelpunkt", erklärt er bei einem Rundgang. Auf zwei Hochbeeten wachsen Kräuter und Gemüse, daneben reichlich Kartoffeln und im Gewächshaus Tomaten, Gurken und Paprika. Kirsch-, Äpfel-, Birnen- und Zwetschgenbäume schmücken die benachbarte Wiese. Vier Stunden braucht Josef Stadler allein für eine Tour mit dem Rasenmäher. Er steckt viel Zeit in sein Grundstück: "Ohne Gartenarbeit könnte ich nicht leben."

Dass sein Hof ein Vorbild für andere ist, war dem Landschaftsexperten schon während seiner beruflichen Laufbahn wichtig. Eintönige Reihen sucht man in seinen Beeten vergebens, das Gemüse wächst dicht nebeneinander, manchmal bis auf die schmalen Wege. Mit Lust auf Natur ist der Gartenexperte auch an die 14 Dorfverschönerungswettbewerbe rangegangen, die er im Laufe der Jahre begleitet hat. "Ohne Grün geht nichts im Ort", ist seine Überzeugung.

Als er seine Arbeit begann, war der Gartenbau gerade im Umbruch: Von streng gepflegten Beeten mit dunklen Nadelhölzern ging der Trend hin zu bunten Bauerngärten. Fotos zeigen, wie Josef Stadler das in die Gemeinden brachte, die er beriet - eine nicht ganz einfache Aufgabe. "Die Leute waren das Geschleckte gewohnt", sagt Stadler. Über kahle Mauern ließ er Efeu wachsen und asphaltierte Bürgersteige wichen wuchernden Gräsern. Seine Beratung für die Wettbewerbe, die heute "Unser Dorf hat Zukunft" heißen, ging aber noch weiter. Ziel war, ein Wir-Gefühl im Dorf zu schaffen. Da ging es um Nachbarschaftshilfe, die Ansiedlung von Gewerbe und Angebote für Kinder und Jugendliche. "Ich habe versucht, dass man bleibende Werte geschaffen hat", fasst Josef Stadler zusammen.

So stolz er auf das Erreichte ist: Seit einigen Jahren muss der Gartenfachmann immer wieder den Kopf schütteln, wenn er durch die Dörfer fährt. Denn der neueste Trend sind Metallzäune, Kiesgärten und Gabionen, also mit Steinen gefüllte Drahtkörbe. Stadler würde da am liebsten ganz viel Efeu und Wilden Wein drüberwachsen lassen. Zu seinem Glück muss er sich mit dieser Mode aber nicht mehr auseinandersetzen. "Dieser Kelch ist an mir vorübergegangen", sagt er. So kann er sich stattdessen zurücklehnen und sich darüber freuen, was dank seiner Initiative alles blüht und wächst.