Scheyern
Ziemlich züntig

Planer wollen Schyrenkaserne und Supermarkt überarbeiten doch die Gemeinderäte üben harsche Kritik

21.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:54 Uhr

Die Grundschule Scheyern stand plötzlich im Fokus der Gemeinderatssitzung am Dienstagabend. Weil Ideen gesammelt werden für das Kasernengelände und den Edeka-Standort, beschäftigten sich Planer mit dem gesamten Gelände - allerdings ohne die Grundschule und den Kindergarten Froschkönig mit in die Analysen einzubeziehen. - Fotos: Lodermeyer

Scheyern (PK) Es hätte der Grundstein für ein Megaprojekt werden sollen: Die Gemeinde Scheyern will ein großes Konzept erarbeiten für die ehemalige Kaserne und den Edeka-Supermarkt. Allerdings zeigten sich die Gemeinderäte am Dienstagabend ziemlich erzürnt über die Arbeit der Planer.

Vor allem Pater Lukas Wirth (CSU) reagierte sauer auf das Angebot des Planungsbüros Heller Späth, das Dierk Brand (kleines Bild, oben) und German Deller (kleines Bild, unten) im Gemeinderat vorstellten. Pater Lukas nannte den Vorschlag "nicht redlich" und qualifizierte die Honorarauflistung als "Verschwendung von Steuergeldern" ab. Auch Kilian Koch (Freie Wähler) kritisierte die Planer scharf: "Was mich wundert: Was wir hier diskutieren, das haben wir alles schon im April diskutiert. Die Präsentation ist dieselbe, die Grafiken sind dieselben. Von den Ergebnissen vom April ist nichts eingearbeitet." Ein entsprechendes Fazit zog auch Katja Limpert (FW): "Das ist keine Vision, wie wir es uns vorgestellt haben."

Herbe Kritik für das Planungsbüro, das in Scheyern bereits ein anderes Großprojekt betreut. Denn aktuell läuft der Ideenwettbewerb rund um die Waldbauernschule, im Rahmen des interkommunalen Entwicklungskonzepts (Ikek) bekommt Scheyern hier Fördergelder - eben mit Unterstützung des Büros Heller Späth. In diesem Zuge möchte die Gemeinde nun ein zweites Impulsprojekt in diesem Förderprogramm starten und Ideen für das Kasernengelände und den Edeka-Supermarkt sammeln.

Grundsätzlich hatten die Planer Dierk Brandt und German Deller dazu das Gelände beiderseits der Hochstraße am südlichen Ortsrand in vier Areale aufgeteilt und einige Ansatzpunkte erarbeitet. "Bei der Grundschule hätten wir womöglich das Potenzial für einen Sportplatz", erläuterte Brandt beispielsweise. "Und beim Gebäude neun gäbe es die Möglichkeit zur grundlegenden Umgestaltung." Was mit der Turnhalle geschehen soll, sei zu untersuchen, genauso das Vereinsheim. Womöglich wäre auf einer freien Fläche im Süden ein Baugebiet machbar. Der Recyclinghof stand mit auf der Liste der Planer ebenso wie ein Kreisel, die Kinderkrippe - und eben der Edeka-Supermarkt, der sowieso erweitern möchte. Möglich werden soll das alles in den nächsten Jahren: Die letzte Bindung zur Kaserne läuft 2024 ab, danach kann die Gemeinde über die Gebäude und Flächen verfügen.

Mit dieser Liste allerdings zeigten sich die Gemeinderäte nicht einverstanden. "Wir sollten hier den Froschkönig mit einbeziehen", forderte Koch. Das Gebäude gegenüber dem Supermarkt und ebenso vis-à-vis des Kasernengeländes hatten die Planer nicht mit beachtet. "Das war auch bei der Expertenrunde schon Thema", rief der FW-Gemeinderat in Erinnerung. Und auch Pater Lukas nannte noch einen Punkt: "Wir sollten die Entwicklung des Schulstandortes mit beachten - auch das wurde bei der Expertenrunde im April schon genannt."

