Scheyern
Klimawandel auf der Spur

02.06.2010 | Stand 03.12.2020, 3:58 Uhr

Scheyern (eg) "Was passiert eigentlich am Prielhof in Scheyern? Da wird doch nur Getreide und Kartoffeln angebaut." Solche Sätze hört man oft. Außer den bebauten Flächen nimmt man die überirdisch sichtbaren Messgeräte meist nicht sofort wahr. Dabei ist das Versuchsgut Teil des Großversuchs "Tereno".

Das Helmholtz-Zentrum München, das die Oberhoheit hat, schreibt: ",Tereno’ ist ein bislang einzigartiges Großvorhaben der Helmholtz-Gemeinschaft mit dem Ziel, die langfristigen ökologischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Folgen des Klimawandels auf regionaler Ebene vom norddeutschen Tiefland bis zu den bayerischen Alpen zu erfassen."

Das Vorhaben "Tereno" – der Name steht für Terrestrial Environmental Observatories – stellt die Infrastruktur (Messsysteme und Datenbanken) zur Verfügung, um langzeitlich angelegte Messungen durchzuführen. "Bei diesen Versuchen werden nicht nur die Klimadaten erfasst, sondern auch die Wasser- und Bodenqualität, die Vegetation und die biologische Vielfalt untersucht und die dabei gemachten Beobachtungen aufgezeichnet", so der Leiter des Versuchsgutes Scheyern, Georg Gerl. Diese langzeitlich angelegten Messungen dienen der Untersuchung von Austausch- und Rückkopplungsprozessen im System Boden-Vegetation-Atmosphäre.

Auf dem Versuchsgut in Scheyern geht es darum, durch die Untersuchungen die Folgen des Klimawandels für die Umwelt und die Landwirtschaft im Voralpenland, dem so genannten Bayerischen Tertiär-Hügelland, abzuschätzen. Dazu kommt laut Georg Gerl, dass auch Auswirkungen "einer veränderten Landnutzung auf das regionale und globale Klima aufgrund veränderter Wasser- und Stoffflüsse zwischen Landoberfläche und Atmosphäre erfasst werden" sollen.

Dazu werden in diesen Tagen auch in Scheyern neue Messgeräte installiert, um zum Beispiel "die Dynamik des Bodenwassergehalts im Wurzelraum sowie den Transport durch Abfluss in die Vorfluter beziehungsweise durch Versickerung in das Grundwasser" zu untersuchen.

Wenn man auf die zu erwartenden Folgen durch den Klimawandel schaut, die teilweise schon heute spürbar sind – wie höhere mittlere Jahrestemperatur, Dürren, Hochwässer, Artenverlust, Hangrutschungen und andere –, und die daraus entstehenden gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Konsequenzen resultiert, dann werde man sicher die Wichtigkeit solcher Forschungen erkennen, meint der Leiter der Versuchsstation.

Es passiert also doch viel auf dem Versuchsgut. "Momentan sind wir mit den Grobarbeiten der Lysimeter-Station fertig", erläutert Gerl. Die ebenso arbeitsintensive Feininstallation kommt erst noch. Dazu werden eine Vielzahl anderer unscheinbarer Messinstrumente auf dem Gelände aufgebaut die ihre Ergebnisse unauffällig in das Messprogramm einspeisen.

Zu hoffen ist, dass die Ergebnisse auch Fortschritte in der Praxis bringen und nicht die schlimmsten Befürchtungen eintreten: "Dies kann allerdings die Forschung nicht bewirken, sondern hier müssen die Menschen mit vernünftigem Verhalten dazu beitragen", betont Georg Gerl.