Scheyern
Kunst tut gut

Rund hundert Künstler und Kunsthandwerker bieten im Prielhof drei Tage lang ein Festival der Sinne

03.05.2015 | Stand 02.12.2020, 21:21 Uhr

Foto: Hans Steininger

Scheyern (hsg) Auch die 31. Auflage von „Kunst im Gut“, die von Freitag bis Sonntag in Scheyern über die Bühne gegangen ist, hat sich als wahrer Besuchermagnet erwiesen. Sie war Anziehungspunkt für Jung und Alt, Groß und Klein, für Kunst-, Musik- und Handwerksbegeisterte jeglicher Couleur.

Wieder einmal ist es der Veranstalterin Margit Grüner gelungen, den Besuchern aus Nah und Fern ein buntes Kaleidoskop anzubieten, das in seiner Art wohl ziemlich einzigartig ist. Dies unter erschwerten Umständen, denn ihr langjähriger Partner und Mitveranstalter Robert Uebelhör verstarb im November vergangenen Jahres, und so musste Grüner Vieles allein stemmen – eine Leistung, die allen Respekt verdient.

Rund 100 Künstler und Kunsthandwerker sind zu koordinieren und zu betreuen, um neuen Gästen und dem Stammpublikum immer wieder neue Anreize zu bieten. Diese ließen sich auch von den teilweise widrigen Wetterbedingungen nicht abhalten und strömten zuhauf in das Areal des Klostergutes. Mit „Laune gut, Füße nass“ kommentierte Grüner das Mistwetter recht gelassen. Das Angebot ist so reichhaltig, dass es an einem Tag kaum zu bewältigen ist. Es gibt unendlich viel zum Schauen, Hören, Ausprobieren und zum Schmecken – ein Festival der Sinne, das gut tut, denn wo sonst kann man so viele außergewöhnlich schöne Dinge erleben und auch kaufen.

Natürlich kostet wertvolle Kunst auch ihren Preis, wie bei den Glasobjekten in der Sonderschau von Wolfgang Mussnug. Von denen ist ein jedes einzigartig und lebt von der Faszination des Materials, das Transparenz und Farbeffekte miteinander kombiniert. Augenzwinkernden Humor vermittelt das Schrobenhausener Künstlerpaar Annemarie Mießl und Richard Gruber in der zweiten Sonderschau mit Figuren in Stein oder Plastiken aus Bronze, die den Menschen am Lenkrad abstrahieren oder die Nacktheit persiflieren.

Und so geht man auf Entdeckungsreise in den Gewölben oder im Freien im Skulpturengarten und bewundert die unendlich vielen Objekte aus Keramik, Holz oder Schrottmetall. Da gibt es Spiegel, deren Rahmen aus dem Blech von allen möglichen Dosen gehämmert sind oder Bilder aus Wolle, die schöner anmuten als ein Gemälde und dabei noch dreidimensional wirken. Da gibt es mannshohe Holzschnitzereien, und, und, und.

Doch Kunst macht auch hungrig und durstig, so lässt man sich im Musikcafé international unterhalten, vom französischen Chanson bis hin zum Rock ’n’ Roll. Überall an den Ständen entspannte Gespräche zwischen den Künstlern und Ausstellern, und die Kinder amüsieren sich prächtig beim Mitmachtheater von „Rodscha aus Kambodscha“ und Tom Palme. Die Grünholz-Werkstatt im Freigelände ist fest in der Hand von Jungen und Mädchen, die sich an urigen Schnitzböcken als Schnitzer oder Drechsler an grünem Holz versuchen, ganz ohne Strom, nur mit Fußantrieb. Ein Schnitzbock heißt in Fachkreisen „Gemeinderat“, weil er mit einer Art hin und her bewegtem Holzkopf dem „Abnicken“ in manchen Gemeinderatssitzungen ähnelt. So bewegt man sich zwischen Skulpturen aus Holz, Schrottmetall und Keramik, versucht sich als Korbflechter und sitzt mittendrin im afrikanischen Trommelkreis von Percussion-Künstler Ifeanyi Okolo. Dann aber zieht es einen wieder zurück in die Gewölbe, um dort Schmuck in allen Variationen zu bewundern, kreative Fotografie anzuschauen oder darüber zu staunen, wie viele kunstvoll gestaltete Pfeffermühlen in allen möglichen Holzarten ein Künstler schaffen kann. Irgendwann aber fällt einem auf, dass man sich schon über Stunden im

Prielhof aufgehalten und immer noch nicht alles gesehen oder erlebt hat. Deshalb freut man sich schon auf den Herbsttermin am 3. und 4. Oktober, unter anderem mit einer laut Margit Grüner hochwertigen Mosaik-Sonderschau und einer Retrospektive und Hommage über Robert Uebelhör unter Mitwirkung von dessen Sohn Alexander.