Vor allem dieser zweite Punkt fiel für die Gemeinderäte ins Gewicht. Zwar argumentierte Brandt: "Wir gehen davon aus, dass die Grundschule stabil ist." Doch die Scheyrer Politiker wollten diese Annahe nicht ohne Weiteres hinnehmen. "Ich wünsche mir hier eine ergebnisoffene Diskussion", forderte Pater Lukas. "Das Grundschulgebäude entspricht nicht wirklich dem Brandschutz. Das muss nicht heißen, dass die Grundschule nach unten muss - aber das wäre möglich." Nach unten soll heißen: Die beiden Schulen bei der Mittelschule zusammenführen und den Standort der bisherigen Grundschule anders nutzen. Denn eine Zusammenlegung der beiden Schulen wollte am Dienstagabend kein Gemeinderat prinzipiell ausschließen. "Es wäre doch möglich, dass es günstiger ist, unten anzubauen, statt oben zu sanieren", sagte Pater Lukas.

Das sah auch Tilly Grubwinkler (Wählergruppe Gemeinde Scheyern) ähnlich. "Wir haben die Mittelschule vor wenigen Jahren für ein paar Millionen Euro saniert. Die sollten wir schon mit beachten." Auch ihr Parteikollege Gerhard Eisinger argumentierte: "Es stellt sich auch die Frage: Brauchen wir in Scheyern zwei Turnhallen? Will ich zwei Schulstandorte, zwei Turnhallen - oder nicht"

Mit Blick auf den fehlenden Punkt in der Liste der Planer sagte Pater Lukas: "Wenn wir den Schulstandort untersuchen wollen, dann brauchen wir heute nicht weiter diskutieren." Allerdings wies Geschäftsleiterin Sabrina Jany hier auf die Frist des Ikek-Programms hin: Der entsprechende Förderantrag müsste bis Ende des Monats bei der Regierung von Oberbayern sein. "Wir müssen auch klären, ob die Städtebauförderung für die Mittelschule ebenso gilt, da es ja außerhalb des Areals bei der Kaserne liegt", erklärte Jany. "Dann haben wir wohl dieses Projekt und für die Mittelschule ein separates Angebot." Wenn die Gemeinde für die Planung keine Ikek-Förderung beantragt, gibt es auch keine Möglichkeit für Gelder für die einzelnen Maßnahmen, so die Geschäftsleiterin. "Und wenn wir heuer den Termin reißen, dann wissen wir nicht, ob wir nächstes Jahr dran kommen", fügte Bürgermeister Manfred Sterz (FW) an.

Brandt schlug daraufhin vor, zu den bisher zwei Leistungsbausteinen der Planer - nämlich einen zur Kaserne und einen zum Supermarkt - einen dritten zum Schulstandort hinzu zufügen. Das allerdings stimmte die Gemeinderäte nicht zufrieden. "Wenn wir den Baustein drei machen, dann kann es sein, dass die Ergebnisse den Baustein eins zur Kaserne obsolet machen", schlussfolgerte Walter Häring (CSU). "Dann müsste man Baustein eins in zwei Varianten untersuchen - nämlich ob wir die Grundschule oben behalten oder die Schule absiedeln."

German Deller versuchte, einen Kompromiss zu schaffen. "Sie können sagen, Sie beauftragen jetzt Baustein eins und zwei - aber wir machen zuerst Baustein drei und dieses Ergebnis fließt in Baustein eins ein." Doch Pater Lukas widersprach: "Wenn wir es machen, sollten wir es gescheit machen. So trage ich dieses Angebot nicht mit." Deller allerdings warnte: "Ich würde nie im Leben den Prozess stoppen. Wir reden hier von einem kleinen Zusatzangebot zur Schule, das eh nicht gefördert wird."

Alice Köstler-Hösl (CSU) versuchte es noch mit einem anderen Vorschlag. "Es ist eigentlich keine Frage der Alternativen, sondern der zeitlichen Reihenfolge. Wenn wir erst den Schulstandort untersuchen, dann brauchen wir für Baustein eins keine Alternativen." Das sah Sterz ebenso: "Wir brauchen Baustein eins und zwei - und vorher drei."

Eine Entscheidung zum Honorarangebot des Planungsbüros Heller Späth - hier hatten die Münchner eine Gesamtsumme von knapp 31 000 Euro genannt - wollten die Scheyrer am Dienstagabend nicht treffen. Mit Blick auf die Frist zum Monatsende allerdings wollen die Gemeinderäte bei der Klausur des Gremiums heute noch einmal über das Thema diskutieren. Wie Bürgermeister Sterz gestern noch bestätigte, wurde die Frist für die Förderanträge verlängert - Scheyern hat nun bis Ende September Zeit. Wer dabei wie den Punkt Schulstandort analysieren soll, besprechen die Gemeinderäte voraussichtlich bei der nächsten Sitzung im Juli. Dann steht wohl auch das Angebot der Planer von Heller Späth wieder zur Debatte.