Scheyern/Fernhag
"Sie sollen hinter uns stehen"

Fernhager Bürger üben harsche Kritik an Bürgermeister Sterz und fordern Unterstützung der Gemeinde

20.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:11 Uhr
Die Fernhager Bürger , die in der Nachbarschaft eines nicht genehmigten Wohnheimes leben, kritisierten bei der Bürgerversammlung die Gemeinde Scheyern und Bürgermeister Manfred Sterz (hinten links). −Foto: Lodermeyer

Scheyern (PK) Die Gefühle kochten hoch: Die Situation in Fernhag belastet die Anwohner, die Vorwürfe gegenüber der Gemeinde haben die Nachbarn daher auch auf der Bürgerversammlung zur Sprache gebracht. Nun will sich Bürgermeister Manfred Sterz an den Gemeindetag wenden.

Die Fernhager fühlen sich von der Gemeinde allein gelassen. "Wir sind zum Landrat gegangen, der sich dann bei Ihnen informiert hat, was denn in der Gemeinde Scheyern verkehrt läuft", sagte Reinhard Karst am Donnerstagabend auf der Bürgerversammlung. "Erst danach kamen Sie zu uns Anwohnern, um sich aufklären zu lassen." Denn anfangs hatte Bürgermeister Sterz die Situation im Albrechtring noch zu optimistisch eingeschätzt, wie er zwei Tage zuvor gegenüber dem Gemeinderat erklärt hatte. In dem Scheyrer Ortsteil hat ein Bauunternehmer aus Allershausen 2016 ein Einfamilienhaus gekauft: In dem Haus in Fernhag wohnen nun bis zu 30 Mitarbeiter der Firma, obwohl es für ein solches Wohnheim keine Genehmigung gibt - inzwischen laufen dazu zwei Verfahren am Verwaltungsgericht (PK berichtete).

"Wir reden hier von Lärmbelästigung, Müllproblematik und Parkproblemen", sagte auch Klaus Weißenbach, ebenfalls in der Nachbarschaft des Wohnheims zu Hause. "Das ist von behördlicher Seite nicht genehmigt", erklärte Weißenbach. "Ich frage mich, wie ein gewerbliches Unternehmen sich in ein reines Wohngebiet reinsetzen kann. Wie kann es sein, dass man da nichts machen kann?" In Ernsgaden habe es eine ähnliche Situation gegeben: Dort hätte der Bürgermeister den verantwortlichen Unternehmer und die Anwohner versammelt um die Situation zu lösen. "Das war recht erfolgreich", berichtet Weißenbach. "Vielleicht brauchen wir so etwas auch?" In Ernsgaden seien auch Zwangsgelder verhängt worden.

Auch Karst forderte: "Sie sollen nicht der Meister der Bürger sein, sondern die Probleme der Bürger meistern und hinter uns stehen und uns kraftvoll unterstützen." Er forderte daher, dass die Gemeinde einen Anwalt einschalte, um den Druck zu erhöhen. "Moralisch stehen Sie in unserer Schuld", sagte Karst.

Die Fernhagerin Elke Lorenz warnte zudem: "Das ist nicht das einzige Haus, dass ist kein Einzelfall. Muss jetzt jeder Angst haben, wenn neben ihm ein Haus frei wird? So egal braucht es niemandem sein." Auch Brigitte Karst sagte: "Im Winter steht ein Bagger im Garten, der hat einen ganzen Fuhrpark da. Jeder andere braucht Stellplätze." Und sie fügte an: "Es kann doch nicht sein, dass wir uns immer ducken müssen, nur weil wir unsere Gesetze nicht so gut kennen. Die Anwälte sollen jetzt aktiv werden, nicht erst im Frühjahr." Sie verwies damit auf eine mögliche Entscheidung des Verwaltungsgerichts, gegen die der Unternehmer Einspruch einlegen kann. Die Anwohner fordern daher, dass der Rechtsbeistand der Gemeinde sich nicht erst im nächsten Jahr mit der Situation auseinandersetzt, um nicht unnötig Zeit zu verlieren. Wie Lorenz sagte: "Die Anwälte der Gemeinde sollen jetzt recherchieren, was noch möglich ist."

Sterz versuchte zu beruhigen: "Es kommt immer wieder der Vorwurf, die Gemeinde tut nichts." Doch das Bauamt habe die ersten Hinweise der Anwohner sofort an das Landratsamt weitergeleitet. Inzwischen seien zwei Bescheide der Kreisbehörde an den Bauunternehmer gegangen, gegen die dieser eben geklagt habe. "Wir tun etwas", sagte er. Jedoch sei grundsätzlich das Landratsamt zuständig, auch bei Zwangsgeldern. Weißenbach forderte daher von Sterz, den Druck auf das Landratsamt zu erhöhen. Auch Karst sagte: "Der Druck muss von euch kommen. Warum müssen wir als Anwohner unser Geld für eine zivilrechtliche Klage ausgeben, um das Recht zu bekommen, das wir schon haben?"

Bürgermeister Sterz bilanzierte schließlich: "Das Wohnheim ist illegal, die Situation ist nicht wünschenswert." Er sprach zudem von Ausbeutung, wie der Bauunternehmer letztlich mit seinen eigenen Mitarbeitern umgehe. Er versprach nun: "Ich nehme mit dem Rechtsbeistand im Bayerischen Gemeindetag Kontakt auf."