Scheyern
Mit viel Fingerspitzengefühl

Arbeiten in Scheyerer Basilika kommen voran – Pläne zur Sanierung des Mittelschiffs noch offen

01.07.2015 | Stand 02.12.2020, 21:07 Uhr

Viel Detailliebe beweist Kirchenrestaurator Markus Ullrich bei der Renovierung des Altartisches. - Foto: Steininger

Scheyern (PK) Immer mehr geht der Altarraum der Scheyerer Basilika seiner Vollendung entgegen. Nächstes Jahr allerdings droht im Kirchenschiff ein Gerüst über den Köpfen der Kirchgänger – oder sogar die Schließung einzelner Abschnitte der Basilika für ganze zwölf Monate.

Das altarseitige Drittel des Mittelschiffs ist mittlerweile fertig gestellt und erstrahlt im schönsten Glanz des Rokoko. Im Altarraum selbst werden die Wände weiß gekalkt, eine Aufgabe für Klostermaler Lorenz Grünberger. Der aber bedient sich nicht etwa einer Dispersionsfarbe aus dem nächsten Baumarkt, sondern einer speziellen Farbe aus Altmannsteiner Marmorkalk, die Putz und Mauerwerk schützt und keinerlei Schimmelbildung zulässt. Eine Fleißaufgabe für Grünberger, der die gleiche Wand mindestens achtmal mit der Bürste streichen muss, um einen deckenden Anstrich zu erhalten.

Derzeit ist man auch dabei, den Altartisch mit der Mensaverkleidung und dem dazugehörigen Tabernakel wieder herzurichten, um das ursprüngliche Aussehen wieder herzustellen. Seit der letzten Restaurierung im Jahr 1973 waren vier Teilstücke des ehemaligen Altartisches in einem Speicher deponiert gewesen, die man per Zufall wiederentdeckt hatte. Der Konvent hatte sich daraufhin geeinigt, mit Hilfe dieser Teilstücke wieder zur ursprünglichen Breite zurückzukehren. Hier sind Zimmerer Florian Hoffmann und Schreiner Markus Sperk am Werk: Sie setzen die in den 70er Jahren entfernten Teile wieder passgerecht ein, eine entsprechend größere Tischplatte für das Tabernakel inbegriffen.

Damit verbunden ist auch eine Rekonstruierung auf die Optik aus dem Jahr 1771. Das ist eine ehrenvolle Aufgabe für Kirchenrestaurator Markus Ullrich, der sich auf alte Kolorierungen stützen muss – denn die Farbfotografie war damals noch nicht erfunden.

Insgesamt rund 300 Stunden Arbeitszeit beanspruchten Mensatisch und Tabernakel, der in wenigen Wochen wieder sein früheres Aussehen erlangt haben wird. Dabei wird nicht etwa das vorhandene Gold komplett erneuert, sondern nur da, wo es notwendig ist. Kleinere Fehlstellen werden mit Goldpuder retuschiert. Aber nicht nur optische Kosmetik wird betrieben, sondern auch größere Bauteile wie das Chorgestühl müssen wieder eingepasst werden. Gegen Ende Juli könnten die Schreinerarbeiten abgeschlossen sein, „falls nichts dazwischenkommt“, ist Ullrich zuversichtlich.

Noch nicht in neuem Glanz erstrahlt das Mittelschiff bis zum Chorbereich. Dessen Renovierung könnte eine teilweise Schließung der Basilika das ganze nächste Jahr bedeuten. „Darüber ist das letzte Wort noch nicht gesprochen“, sagt Pater Lukas Wirth, Cellerar des ehrwürdigen Benediktinerkloster Scheyern. Eine Alternative wäre, die Arbeiten in zwei Teilabschnitten zu bewältigen.

Da aber auch die Renovierung der Orgel ansteht, deren Abbau mit den Renovierungsarbeiten koordiniert werden muss, wird derzeit noch nach der optimalen Lösung gesucht. Aus Sicht der vielen Kirchenbesucher aber, die die Messen und festlichen Konzerte vermissen werden, ist jede Lösung bedauerlich. Aber wie heißt es in der Bibel (Römer 8,25): „So wir aber des hoffen, das wir nicht sehen, so warten wir sein durch Geduld.“