Scheyern
"Jede Baumart hat ihre Käfer"

PK-Ferienreporterinnen streifen mit Förster Benjamin Scharnagl durch den Scheyrer Klosterwald

28.08.2015 | Stand 02.12.2020, 20:52 Uhr

Foto: Isabel Ammer

Scheyern (PK) „Wenn der Käfer drin ist, regnet es Nadeln.“ Förster Benjamin Scharnagl hält die Hände auf. Fichtennadeln rieseln von oben herab. Die PK-Ferienreporterinnen Felicitas und Paula schauen in die gelbe Baumkrone. Die Fichte stirbt.

„Weil sie sich gewehrt hat“, sagt Scharnagl. Die Fichte ist bereits mit zwei roten Punkten am Stamm markiert. Lange wird sie nicht mehr im Scheyrer Klosterwald stehen, das Risiko, dass sich der Borkenkäfer auf die Bäume rundum ausbreitet, ist zu hoch. „Wenn man einen Käferbaum übersieht, greift es auf zehn bis 20 weitere Bäume über“, erklärt Scharnagl, Förster beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, den Mädchen die Brisanz eines solchen Falls. 20 000 Käfer würden ungefähr aus einem befallenen Baum ausfliegen.

Wieso der Baum daran aber selber Schuld sei, wollen die Ferienreporterinnen wissen. Am Anfang dringen die Pionierkäfer zwischen Baum und Rinde ein und bohren ihre Löcher in den Baum. Daraus dringt Harz. „Durch Harz werden die Käfer umgebracht“, erklärt Scharnagl. So können die betroffenen Bäume die erste Käferwelle abtöten. Doch diese Verteidigungsmaßnahme hat laut Scharnagl einen Haken: „Das Harz lockt noch viel mehr Käfer an, der Baum macht also alles falsch – dadurch, dass er sich wehrt, stirbt er am Ende.“ Die Mädchen schauen bedrückt in die gelbe Krone der Fichte hinauf.

Doch schnell sind die Käfer vergessen, der Förster führt Paula und Felicitas in den Wald hinein. „Was macht ein Förster eigentlich“, will Paula wissen. „Er bewirtschaftet den Wald, und zwar nachhaltig, das heißt, dass man nie mehr rausnimmt als nachwächst. Außerdem schaut er, dass es den Tieren gut geht“, erklärt Scharnagl. Wie viele Rehe es im Wald gibt, interessiert die Mädchen. Scharnagl lacht, dann deutet er zwischen die Bäume hinein. „Da sind mit Sicherheit welche drin, die uns gerade ansehen – aber Rehe zählen kann man nicht.“ Felicitas und Paula schauen angestrengt in den Wald, doch nur Scharnagls Hündin Bruna tollt herum. Damit die Förster trotzdem einen Überblick über das Wild haben, schauen sie sich die kleinen Pflanzen an, ob die verbissen sind. „Rehe sind gschleckert, die suchen sich das Beste aus – und das sind Tannenspitzen“, verrät Scharnagl. In der Tat: Die kniehohen Tannenbäumchen, die er mit den Mädchen entdeckt, sind stark angeknabbert. „Die sieht wirklich voll lecker aus“, bestätigt Paula mit Blick auf die dunkelgrünen Nadeln. Scharnagl nickt und erklärt, dass es in dem Wald nicht zu viele Rehe gebe. „Sie sind nicht totgebissen, sondern wachsen weiter.“

Ob es Bäume im Wald gebe, die vom Aussterben bedroht sind, will Felicitas wissen. „Eiben sind sehr selten. Im Mittelalter hat es ganz viele davon gegeben, aber sie wurden viel zum Kriegswaffenbau genutzt“, erzählt Scharnagl. Und die Eibe wachse sehr langsam. Zudem seien nach den Weltkriegen vor allem Fichten gepflanzt worden, denn man habe rasch viel Holz gebraucht und sie wachsen besonders schnell. Wenn es den Menschen nicht gäbe, würden in Bayern fast überall Buchen wachsen – 80 bis 90 Prozent Buchen, schätzt der Förster. Die Fichten hingegen kämen eigentlich aus den Alpen, wo es mehr regnen würde. „Deswegen vermehrt sich der Käfer auch so“, kehrt Scharnagl wieder zum Thema Borkenkäfer zurück. Doch er ist nicht der einzige sechsbeinige Schädling im Wald, erklärt er den Mädchen: „Jede Baumart hat ihre Käfer.“